Neue Studie: Auf diese Open-Finance-Lösungen wartet die Schweiz

Das Institut für Finanzdienstleistungen Zug (IFZ) der Hochschule Luzern (HSLU) hat in einer Umfrage unter Kundinnen und Kunden von Schweizer Banken die Bedürfnisse hinsichtlich ihrer Wünsche und Erwartungen zu Open Finance befragt.

Die rund 1'000 Befragten würden die von den Studienautoren vorgeschlagenen App-Funktionen als nützlich empfinden. Auf einer Skala von 1 (überhaupt nicht nützlich) bis 5 (sehr nützlich) erhalten die Aspekte «einfache Aufbereitung von Rechnungen und Belegen» (3,84 Punkte) sowie die «strukturierte Ablage von Dokumenten» (3,76 Punkte) die höchsten Bewertungen.

Jüngere Gutverdienende besonders positiv

Aber auch andere mögliche Funktionalitäten wurden als eher nützlich bewertet. Dazu zählen etwa «Überblick über Vermögenswerte», «finanzielle Situation im Alter», «zentrale Datenverwaltung und Freigabe», «automatisches Ausfüllen von Formularen» oder ein «einfacher Wechsel von Banken oder Versicherungen mit wenigen Klicks».

Der grösste Mehrwert liege für die Befragten in der Vereinfachung administrativer Aufgaben und Pflichten. Darunter fallen etwa das automatische Ausfüllen der Steuererklärung, die Ablage und Übersicht von Verträgen, die zentrale Verwaltung von Abos oder die automatische Nutzung von Rabatt- oder Cashback-Programmen.

Laut den Umfrageergebnissen sind jüngere Erwachsene mit mittlerem oder höherem Vermögen dem Thema gegenüber besonders positiv eingestellt, während ältere Erwachsene deutlich zurückhaltender sind.

Vertrauensbonus für Banken und Versicherungen

Laut Einschätzung der Autoren sind Banken und Versicherungen aufgrund eines vorhandenen Vertrauensbonus prädestiniert, diese Kundenbedürfnisse zu befriedigen. Hier würden sich Chancen bieten, auf der Basis von Open Finance und KI Lösungen mit einem echten Mehrwert für die Kunden zu entwickeln.

Geringe Zahlungsbereitschaft

Eher gering ist jedoch die Bereitschaft, für solche Open-Finance-Produkte zu zahlen. Knapp zwei Drittel (63 Prozent) wären dazu aktuell nicht bereit. Das treffe auch für jene zu, die ein eher und tatsächlich vorhandenes Interesse bekunden. Der Anteil der Anteil der Zahlungswilligen liegt hier bei 15 bzw. 23 Prozent.

Doch gerade dieses Umfrageergebnis wird von den Studienautoren gleich wieder relativiert. Die effektive Zahlungsbereitschaft wäre beim Vorhandensein eines entsprechenden Angebotes mit hoher Wahrscheinlichkeit grösser. Open-Finance-Angebote dürften von den Anbietern innerhalb von entsprechend bepreisten Leistungspaketen angeboten werden. Zudem sei die Wechselbereitschaft der Kunden in der Schweiz gering, und es gebe eine «niedrige Preissensitivität». Daher sollte das Ergebnis einer geringen Zahlungsbereitschaft nicht überbewertet werden.

Cyber- und Datensicherheit als grösste Sorgen

Abgefragt wurden auch die Befürchtungen der Teilnehmer. Hier werden Cybersicherheit (Hackerangriff), ein technischer Ausfall über gleich mehrere Anbieter oder Datensicherheit als Sorgen genannt. 44 Prozent geben zudem an, dass sie bewusst die Daten bei verschiedenen Instituten getrennt halten möchten. Dieser Aspekt sei bei vermögenden Personen wichtiger als bei weniger vermögenden.

Immerhin 31 Prozent glauben nicht, dass eine Lösung alle ihre Bedürfnisse abdecken kann, und 30 Prozent vertrauen solchen Lösungen nicht. Hier spiele auch der Grad der Technik-Affinität der Personen eine Rolle, heisst es weiter.

Banken gehen Thema zu technisch an

Aber nicht nur die Einstellungen der Kundenseite wurden abgefragt. Auch mit Bankmanagerinnen und -managern wurde gesprochen. Als Schwachstelle wird dabei gesehen, dass sich die Banken auf die operative Umsetzung und den Nutzen für ihr Institut fokussieren würden. Dabei verenge sich der Blick zudem auf die heute bekannten Bankgeschäfte.

Nur sehr vereinzelt würde eine Open-Finance-Strategie vorliegen, und die Verwaltungsräte würden sich kaum mit dem Thema beschäftigen.

Die HSLU-Studie wurde von einer Reihe von Unternehmen aus dem Bereich Open Finance unterstützt. Zu den Sponsoren zählen die SIX-Solutions-Tochter bLink, der Kernbankensystemanbieter Finnova, die Schweizerische Bankiervereinigung sowie Synpulse.