«Blockchain schafft Transparenz, physisches Gold Sicherheit»


Der Goldpreis ist seit Anfang Jahr stärker gestiegen als der Wert von Bitcoin. Was sind die Gründe dafür?

Gold weist traditionell eine sehr geringe oder sogar negative Korrelation zu Aktien und Obligationen auf. Eine Beimischung von physischem Gold reduziert langfristig das Risiko und die Volatilität eines Portfolios. 

In den vergangenen Monaten hat der US-Dollar an Kaufkraft verloren – in einem solchen Umfeld steigt Gold, weil es als «harte Währung» und limitiertes Gut gilt. Bitcoin hingegen sorgt selbst bei kleiner Gewichtung für starke Performanceschwankungen. Während Pandemie und Ukraine-Krieg zeigte sich: Bitcoin ist (noch) kein stabiler Schutz in Krisenzeiten.

«Gold gehört in jedes diversifizierte Portfolio – gerade in Zeiten hoher Staatsverschuldung.»

Wohin wird sich der Goldpreis weiterentwickeln?

Wir geben keine konkreten Kursprognosen ab. Unsere Strategien beruhen auf dem Dreiklang aus Qualität, Liquidität und Transparenz. Wir investieren bewusst und ohne Experimente, auch in physisches Gold – mit dem Ziel, über Konjunkturzyklen hinweg stabile Erträge zu erzielen und die finanzielle Sicherheit unserer Kunden zu wahren.

Hat sich die Kundennachfrage nach Gold zuletzt verändert?

Nicht markant. Seit unserer Gründung investieren wir konstant in physisches Gold. In unseren Balanced-Mandaten halten wir eine definierte Quote von 15 Prozent. Gold gehört in jedes diversifizierte Portfolio – gerade in Zeiten hoher Staatsverschuldung und expansiver Geldpolitik. Wenn Zentralbanken, institutionelle Anleger und mehr Privatpersonen physisches Gold zur Diversifikation halten, dürfte der Preis weiter steigen.

«In manchen Märkten kam es bereits zu längeren Lieferzeiten.»

Viele Anleger setzen auf ETFs oder strukturierte Produkte statt auf physisches Gold. Wie wichtig ist die Lagerung von realem Gold heute noch?

Sehr wichtig. Physisches Gold ist hochliquide und leicht handelbar, das ist ein entscheidender Vorteil in turbulenten Märkten. Wer es in den Händen hält, eliminiert das Gegenparteirisiko. Wir erwarten, dass dieses Thema schneller aktuell wird, als vielen lieb ist. Wenn erste «innovative» Produkte illiquide werden, werden sich Investoren wieder auf Qualität, Transparenz und Liquidität besinnen.

Gibt es derzeit Engpässe bei der Goldverfügbarkeit?

Ja, punktuell. Gold ist ein limitiertes Gut, und die Nachfrage nach physischen Barren steigt. In manchen Märkten kam es bereits zu längeren Lieferzeiten. 

Gold bleibt das ideale Gegengewicht zu Aktien und besser geeignet als Staatsanleihen und ein Garant für Stabilität und Handlungsfähigkeit. Zu ähnlichen Ergebnissen kommt auch die aktuelle Studie «Gold für den langfristigen Vermögensaufbau» der Universität Zürich, die wir in Auftrag gegeben haben.

Tokenisiertes Gold auf der Blockchain – eine Revolution?

Wir sind skeptisch. Zwar schafft die Blockchain Transparenz, indem Transaktionen nachvollziehbar werden. Doch im Unterschied zu Münzen oder Barren bestehen bei tokenisiertem Gold erhebliche Unsicherheiten bezüglich Regulierung und Gegenparteisicherheit. Physisches Gold bleibt die einzige Form, die Anleger vollständig kontrollieren können.


Hans-Peter Schmid ist CEO der Bank von Roll in Zürich.