Schweiz ist beliebte Spielwiese für aktivistische Investoren

Die Schweiz zieht immer mehr die Aufmerksamkeit von aktivistischen Investoren auf sich. Zu diesem Schluss kommt die Studie «Activist Alert» des Beratungsunternehmens Alvarez & Marsal (A&M).

Zu den jüngsten Fällen würden Unternehmen wie IWG, Baloise oder Logitech zählen. Dazu kämen frühere Beispiele wie Nestlé, Richemont oder Glencore.
Die Schweiz habe im Jahr 2024 einen weiteren Anstieg der aktivistischen Kampagnen verzeichnet. 13 Prozent aller europäischen Kampagnen seien hierzulande registriert worden, verglichen mit auf gegenüber 11 Prozent im Vorjahr.

Bessere Vorbereitung nötig

«Die Kombination aus niedrigen Bewertungen und einer sich entwickelnden Governance-Landschaft macht den Schweizer Markt zu einem bevorzugten Gebiet für aktivistische Investoren», schreiben die Autoren. Schweizer Unternehmen müssten sich besser darauf vorbereiten, wenn sie dem Druck von Aktivisten standhalten wollen. Im Fokus stehen insbesondere Unternehmen aus dem Industrie- und Konsumgütersektor, heisst es weiter.

Spitzenreiter bei aktivistischen Kampagnen in Europa bleibt aber weiterhin Grossbritannien. 49 gefährdete Unternehmen wurden in der Studie hier identifiziert und 42 Prozent aller 2024 in Europa gestarteten Aktivistenkampagnen hätten sich gegen britische Unternehmen gerichtet.

Die Schweiz lag hinter Deutschland an dritter Stelle. Frankreich verzeichnete im Jahr 2024 einen bemerkenswerten Rückgang der öffentlichen aktivistischen Kampagnen und wurde von der Schweiz und den Benelux-Ländern überholt, die beide einen deutlichen Anstieg der Zahl der lancierten Kampagnen verzeichneten.

Industrie bevorzugtes Ziel

Mit 21 Prozent aller Kampagnen seien Industrieunternehmen der am häufigsten von Aktivisten anvisierte Sektor. Auf den Technologiesektor entfallen 13 Prozent der Kampagnen, wobei der Schwerpunkt auf deutschen Unternehmen lag. Im vergangenen Jahr habe man auch ein wachsenden Interesses von Aktivisten aus den USA an europäischen Zielen beobachten können.

«US-Aktivisten machen sich in Europa verstärkt bemerkbar, und es gibt keine Anzeichen dafür, dass dieses wachsende Interesse nachlassen wird», sagt M&A-Managing Director Malcolm McKenzie. «Transatlantische Kampagnen werden im Jahr 2025 und bis ins Jahr 2026 hinein wahrscheinlich immer häufiger stattfinden, wobei das Vereinigte Königreich, die Schweiz und die Benelux-Länder bereits etablierte Ziele sind und auch Deutschland zunehmend in den Fokus rücken dürfte.»

«Angesichts des Drucks auf die Unternehmensbewertungen dürften die Chancen für Aktivisten, auf wertsteigernde Massnahmen zu drängen, zunehmen», fügt Alessandro Farsaci hinzu. Er ist Head of the Swiss Restructuring and Turnaround Practice. «Proaktives Engagement und Offenheit können potenzielle Konflikte entschärfen, bevor sie zu öffentlichen Auseinandersetzungen eskalieren.»