Das schwedische Vorzeige-Fintech streicht jeden zehnten Job. Entgegen anderslautenden Durchsagen trifft dies nun auch das Schweizer Team von Klarna. Dieses hat sich erst gerade formiert.

Die Durchsage von Chef Sebastian Siemiatkowski hat die «Klarnauten» jäh in ihrem Höhenflug gestoppt. Der schwedische Bezahldienst Klarna, der als wertvollstes Fintech Europas gilt, streicht 10 Prozent aller Stellen, was etwa 500 Positionen weltweit entspricht.

Wen es trifft, der wird mit einer Abfindung zum Ausgang komplimentiert. Klarna reagiert mit der Massenentlassung nach eigenen Aussagen auf die drohende Rezession und den Umschwung in der Konsumentenstimmung.

Es gibt eine Änderung

Wie finews.ch aus mehreren, von einander unabhängigen Quellen erfahren hat, ist hierzulande zumindest eine Stelle vom globalen Abbau bei Klarna betroffen. Angesichts von sechs besetzten Stellen im Land liegt der Aderlass damit sogar noch oberhalb der von CEO Siemiatkowski angestrebten Quote. Dies entgegen anderslautenden Aussagen von Länderchef Christian Kehr. «Für das Schweizer Team ergeben sich keine Änderungen», hatte dieser zuvor noch beteuert.

Auf eine neuerliche Anfrage hin hiess es bei Klarna, das Unternehmen habe in der Schweiz in den vergangenen drei Monaten sechs neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eingestellt. «Zu weiteren personellen Änderungen geben wir derzeit keine Auskunft.»

Fokus auf die Endkunden

In der Schweiz baut das neue Büro von Klarna auf den Strukturen des deutschen Unternehmens Billpay auf, das zu den Pionieren des Kaufs auf Rechnung (Buy now pay later BNPL) zählte und im Jahr 2017 von Klarna ganz übernommen wurde. Auf die Vorgängerfirma gingen auch einige wichtige Business-Kunden zurück, welche die Schweden in der Schweiz bedienen.

Einige dieser Unternehmenspartner sind inzwischen nicht mehr im Boot, wie Klarna auf Anfrage bestätigte. So der ebenfalls schwedische Möbelriese Ikea und das Schuh- und Bekleidungshaus Ochsner. «Ikea und Ochsner gehören bereits seit 2021 nicht mehr zu unseren B2B-Kunden», erklärte ein Sprecher.

Das Ende der Zusammenarbeit stehe in keinerlei Zusammenhang zu jüngeren Entwicklungen. Der Fokus für die Schweiz liegt derzeit auf dem B2C-Business mit Konsumentinnen und Konsumenten. «Wir investieren in die Klarna-App und bauen unsere Lösungen im E-Commerce-Bereich aus», heisst es.

Konkurrenz wittert Milliarden-Volumen

Tatsächlich gilt die Klarna-App, die Payment-Funktionen mit dem gesamten Einkaufsprozess und nachgelagerten Services verbindet, als Messlatte für die gesamte Branche. Doch die Konkurrenz ist auch in der Schweiz auf dem Sprung.

So hat die vor allem für ihr Kartengeschäft bekannte Cembra Money Bank angekündigt, das eigene BNPL-Geschäft forcieren zu wollen. Bis ins Jahr 2025 sieht das Geldhaus die Volumen hier branchenweit in der Schweiz auf 3 bis 4 Milliarden Franken anwachsen. Zu den Unternehmenskunden von Cembra dabei sinnigerweise Ikea.

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