Zwei ehemalige Manager des Versicherers Zurich haben ihre eigene Brokerfirma gegründet, wie finews.ch erfahren hat. Damit mischen sie im speziellen Markt der Organhaftpflicht-Versicherungen mit. 

Konzernchef zu sein ist nicht ungefährlich – nur zu schnell kann die Bewunderung in handfeste juristische Forderungen umschlagen. Jüngstes Extrembeispiel ist der ehemalige Raiffeisen-CEO Pierin Vincenz, der wegen Verdachts auf ungetreue Geschäftsbesorgung in Untersuchungshaft sitzt.

Solche Fälle zeigen, weshalb Unternehmen sogenannte Organhaftpflich-Versicherungen abschliessen. Diese auch D&O genannten Angebote schützen nicht nur das Privatvermögen von Geschäftsleitungs-Mitgliedern und Verwaltungsräten. Sie decken auch die Kosten der Abwehr von überhöhten Forderungen.

Spezialisten in diesem Metier sind Markus Haefeli und Peter Schroeder, zwei ehemalige Manager der Zurich. Das Duo hat sich mit Haefeli & Schroeder Financial Lines selbstständig gemacht, wie finews.ch erfahren hat. Neben D&O-Lösungen bieten sie auch die anderen klassischen Financial-Lines-Produkte an, namentlich Berufshaft-Pflicht-, Vertrauensschaden- und Cyberversicherungen.

Neue Plattform für KMU

Die von der Finma lizenzierte Firma tritt zum einen als klassischer Broker auf, der für Kunden – vor allem Grossfirmen – individuelle Lösungen aushandelt und dafür von den Versicherern eine Provision erhält.

Zusätzlich wollen die beiden in Kürze eine eigens entwickelte webbasierte Plattform lancieren, wie finews.ch weiter erfahren hat. Eigenen Angaben zufolge handelt es sich hierbei um die erste Insurtech-Plattform dieser Art im Financial-Lines-Markt. Dabei wird die Plattform Brokern kostenlos zur Verfügung gestellt. Diese können so unter ihrem eigenen Namen und ohne den Kunden abzutreten eine Police abschliessen. 

«Nicht nur resultieren daraus enorme Zeitersparnisse», erklärt Haefeli. «Die Qualität steigt und die Kosten werden mittels Digitalisierung reduziert, was sich wiederum auf die Prämien auswirkt.»

Gut vernetztes Gründerteam

Die Plattform zielt dabei neu auf das KMU-Segment. Denn auch diesem droht mittlerweile existenzbedrohende Kosten aufgrund immer strengeren Regularien, der zunehmenden Prozessierlust oder den Gefahren von Cybercrime.

Den beiden Gründern nützt da ihre Expertise und ihr breites Netzwerk, wie auch die aus ihrer Sicht attraktiven Wachstumsaussichten. Die Financial-Lines-Schäden haben über die Jahre stetig und stark zugenommen, auch solche wegen Fehlberatung durch Broker, berichtet Haefeli. «Wir schätzen das gegenwärtige jährliche Prämienvolumen in der Schweiz auf 350 bis 500 Millionen Franken», so der Jurist und Ökonom und betont, dass es dazu keine exakte Zahlen gibt.

Financial Lines ist ein junger Zweig der Versicherungsindustrie. Hierzulande werden solche Produkte erst seit Mitte der 1990er-Jahre vertrieben. Über die letzten zwei Dekaden hat Geschäft aber eine starke Verbreitung erfahren und jährliche Zuwachsraten im zweistelligen Prozentbereich verzeichnet.

Zwei Schwergewichte

Die beiden frisch gebackenen Entrepreneure gelten als Schwergewichte in diesem Business. Haefeli war bis vor Kurzem Leiter Financial Lines bei der Zurich, dem grössten Anbieter solcher Versicherungslösungen in der Schweiz. Schroeder verantwortete unter Haefeli die Kundengruppe Financial Institutions – die Bedeutendste in jener Sparte.

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