Credit Research der Raiffeisen: Leiter, Ziele und Termine
Nein, bei diesem Projekt hat es von der Ankündigung zur Umsetzung nicht lange gedauert.
Ende September hat Benjamin Anderegg, Leiter Handel im Department Firmenkunden, Treasury & Markets bei Raiffeisen Schweiz, in einem Interview mit finews.ch angekündigt, dass seine Bank ein Investment und Credit Research für den Schweizer Anleihenmarkt anbieten wird. Er verriet damals zudem, dass für den Aufbau des Teams bereits «eine im Markt bekannte Persönlichkeit mit ausgewiesenem Track Record» verpflichtet worden war, ohne jedoch einen Namen zu nennen.
Schweizer Rating-Provider: Von einem Trio zu einem Quartett
Der Einstieg von Raiffeisen ist eine gute Nachricht für den Kapitalmarkt. Denn auf der Liste der inländischen Anbieter von Ratings für den von der SIX berechneten Swiss Bond Index (SBI), dem wichtigsten Referenzwert für Frankenanleihen, figurieren seit dem Ausscheiden der Credit Suisse (CS) nur noch die UBS, die Zürcher Kantonalbank (ZKB) und die Schweizer Ratingagentur Fedafin. Für inländische Schuldner, die auf die (ziemlich teuren) Dienste einer internationalen Ratingagentur verzichten wollen, sind diese Einstufungen zentral – und mehr Auswahl belebt den Wettbewerb.
Wenige Tage nach der Ankündigung Andereggs, per Anfang Oktober, hat Michael Gähler seine Arbeit als Leiter Credit Research bei Raiffeisen Schweiz am Standort Zürich-Flughafen aufgenommen, wie finews.ch nun erfahren hat. Gähler ist in der Schweizer Ratingszene ein bekannter Name und verfügt über zwei Jahrzehnte Erfahrung im Research und im Asset Management.
Erfahrungen bei der CS und der ZKB
Seine Karriere begann er bei der CS, wo er u.a. das Swiss Institutional Credit Research leitete. 2016 wechselte er zur ZKB. Dort war er zuerst Portfolio Manager Fixed Income und dann Portfolio Swisscanto Anlagestiftung Hypotheken Schweiz.
Seit April 2024 war Gähler Head of Credit Research bei Lombard Odier.
Angesiedelt ist das Credit Research bei Raiffeisen im Departement Firmenkunden, Treasury & Markets, zu dem auch das Economic Research gehört. Damit soll die Unabhängigkeit zwischen den Aktivitäten des Bereichs Handel und der Ratingvergabe gesichert werden. Zudem soll das Credit Research vom makro-, immobilien- und branchenökonomischen Knowhow des Economic Research profitieren.
Technische Infrastruktur und Analysemethodik
Zu den Aufgaben Gählers gehören laut Raiffeisen «der Aufbau einer adäquaten technischen Infrastruktur sowie die Implementierung und kontinuierliche Weiterentwicklung einer bewährten Analysemethodik». Und die Bank strebt explizit auch an, «eine akkreditierte Rating-Providerin der SIX zu werden».
Ein konkreter Termin dafür wird aber nicht kommuniziert. Der Aufbau eines solchen Teams sei zeitintensiv und anspruchsvoll, da spezialisiertes Knowhow und eine adäquate technische Infrastruktur benötigt werde, begründet Raiffeisen und verweist ausserdem auf regulatorische Aspekte.
Bessere Sichtbarkeit von Raiffeisen am Markt
Ein weiteres Ziel bestehe darin, mit der Vergabe von Ratings die Sichtbarkeit bei Emittenten, Investoren und Syndikatsbanken zu erhöhen. Raiffeisen könne «dadurch Emittentinnen und Emittenten künftig umfassend begleiten und Kapitalmarktfinanzierungen im Firmenkundengeschäft vollständig aus eigener Hand anbieten».
Gähler muss ein Team zusammenstellen, um seinen Auftrag erfüllen zu können. Gemäss Raiffeisen ist geplant, bis im Frühling 2026 ein insgesamt dreiköpfiges Team aufzubauen.
Fokus Corporates, Immobilienfirmen und Energieversorger
Das Angebot an versierten Ratinganalysten für den Schweizer Anleihenmarkt ist nicht gerade üppig, so dass dies doch recht ambitioniert erscheint. Und wenn Raiffeisen auf «Juniors» zurückgreifen sollte, wäre damit ein erheblicher Einarbeitungsaufwand verbunden. Die Bank hat denn auch schon ein Stelleninserat aufgeschaltet, mit dem sie einen «Senior Analyst» mit langjähriger Berufserfahrung sucht.
«Ziel ist die Abdeckung von mindestens 50 inländischen Unternehmen mit Fokus auf die Segmente Corporates, Immobilienfirmen und Energieversorger», hält die Bank weiter fest. Zu einem späteren Zeitpunkt seien auch die Vergabe von Ersteinstufungen (Initial Ratings) sowie periodische Publikationen vorgesehen.















