Erstmals äussert sich nun der Chef der Zürcher Kantonalbank Österreich, Lucien Berlinger, im Interview mit finews.ch über die Wachstumspläne der Bank und spricht über Synergien mit dem Mutterhaus. 


In der Schweiz sind die Aktivitäten der Zürcher Kantonalbank (ZKB) in Österreich kaum bekannt. Dabei hat die Staatsbank unter der Ägide von CEO Martin Scholl 2009 beschlossen, ein Private-Banking-Geschäft im EU-Raum aufzubauen und übernahm in diesem Kontext Anfang 2010 in Österreich die Privatinvest (PIAG) von den vormaligen Besitzern Commerzbank und Salzburger Sparkasse. Die Privatinvest mit Sitz in Salzburg und einer Niederlassung in Wien wurde anschliessend in Zürcher Kantonalbank Österreich umfirmiert. 

Nach anfänglichen Turbulenzen baut die ZKB Österreich ihr Geschäft an den Standorten Salzburg und Wien kontinuierlich aus und zählt mittlerweile 91 Mitarbeiter bei einem verwalteten Vermögen von rund zwei Milliarden Euro. Im April 2015 siedelte Lucien Berlinger zusammen mit seiner Familie von Zürich nach Salzburg über und leitet seither die Geschäfte der  Auslandstochter der ZKB. 


Herr Berlinger, weshalb betreibt die ZKB überhaupt ein Private-Banking-Geschäft in Österreich, anstatt sich auf das Geschäft mit ausländischen Kunden aus der Schweiz heraus zu konzentrieren?

Wir betreiben das Private-Banking-Geschäft in Österreich als «Tor zu Europa» der Konzernstrategie. Vor dem Hintergrund eines zunehmend komplexen regulatorischen Umfelds in Europa ist es ein strategisches Ziel, das Off-Shore Geschäft in der Schweiz zu halten. Daher verfolgen wir eine duale On- und Off-Shore Strategie und verfügen über entsprechende Banklizenz in Österreich sowie das EU-Passporting für Deutschland.

Und weshalb Österreich und nicht Deutschland?

Es war klar, dass wir aus kulturellen Gründen im deutschsprachigen Raum präsent sein wollen. Dass die Wahl auf Österreich gefallen ist, war eine gezielte, aber auch opportunistische Entscheidung. In Österreich fanden wir das passende Vehikel, durch das wir die notwendige Lizenz erwerben konnten.

Im Nachhinein zeigte sich, dass Salzburg als Hauptstandort eine gute Entscheidung war. Wir profitieren von einer schlanken Kostenstruktur. Vor allem das Lohnniveau liegt markant tiefer als beispielsweise in München.

Wie gross ist denn der Marktanteil der ZKB-Tochter in Österreich?

Obwohl unser Marktanteil derzeit noch gering ist, besitzen wir aufgrund unseres Offerings eine starke Position. Wir wachsen seit geraumer Zeit zwischen 15 und 20 Prozent pro Jahr. Es ist unser Ziel, dieses Wachstum nachhaltig fortzusetzen.

«Die Investitionsquote der Kundenvermögen liegt bei 96 Prozent»

Die verwalteten Vermögen liegen derzeit bei knapp zwei Milliarden Euro. Die Gewinnschwelle haben wir Ende 2016 überschritten mit damaligen Kundengeldern in der Höhe von rund 1,3 Milliarden Euro.

Die Österreicher gelten wie die Schweizer und die Deutschen als risikoaverse Klientel – für Privatbanken ein schwieriger Markt.

Es stimmt, die Österreicher sind wie die Schweizer und die Deutschen risikoavers. Gleichwohl liegt die Investitionsquote unserer Kundenvermögen bei 96 Prozent. Das liegt daran, dass wir eine reine Privatbank sind und ausschliesslich Vermögensverwaltung oder Anlageberatung für Kunden mit einem Veranlagungspotenzial ab 500'000 Euro anbieten. Unsere Vermögensverwaltungsquote liegt Ende Oktober bei 77 Prozent. Diese Quote wollen wir noch erhöhen.

Sie fokussieren dabei nur auf den österreichischen Markt?

Unsere Zielmärkte sind Deutschland und Österreich. Knapp ein Drittel der verwalteten Vermögen stammt aus Deutschland und der Rest aus Österreich. In Deutschland fokussieren wir hauptsächlich auf den süddeutschen Raum.

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