Mehr als Öl: Die verborgenen Schätze der Golfregion
Von Gérard Al-Fil, Dubai
Die Golfmetropole Abu Dhabi ist die Hauptstadt und zugleich das grösste Scheichtum der Vereinigten Arabischen Emirate. Hier schlummern sieben Prozent der weltbekannten Erdölvorkommen. Dennoch baut das Emirat den Nicht-Ölsektor stetig aus. Die Industrie- und Handelskammer von Abu Dhabi (ADCCI) gab jetzt bekannt, dass dieser Sektor im Emirat im ersten Halbjahr 2025 um 34,7 Prozent zulegte. Dabei nährten Exportgüter zwei Drittel des Wachstums, sagte ADCCI in einer Medienmitteilung.
Auch der grösste OPEC-Exporteur in Nahost, Saudi-Arabien, prescht vor. Dort verdoppelten sich 2024 die Exporte von Industriegütern ausserhalb der Energiebranche und erreichten 137 Milliarden Dollar.
Gigantischen Metallreserven
Während die Industriezweige Aussenhandel, das Bauwesen und der Tourismus stetig wachsen, bleiben Bergbau und Steinbruch die tragenden Säulen der Nicht-Öl-Branche in der Golfstaatenunion GCC. Laut Times of Oman bezifferte sich das Bruttoinlandsprodukt des GCC im Jahr 2023 auf 2,14 Billionen Dollar. Davon entfallen erstmals 70 Prozent auf die Nicht-Öl-Industrie.
Wenig ist ausserhalb des Mittleren Ostens bekannt über die gigantischen Metallreserven in der westlichen Region Al-Gharbiya, die von einem Gebirgsmassiv dominiert wird. Dort lagern Rohstoffe in Hülle und Fülle, wie Gold, Kupfer, Bauxit und seltene Erden. Weil der Preis für das schwarze Gold der Sorte Brent binnen Jahresfrist aufgrund deer Trump-Zölle um 14 Prozent niedriger notiert, sind die sechs GCC-Länder bemüht, ihre Montanindustrie auszubauen.
Im Sultanat Oman werden auch Eisenerz und Mangan gefördert. Eine bedeutende verarbeitende Industrie für Aluminium existiert seit Jahrzehnten in den VAE, Bahrain und Katar. Doch importieren die Werke Emirates Global Aluminum (EGA) und respektive die börsenkotierte Alba und Qatalum den begehrten, weil leichten und unendlich recyclebaren Industrierohstoff aus Australien. Zwischen EGA und dem US-Aluminiumriesen Alcoa besteht eine Zusammenarbeit.
McKinsey erkennt eine Verschiebung
Dennoch erwarten die Berater von McKinsey einen Wandel bei Industriekrediten. McKinsey beobachtet laut einer von ihr im April veröffentlichten Studie einen Trend zu Finanzierungen in den Feldern Technologie, Konsumgüter und Bildung, die zusammen um ein Fünftel jährlich und somit am stärksten im GCC wachsen. Gut beraten sind deshalb die Banken, sowohl bei der klassischen Projektfinanzierung als auch beim Funding von Startups und Familienunternehmen, entsprechende Ressourcen anzubieten.