Asset Management stehen schwierige Zeiten bevor

Die europäische Vermögensverwaltungsbranche steht vor schwierigen Zeiten, schreibt McKinsey in der Studie. Obwohl sich die verwalteten Vermögenswerte (AUM) auf einem Rekordniveau befinden, üben strukturelle Trends Druck auf die langfristige Rentabilität aus.

Zudem lasteten das makroökonomische Umfeld und geopolitische Spannungen auf den Nettomittelzuflüssen und sorgten für Marktvolatilität. Gegenüber den Wettbewerbern aus den USA haben die Europäer an Boden verloren.

Die europäischen Vermögensverwalter sollten ihre Geschäftsmodelle überdenken und ihren Vertrieb, die Produktpalette und ihre geografischen Schwerpunkte neu bewerten, schreiben die Berater.

Nach einem starken Rückgang im Jahr 2022 habe sich die europäische Vermögensverwaltungsbranche 2023 begonnen zu erholen, und die verwalteten Vermögen stiegen um 8 Prozent. 2024 erreichten die verwalteten Vermögen ein Rekordhoch von 28 Billionen Euro. Das Comeback habe sich im ersten Quartal 2025 mit einem Nettozufluss von 1,5 Prozent bei offenen Fonds und ETFs fortgesetzt, wie aus den Daten von Morningstar hervorgeht.

McKinsey Asset management 25 s

Nicht Schritt halten konnten jedoch die Gewinne. Sie haben sich von den schwierigen Jahren 2022 und 2023 nicht erholt. 2024 lagen die Gewinne immer noch um 20 Prozent unter den Rekordergebnissen von 2021, und die durchschnittliche operative Gewinnmarge lag 2024 drei Basispunkte unter jener von 2021. Im gleichen Zeitraum sank die Umsatzmarge, während die Kostenmarge stieg.

AUM-Basis kann Kosten nicht ausgleichen

Die steigenden Kosten werden auf die allgemeine Inflation, steigende Personalkosten sowie Investitionen in Technologie zurückgeführt.

«Dieser absolute Kostenanstieg wurde nur teilweise durch eine wachsende AUM-Basis, eine verbesserte Skalierbarkeit der Fixkosten und ein diszipliniertes Personalmanagement ausgeglichen», heisst es in der Studie.

Langsame Erholung der Mittelflüsse, aber auf einem viel niedrigeren Gebührenniveau

Die Nettomittelflüsse der europäischen Asset Manager stiegen 2024 an (2,3 Prozent Flow-Effekt, 2023: 0,9 Prozent, 2022: -0,3 Prozent) und erreichten damit den höchsten Stand seit 2021. Die absoluten Nettoströme erreichten 2024 593 Milliarden Euro und lagen damit aber immer noch unter dem Rekordwert von 1 Billion Euro im Jahr 2021.

Verschiebung bei Anlageklassen

Bei den Anlageklassen habe es eine Verschiebung gegeben. Ein grosser Teil der Nettoströme floss in Produkte mit niedrigen Margen wie passive Anlagen (316 Milliarden Euro), Geldmarktfonds (133 Milliarden Euro) und aktive festverzinsliche Anlagen (321 Milliarden Euro).

Bei Produkten mit hohen Margen habe es hingegen Nettoabflüsse gegeben. Dazu zählen etwa aktive Aktienanlagen (-147 Milliarden Euro) oder aktive Multi-Asset-Anlagen (-109 Milliarden Euro). Unter den margenstarken Produkten verzeichneten nur alternative Anlagen mit 52 Milliarden Euro einen moderaten Nettozufluss.

Es gibt Anzeichen dafür, dass sich dieser Trend bei den Zuflüssen im ersten Quartal 2025 fortgesetzt hat. «Da die Mittelzuflüsse insgesamt geringer sind und die Zuflüsse in margenstarke Anlageklassen abnehmen, nimmt der Wettbewerb um die verbleibenden Nettomittelzuflüsse zu.»

Gebühren unter Druck

Ausserdem stehen die Gebühren in allen Anlageklassen unter Druck. Die Nettoverwaltungsgebühren sind zwischen 2021 und 2024 gesunken. Dabei war das Minus in den in den margenschwachen Anlageklassen etwas geringer, wie es weiter heisst.

Die Studienautoren rechnen mit weiteren Zuflüssen im Bereich alternativer Anlagen. Jedoch würden sich hier auch immer mehr Anbieter tummeln, und es werde immer schwieriger, sich neben den spezialisierten Anbietern eine Position zu erkämpfen. Als Wachstumstreiber könnten sich European Long-Term Investment Funds erweisen.

Der Anteil der passiven Assets dürfte trotz der aktuellen wirtschaftlichen Unsicherheit weiter steigen, und auch bei Krypto-Assets wird Wachstum erwartet. Bei Krypto-Werten hänge das auch davon ab, ob die Hindernisse, die eine breitere Durchdringung der Anlageklasse durch professionelle Vermögensverwalter behindern, abgebaut werden könnten.

Gegenüber US-Firmen im Hintertreffen

Die europäischen Vermögensverwalter hätten weltweit Marktanteile verloren, insbesondere an US-amerikanische Anbieter. Der Anteil der Europäer im Feld der 20 grössten Vermögensverwalter weltweit sank von 31 Prozent im Jahr 2007 auf 11 Prozent im Jahr 2024. Auch in den globalen Ranglisten haben sie an Bedeutung verloren. Nur vier europäische Vermögensverwalter werden im Jahr 2024 unter den 20 grössten weltweit zu finden sein, verglichen mit sieben im Jahr 2007.

Geschäftsmodell überdenken

Um widerstandsfähiger zu werden, müssten die europäischen Asset Manager ihr Geschäftsmodell überdenken. Als mögliche Rezepte wird von McKinsey eine Reihe von Strategien genannt. Als erfolgreiche Archetypen gebe es derzeit drei Modelle. Das seien die Unternehmen, die auf Grösse setzen, die Spezialisten für bestimmte Produktkategorien mit einem höheren Alpha oder die kundenorientierten Anbieter, die sich auf massgeschneiderte Lösungen konzentrieren.

Zudem sollten die Unternehmen über geografische Expansionen nachdenken – entweder in Europa oder ausserhalb – und auf technologische Innovationen setzen.