Bei den ESG-Standards trennt sich in der Schweiz die Spreu vom Weizen

Laut dem «ESG Monitor Schweiz» der PR-Agentur «IRF Reputation» haben 92 Prozent der insgesamt 190 betrachteten börsenkotierten Schweizer Unternehmen im vergangenen Jahr einen Nachhaltigkeitsbericht vorgelegt.

In der Studie wird etwa betrachtet, nach welchen und wievielen Standards berichtet wird, ob die Ergebnisse extern geprüft werden und welche ESG-Rahmenwerke an Relevanz gewinnen oder verlieren.

GRI bleibt führend

Laut der Studie nutzen 91 Prozent der grössten und 80 Prozent der kleinen und mittelgrossen Schweizer Unternehmen die Standards der Global Reporting Initiative (GRI), die damit führend bleibe.

Aber auch die Science Based Targets initiative (SBTi) habe an Bedeutung gewonnen. Zwei Drittel der grössten (64 Prozent) und 22 Prozent der kleinen und mittelgrossen Unternehmen sind der Initiative beigetreten, heisst es weiter. Damit haben die meisten Unternehmen konkrete Klimaziele definiert und andere sich zur Entwicklung solcher Ziele verpflichtet.

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(Grafik: IRF)

Die Nutzung der Standards des Sustainability Accounting Standards Board (SASB), der zehn Prinzipien des UN Global Compact (UNGC), der Sustainable Development Goals (SDGs) und des Carbon Disclosure Project (CDP) hat im SMI Expanded spürbar abgenommen (s. Abbildung 1). Im SPI Extra ist die Anwendung freiwilliger Standards deutlich weniger verbreitet: Rund die Hälfte der Unternehmen nutzt lediglich einen oder zwei Rahmenwerke, zwölf Unternehmen wenden keinen davon an.

Für das Geschäftsjahr 2024 haben demnach 176 der insgesamt 190 untersuchten Unternehmen einen Nachhaltigkeitsbericht veröffentlicht. Darunter sind 47 der grössten (SMI Expanded) und erstmals auch 143 kleine und mittelgrosse (SPI Extra) Unternehmen. Alle grossen Unternehmen wenden mindestens einen der sechs untersuchten internationalen Rahmenwerke an, zwei Drittel (68 Prozent) sogar vier oder mehr. Im Vergleich zum Vorjahr sei die Zahl der Unternehmen, die alle sechs untersuchten Rahmenwerke einsetzen, jedoch deutlich gesunken (von 43 auf 21 Prozent).

64 Prozent der grössten und 54 Prozent der kleinen und mittelgrossen Unternehmen haben den Nachhaltigkeitsbericht in den Geschäftsbericht integriert. Bei der kompletten oder teilweisen Prüfung liegen die Quoten bei den grossen bei 81 Prozent und den mittleren und kleinen Unternehmen bei 38 Prozent. «Das stärkt die Glaubwürdigkeit und schafft Vertrauen bei Investoren, Behörden und weiteren Anspruchsgruppen», heisst es von den Studienautoren.

Anforderungen steigen

Die Anforderungen an die ESG-Berichterstattung würden kontinuierlich steigen. «Mit der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) und den European Sustainability Reporting Standards (ESRS) hat die Europäische Union ein verbindliches Regelwerk geschaffen, das deutlich mehr Unternehmen zur Offenlegung verpflichtet – ab dem Geschäftsjahr 2025 auch viele börsenkotierte KMU.»

In der Schweiz werde die geplante Senkung der Schwellenwerte die Zahl der berichtspflichtigen Unternehmen deutlich erhöhen. «Damit geraten insbesondere kleine und mittlere Unternehmen stärker in den Fokus und stehen vor neuen inhaltlichen, organisatorischen und regulatorischen Anforderungen.»