Die Credit Suisse wechselt ihren Onshore-Private-Banking-Chef in Russland aus. Die Umbesetzung erfolgt zu einem heiklen Zeitpunkt.

Es ist für die Credit Suisse (CS) ein sensibler Wechsel zu einer sensiblen Zeit: Der bisherige Leiter des Onshore-Private-Banking in Russland, Michael Knoll (Bild oben), verlässt nach vier Jahren seinen Posten und kehrt zurück ins Zürcher Hauptquartier. Das berichtet das Branchen-Portal «Wealthbriefing.com» (Artikel kostenpflichtig). Wie es weiter heisst, soll der gebürtige Russe Dmitri Kushaev (Bild unten) ab Anfang 2015 Knolls Funktion in Russland übernehmen.

kushaev dimitri webWie weitere Recherchen von finews.ch ergaben, soll der Wechsel auf Knolls Wunsch hin erfolgt sein. Bankintern rechnet man damit, dass Knoll seinem Nachfolger bis auf Weiteres beratend zur Seite steht. Offenbar ist aber noch unklar, welche Rolle Knoll künftig bei der Bank einnehmen wird. Dmitri Kushaev arbeitete vorher bei Blackstone in Moskau sowie bei Ernst & Young.

«One-Bank» forcieren

Tatsächlich steht für die CS in diesem Geschäft einiges auf dem Spiel. Die Bank ist schon seit rund zwanzig Jahren im Markt tätig und hat ihre Franchise konsequent auf das Geschäft mit superreichen Russen ausgebaut. Obwohl die Grossbank keine Zahlen zu Mannschaftsstärke oder verwalteten Vermögen publiziert, ist es im Schweizer Banking ein offenes Geheimnis, dass die CS mit Abstand über den grössten Russland-Desk verfügt.

Gleichzeitig heisst es intern, dass die CS in Russland auch ihre «One-Bank»-Strategie forcieren wolle. Dabei sollen den Kunden nicht nur die Dienste des Private Banking, sondern auch die der Investmentbank aus einer Hand angeboten werden. Über die Umsetzung dieser Zielsetzung wacht Steve Hellman, Chef des Russland- und CIS-Geschäfts bei der Credit Suisse. An ihn wird Kushaev künftig rapportieren.

Geschäft im Umbruch

Derweil wird selbst für die stark positionierte CS das Russland-Geschäft unberechenbarer. Dem Land droht nächstes Jahr wohl eine Rezession, und auf Grund der Unsicherheiten rund um die Ukraine-Krise erreichte die Kapitalflucht in diesem Jahr mit geschätzten 120 Milliarden Dollar enorme Dimensionen.

Entsprechend suchen nun die Behörden in Moskau mit aller Macht, die Staatsfinanzen zu stabilisieren. Ein in aller Eile durchgepeitschtes Gesetz etwa soll ab 2015 sicherstellen, dass reiche Russen ihre oftmals in zahlreichen Offshore-Konstrukten eingebrachten Vermögen offenlegen.

Schweizer Banken müssen spuren

Und Schweizer Banken wie die CS stehen in der Pflicht, die russischen Behörden bei der Umsetzung dieses Gesetzes zu unterstützen: Steuerspezialisten sprechen denn auch bereits von einer Zeitenwende, wie finews.ch am Mittwoch ebenfalls berichtete.

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