So schlimm der Wertverlust von Krypto-Währungen im aktuellen Marktumfeld für Anleger auch ist – schlimmer ist es, wenn auf einmal die Wallet weg ist. Schutz dagegen verheissen neuerdings auch Zollfreilager.

Schätzungen zufolge sind etwa 20 Prozent aller bestehenden Bitcoin bisher komplett verloren gegangen. Die Gründe können vielfältig sein: Diebstahl, vergessene Passwörter oder eine gelöschte Festplatte. Damit haben sich ein Buchwert von weit über 100 Milliarden Dollar in Luft aufgelöst.

Angesichts solcher Summen lohnt die Suche – und die Beauftragung von Spezialisten. Zu einiger Berühmtheit mit Berichten im britischen TV-Sender «BBC» und dem amerikanischen Portal «Business Insider» gebracht hat es die kleine US-Firma Cryptoassetrecovery. Das von Vater und Sohn Chris und Charlie Brooks gegründete Unternehmen hat nach eigenen Angaben bereits 4,7 Milliarden Dollar an verlorenen Vermögenswerten wiederhergestellt;  bei Erfolgt berechnen die beiden eine Gebühr von 20 Prozent.

Das kling nach viel. Wer jedoch eine «Krypto-Wallet» mit 10 Millionen Dollar in Bitcoin verloren hat, wird diesen Preis gerne zahlen.

Kalte Brieftaschen

Oder, man lässt gar nicht erst so weit kommen. Eine Möglichkeit, Krypto-Währungen sicher zu speichern, ist eine physische digitale Geldbörse. Diese «Cold Wallets» haben keine Verbindung zum Internet, während eine «Hot Wallet» eine Form der digitalen Speicherung ist, die über ein Gerät oder einen Computer zugänglich ist.

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(Bild: Ballet)

Ballet etwa ist ein US-amerikanisches Unternehmen, das eine physische Geldbörse mit einem kryptografischen Zwei-Faktor-Schlüssel anbietet, der in der physischen Geldbörse selbst verborgen ist, so dass die Geldbörse wie ein Inhaberwert funktioniert, ähnlich wie Bargeld oder Gold. Eine dazugehörige App, Ballet Crypto, dient als digitale Schnittstelle für die physischen Ballet-Produkte und bietet alle wesentlichen Funktionen einer Kryptowährungs-Geldbörse, während die privaten Schlüssel «offline» verwahrt werden.

Längst bieten auch Schweizer Krypto-Anbieter solche Dienste an – so beispielsweise die Lausanner Storage-Firme Metaco, der Broker Bitcoin Suisse, die Spezialistin für digitale Anlagen Crypto Finance oder die Krypto-Bank Seba.

Eine «kalte Geldbörse» ist sinnvoller für jemanden, der plant, eine Krypto-Währung über einen längeren Zeitraum zu behalten. Der Nachteil des Verlusts einer Cold Wallet besteht darin, dass man den direkten Zugriff auf seine Investitionen verliert.

Zollfreilager wittern ein neues Geschäft

Auch Zollfreilager haben inzwischen die Verwahrung von Digital-Währungen entdeckt. Solche Lagereinrichtunge finden sich löngst nicht nur in wirklichen Häfen, sondern auch im Grenzgebiet wie bei Genf oder in Flughäfen wie in Kloten. Malca-Amit ist ein Unternehmen, das zahlreiche Tresorräume an mehreren Flughäfen weltweit betreibt, darunter auch in Zürich, wo es die Lagerung von hochwertigen Gütern wie Diamanten, Edelsteinen, Schmuck, Edelmetallen und Kunst anbietet.

Diese Erfahrung nutzt Malca-Amit nun auch beim Schutz digitaler Vermögenswerte. In der so genannten «Deep Cold»-Lagerung werden Wallets in physischen Tresoren gelagert.

Wenn Diebe zugreifen

«Das bedeutet, dass der private Schlüssel, der für den Zugriff auf die digitalen Vermögenswerte erforderlich ist, offline als Teil der physischen Brieftasche des Kunden gesichert wird, die wir in hochmodernen Einrichtungen schützen. Es handelt sich dabei um dieselben Einrichtungen, die zum Schutz der Vermögenswerte von Banken, Luxusmarken und Verwahrern digitaler Vermögenswerte verwendet werden», erklärt Mark Titmarsh, Leiter der Abteilung für digitale Vermögenswerte bei Malca-Amit.

Titmarsh betont, dass bei Verlust oder Diebstahl eines privaten Schlüssels der Dieb die Kontrolle über das Vermögen hat. Durch die physische Aufbewahrung von Geldbörsen behalten die Kunden jedoch ihren privaten Schlüssel. Der private Schlüssel werde nur generiert, wenn beide privaten Schlüsselelemente auf der physischen Ballet-Brieftasche kombiniert würden, die mit einem Siegel geschützt seien. «Solange sich die Brieftasche in unserer Obhut befindet, werden die privaten Schlüsselelemente niemals offengelegt», verspricht Titmarsh.

Auch Bitcoin kann man nicht mitnehmen

Eine weitere Möglichkeit, wie Krypto-Währungen verloren gehen können, ist der Tod ihrer Besitzer. Laut einer im Jahr 2020 durchgeführten Studie sind fast 90 Prozent der Anleger besorgt darüber, was mit ihren Krypto-Vermögenswerten passiert, wenn sie sterben. Ein Teil des Problems ist mangelnde Voraussicht, zudem sind Krypto-Nachlassdienste noch rar. Auch hier hat Malca-Amit eine Marktlücke gefunden.

«Wir haben die Aufbewahrung und Weitergabe von Vermögenswerten viel einfacher gemacht, da unsere Kunden keine Passwörter oder PIN erstellen müssen. Sie können ihre digitalen Vermögenswerte in Ballet Wallets speichern, die bei Bedarf an vertrauenswürdige Begünstigte freigegeben werden.» Die Wallet könne auch als physischer Vermögenswert weitergegeben werden, was die Komplexität für diejenigen, die nicht mit der Kryptowelt vertraut seinen, weiter reduziert, sagt Titmarsh. Eben wie bei einer richtigen Brieftasche.

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