Die Raiffeisenbank und ihr Ex-Chef Pierin Vincenz stehen im Schlaglicht der Schweizer Finanzmarktaufsicht Finma wegen mutmasslicher Interessenskonflikte. Nun meldet sich Raiffeisen-CEO Patrik Gisel.

Im Vergangenen Oktober hat die Schweizer Finanzmarktaufsicht Finma ein Verfahren gegen die Raiffeisen-Gruppe zu Corporate-Governance-Themen eingereicht. Und neuerdings ermittelt die Behörde auch gegen den ehemaligen Raiffeisen-CEO Pierin Vincenz, wie am Montag auch finews.ch berichtete.

Trotz des laufenden Verfahrens meldet sich nun der amtierende CEO der genossenschaftlich organisierten Bank, Patrik Gisel, zu Wort – ein Zeichen, dass den Verantwortlichen des drittgrössten Finanzinstituts der Schweiz die Sache vermutlich mehr als unangenehm ist.

Beteiligung an Investnet im Fokus

Zwar könne er nicht ins Detail gehen, sagte Gisel am Montag im Interview mit der «Finanz und Wirtschaft» (bezahlpflichtig). Aber nach dem eigenen Governance-Check, den die Raiffeisen bankintern Ende 2016 initiiert und im Frühjahr Sommer 2017 abgeschlossen habe, «stehen Governance-Themen im Zusammenhang mit unserer Mehrheitsbeteiligung Investnet Holding im Fokus», so Gisel.

Raiffeisen nahm damals noch unter der Ägide von Vincenz eine Mehrheit am Unternehmen, das KMU berät und sie mit Investitionskapital versorgt. In der Kritik stehen laut Gisel dabei die Entscheidungsprozesse, die zur Beteiligung geführt haben und wie die Verträge ausgestaltet und aufgegleist wurden.

Weitere Beteiligungen aufgebaut

In der Ära Vincenz hatte Raiffeisen noch weitere Beteiligungen aufgebaut, und zwar am Derivate-Spezialisten Leonteq oder an der Notenstein Privatbank. Gisels Wissensstand zufolge ermitteln die Behörden aber nur in der Sache Investnet und untersuchen nur die Bank und deren Prozesse.

«Die heute verantwortlichen Personen von Raiffeisen Schweiz stehen nicht im Fokus dieser Untersuchung. Wir sehen keine personellen Konsequenzen aus dieser Untersuchung», betont Gisel, der Raiffeisen seit Oktober 2015 führt.

Sowohl der temporäre Abgang von Nadia Ceregato, derzeit noch Leiterin des Bereichs Legal & Compliance und Partnerin von Pierin Vincenz, als auch die am Montag bekanntgegebene Frühpensionierung von Marcel Zoller, seines Zeichens noch bis Ende Jahr Finanzchef bei Raiffeisen, stehen Gisel zufolge nicht im Zusammenhang mit dem Finma-Verfahren.

Abschluss im Frühjahr 2018

Die Raiffeisen-Gruppe hat am Montag diverse personelle und strukturelle Änderungen bekanntgegeben. Unter anderem führt die Genossenschaftsbank ein eigenes Compliance-Departement ein, wie auch finews.ch berichtete.

Man werde nun weitere Gespräche mit der Finma führen. Mit einem Abschluss des Verfahrens rechnet Gisel im Frühjahr 2018. «Wir sind zuversichtlich, dass die Finma unseren eigenen Governance-Check mit in Betracht zieht und zu ähnlichen Schlüssen kommen wird.»

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.6%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.46%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.4%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.3%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.23%
pixel