Auch die Schweizer Grossbanken geben viel Geld aus, um junge Investmentbanker bei der Stange zu halten. Doch mit der Rückkehr ins Büro droht ihnen wieder die alte pickelharte Routine.

Mit Spezialboni und Lifestyle-Pauschalen sind die UBS und die Credit Suisse (CS) im Investmentbanking längst nicht mehr alleine. Die ganze Branche lässt sich die Motivation des Nachwuchses einiges kosten. Berichten zufolge verdienen die Neulinge im Metier bei der amerikanischen Grossbank J.P. Morgan mittlerweile ein Fixgehalt von 100'000 Dollar pro Jahr.

Mit Drohungen zurück ins Office

Wie auch finews.ch vermeldete, wollen die Institute damit die nächste Generation von Investmentbankern bei der Stange halten, der die Auswirkungen der Coronakrise besonders hart zusetzt; im Shutdown verschwammen Arbeit und Privatleben noch mehr, und die Burnout-Fälle häuften sich.

Kommt hinzu, dass besonders die amerikanischen Marktführer nun auf die Rückkehr ins Büro drängen. Dies zuweilen mit Drohungen: Bei Morgan Stanley in den USA riskiert eine Gehaltskürzung, wer bis zum Labor Day vom 6. September nicht zurück in der Bank ist.

Wie Assistenzärzte

Wie die amerikanische Finanzzeitung «Wall Street Journal» (Artikel bezahlpflichtig) berichtete, sind nämlich bei vielen Instituten nach wie vor Chefs am Drücker, die herzlich wenig von Fernarbeit und flexibler Arbeitsgestaltung halten. Das sagen sie auch ganz offen. Das «Journal» zitierte einen Kader, der findet, junge Banker lernten das Metier nur vor Ort im Handelsraum – Assistenzärzte auf der Notfallabteilung.

Diese Sicht der Dinge herscht bis in die höchsten Spähren. Jamie Dimon, CEO der grössten US-Bank J.P. Morgan, erklärte unlängst, dass das Home Office für Junge «nicht taugt».

Hoffen auf Geldregen

Mehr und mehr zeigt sich, dass mit der «Heimkehr» ins Büro auf die Generation Z des Investmentbanking auch die altbekannte, pickelharte Routine wartet. Diese folgt seit Dekaden dem Muster, dass Anfänger Nächte und teils Wochenenden durcharbeiten und auch nervtötende Aufträge mit Elan entgegennehmen – in der Hoffnung, es einmal zum begehrten «Regenmacher» mit Millionen-Salär zu bringen.

Zumindest in den Köpfen der Regenmachern ist dieses Muster weiterhin verbreitet. Der Bericht weiss einen hochrangigen Investmentbanker zu zitieren, welche der Ansicht, dass es nie zu etwas bringe, wer nicht mindestens 16-Stunden-Tage schiebe.

Wette gegen Gepflogenheiten

Dass das Investmentbanking trotz Pandemie und Home-Office gerade Rekordmonate erlebt, scheint solche Gewissheiten offenbar wenig anzufechten. Dass Jungbanker zunehmend in die Techbranchen abwandern oder gleich selber Startups lancieren, ebenfalls nicht.

Chefs wie Citigroup-CEO Jane Fraser, welche bei der amerikanischen Grossbank schon im Frühling erklärte, die durchgehende Präsenz in der Bank sei nicht mehr nötig, gehen damit eine Wette gegen die Branchen-Gepflogenheiten ein. Dies gälte auch für die Schweizer UBS und CS, wenn diese auch im Investmentbanking ernst mit angedachten neuen Arbeitsmodellen machen. Es wird sich zeigen, welche Haltung im «War for Talent» künftig das Rennen macht.