Die Digitalisierung wird Banken vollkommen verändern – und damit den Bankberuf. Nur wer flexibel ist und sich weiterentwickelt, wird die interessanten Jobs erhalten, ist das Ergebnis einer Studie der ZHAW.

Die Banker-Laufbahn, welche im vormaligen Jahrhundert noch vielfach mit der KV-Bankenlehre begonnen hat, ist ein Auslaufmodell – bereits heute. Dies ist ein Fazit aus der vom Zürcher Bankenverband in Auftrag gegebenen und von der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) erstellten «Zukunftsstudie Bankfachspezialisten 2030».

Studienleiterin Anita Sigg sagte am Montag bei der Präsentation, das Banken-KV entspreche schon heute nicht mehr dem Wertschöpfungsansatz der Banken. Zu viele Dienste werden inzwischen von Drittanbietern übernommen, das Outsourcing hat klassische Abwicklungs-Tätigkeiten im Back und Middle Office in Banken verschwinden lassen.

Digitalkenntnisse werden das Einmaleins

Es ist inzwischen eine Binsenweisheit: Die Digitalisierung ist daran, die Finanzbranche grundlegend zu verändern. Der Zürcher Bankenverband (ZBV) wollte mit der Studie einige Grundlagen schaffen, wie sich damit auch die Tätigkeiten und Laufbahnen im Bankenbereich verändern werden. Denn im Zuge der Digitalisierung laute das Ziel, dass Zürich und die Schweiz führende Finanzplätze blieben, sagte ZBV-Präsident Thomas Ulrich.

Die Hauptaussage der Studie: Die Veränderungen im Berufsbild der Banken werden drastisch sein. Und die Anforderungen im Bankerberuf werden technischer, sprich IT- und Digitalkenntnisse werden zum Einmaleins.

Kundenberater: Komplett andere Tätigkeit

Die Veränderungen werden den Vertrieb betreffen – in diesem Bereich arbeiten 40 Prozent der Schweizer Bankangestellten –, vor allem aber die Kundenberatung und - betreuung. Hier geht die Studie von einer starken bis zu einer kompletten Veränderung des Tätigkeitsfeldes aus.

Die Unsicherheiten im Zusammenhang mit einer Karriere im Banking werden zunehmen, denn mit einer klassischen linearen Laufbahn ist es wohl auch vorbei. Die Studie spricht hingegen von multidirektionalen, horizontalen oder auch bogenmässigen Laufbahnen – je nachdem wie sich ein Individuum in dieser neuen Welt des Bankings und der Bildung zurecht findet.

Auf die Pensionierung warten, ist gefährlich

Kurz gesagt: Banker, die noch zehn bis 20 Jahre Berufsjahre vor sich haben, dürfen sich nicht damit begnügen, ihrer Pensionierung entgegen zu arbeiten. Flexibilität und ein offener Mindset sind gefragt und die Fähigkeit zu erkennen, wo allfällige Bildungslücken vorhanden sind.

Studienverfasserin Sigg geht denn auch davon aus, dass sich innerhalb der Bankenbelegschaften vermehrt ein Graben auftun wird zwischen denen, die sich die benötigten Kompetenzen beschaffen und denen, welche der Entwicklung passiv zuschauen. Dies werde sich auch auf die Salärestrukturen auswirken.

Mehr das «Wie» als das «Was»

Nun macht die Studie – richtigerweise – keine Prognose darüber, wie im Jahr 2030 der Arbeitsalltag eine Kundenberaters aussieht. Doch eine Vorhersage dürfte voll zutreffen: Fachkompetenz und Know-how, also das «Was» in der Kundenberatung, werden künftig wohl eher sekundäre Faktoren im Berufsbild darstellen.

All dies könne man durch eine Google-Recherche herausfinden, sagte Ulrich. Hingegen werde die sogenannte Methodenkompetenz, also das «Wie», vielmehr in den Vordergrund rücken. Allgemeinwissen, analytische und unternehmerische Denkweise wie auch Auftreten und Empathie würden im Anforderungsprofil eines Kundenberaters zu den wichtigen Elementen.

Hierarchien geraten durcheinander

Während die Bildungsinstitutionen auf diesen prognostizierten Paradigmenwechsel mit entsprechenden Programmen reagieren müssen, werden sich auch die Organisationen in der Bankenwelt anpassen. Sprich: Wenn es mit dem sprichwörtlichen Aufstieg auf der Karriereleiter vorbei ist, werden auch streng hierarchische Strukturen überholt. Das heisst, auch Banken werden ihre Laufbahnmodelle und Arbeitsbedingungen flexibilisieren müssen – gleiches gelte wohl für die Salärpolitik, sagte Sigg.

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