UBS zum Thema Gold: Neuer Schwung für die Uralt-Anlage

Nach wie vor erzeugen der vor Selbstbewusstsein (oder Selbstüberschätzung?) strotzende Emporkömmling Bitcoin und die grosse Verheissung der künstlichen Intelligenz viele Schlagzeilen. In einer solchen Zeit kann es sich bisweilen lohnen, den Blick davon zu lösen und etwas schweifen zu lassen. Warum nicht z.B. auf den Klassiker Gold, der eine fast ebenso lange Historie aufweisen kann wie die (zivilisierte) Menschheit selbst?

Das Global Research der UBS hat am Freitag die Langfristprognose für den Goldpreis (in Dollar) kräftig angehoben. Bisher rechnete die Grossbank mit 2'200 Dollar pro Feinunze im Jahr 2030, neu wird ein Preis von 2'800 Dollar veranschlagt. Derzeit wird die Unze um 3'350 Dollar gehandelt.

Goldpreiserwartungen Grafik UBS

(Grafik: UBS)

Es handelt sich dabei allerdings um eine reale Betrachtung – inklusive der bis dahin auflaufenden Inflation sollen dann die gut 31 Gramm Gold 3'100 Dollar wert sein (siehe Grafik oben). Die kurz- und mittelfristigen Prognosen der UBS bleiben unverändert.

Neuer Zyklus auf höherem Niveau

In den kommenden Quartalen sei mit neuen Rekordwerten zu rechnen, bevor die Aufwärtsbewegung Ende 2026 oder Anfang 2027 auszulaufen beginne. Die folgende Korrektur werde den Preis aber nicht auf die Tiefpunkte des früheren Zyklus zurückbringen – Gold werde sich vielmehr auf einem deutlich höheren Niveau halten.

UBS macht für dieses Phänomen sowohl die Angebots- als auch die Nachfrageseite verantwortlich. Die Produktionskosten seien strukturell höher als früher und das Wachstum des neu geschürften Goldes limitiert. Das Management der Minengesellschaften agiere diszipliniert und favorisiere organisches Wachstum statt grosser Akquisitionen.

Breitere Investorenbasis, höhere Anlagequoten

Auf der Nachfrageseite fällt ins Gewicht, dass sich die Investorenbasis für Gold weiter verbreitert und das Edelmetall eine bedeutende strategische Anlage bleibt. «In den letzten Jahren hat Gold mehr denn je seinen Status als Sicherer-Hafen-Wert unter Beweis gestellt, den Anleger halten können, um ihre Portfolios gegen makroökonomische Risiken und geopolitische Unsicherheiten zu diversifizieren«, halten die UBS-Analysten in ihrem Kommentar fest.

Folgerichtig gehen sie auch davon aus, dass die (immer noch recht tiefen) Kernquoten für Gold in der strategischen Asset Allocation aufgestockt werden und robuster sein werden als in der Vergangenheit. Und das Gegenargument der Ertragslosigkeit des zinslosen Assets verliert zunehmend an Bedeutung. Wichtiger als die Haltekosten ist nämlich, dass das Edelmetall die Widerstandsfähigkeit eines Portfolios in einem Umfeld globaler Unsicherheit stärkt.

Irrtümer der US-Notenbank als Kurstreiber für das Gold

UBS bezieht sich auch auf den jüngsten Quartalsbericht des World Gold Council. Interessanter als die Zusammenfassung dessen Erkenntnisse ist, dass die Grossbank nahelegt, die etwas ruhigere Handelsphase im Sommer dazu zu nutzen, günstig Positionen mit Blick auf spätere Preissteigerungen aufzubauen.

Und die Grossbank nennt Ross und Reiter auch gleich beim Namen: «Der nächste Anstieg des Goldpreises dürfte mit einer Verschlechterung des Verhältnisses zwischen Inflation und Wachstum in den USA, einem Rückgang der Aktienkurse und der Erwartung von Zinssenkungen durch die Fed einhergehen. Jede Sorge über Fehlentscheidungen der Fed dürfte sich positiv auf den Goldpreis auswirken.»

«Buy the dips»

Aufschlussreich sind ausserdem die drei Top-Themen, um die Gespräche der UBS mit anderen Akteuren am Goldmarkt in den letzten Wochen kreisten.

  • Die meisten Investoren wollen Kursrückgänge für Zukäufe nutzen («buy the dips»).
  • Viele Akteure sind überrascht, wie gut sich die Preise bisher (auf einem hohen Niveau) gehalten haben.
  • Die Stimmung ist langfristig «bullish». Entsprechend werden Konsolidierungsphasen und Korrekturen als Teil dieser «Reise» betrachtet.