Manipulationen bei Vermittlerzertifikaten aufgedeckt

Für einmal betrifft eine inhaltlich unerfreuliche Botschaft der Finanzmarktaufsicht Finma nicht die Banken, sondern die Versicherungen. Eine Untersuchung des Berufsbildungsverbandes der Versicherungswirtschaft (VBV) habe ergeben, dass aufgrund von Manipulation in rund 100 Fällen VBV-Vermittlerzertifikate zu Unrecht ausgestellt worden seien, hält die Finma in ihrem Communiqué vom Dienstag fest.

Der Verband habe die Finma (offenbar schon vor einiger Zeit) über mögliche Manipulationen in Bezug auf die Ausstellung von VBV-Zertifikaten unterrichtet. Seither stehe die Finma im engen Austausch mit dem VBV und Strafbehörden. Ende Oktober habe der VBV der Finma mitgeteilt, «dass in rund 100 Fällen ein solches Prüfungszertifikat aufgrund von manipulativen Eingriffen in Prüfungsresultate und/oder in die Prüfungsdatenbank erfolgte und somit zu Unrecht ausgestellt wurde». Der VBV werde bei diesen Prüfungszertifikaten den rechtmässigen Zustand wiederherstellen und die betroffenen Personen informieren. Zudem sei Strafanzeige erstattet worden.

Löschung aus dem öffentlichen Vermittlerregister

Der VBV handelt im Auftrag der Versicherungs- und Vermittlerindustrie und wird nicht von der Finma beaufsichtigt. Die ungebundenen Vermittler unterstehen allerdings ihrer direkten Aufsicht. Werde eine Verletzung des Finanzmarktrechts nachgewiesen, lösche die Finma die betroffenen ungebundenen Vermittlerinnen aus dem öffentlichen Vermittlerregister und prüfe weitere aufsichtsrechtliche Massnahmen, heisst es in der Mitteilung.

In Bezug auf die gebundenen Vermittler, die nicht im Register eingetragen sind, spielt die Finma den Ball den Versicherungsunternehmen zu. Diese stünden in der Verantwortung, die erforderlichen Schritte vorzunehmen.

Externe forensische Untersuchung

Auch der VBV selber hat eine Medienmitteilung zur Affäre publiziert. Dieser ist zu entnehmen, dass eine externe forensische Untersuchung durchgeführt worden ist. Man werde die Versicherungsunternehmen über die unrechtmässigen Zertifikate informieren, um Missbrauch damit zu verhindern. Die gebundenen Versicherungsvermittler mit unrechtmässig erlangten Zertifikaten würden aus dem brancheneigenen Qualitätsregister «Cicero» entfernt.

Der Verband zieht auch Lehren: «Der VBV toleriert keine Versuche, die gesetzlichen Vorgaben zu umgehen, und geht konsequent gegen Verstösse vor. Um solche Unregelmässigkeiten sofort zu erkennen und zu verhindern, hat der VBV seine internen Prozesse überprüft und angepasst.»

Ansturm auf Prüfungen

Und er liefert auch Hintergründe und Zahlen: Als Versicherungsvermittler gelten Personen, die Versicherungsverträge anbieten oder abschliessen. Zum Schutz der Versicherten müssen sie ihre Fähigkeiten und Kenntnisse über obligatorische Prüfungen nachweisen, die von der Versicherungsbranche erarbeitet und der Finma genehmigt wurden.

Da Ende 2025 die  Übergangsfristen für diese Nachweise ablaufen, war die Nachfrage nach diesen Prüfungen in den letzten Monaten sehr gross. «Im Jahr 2024 wurden über 2'000 Zertifikate ausgestellt, im laufenden Jahr dürfte die Zahl auf rund 8'000 ansteigen. Insgesamt fallen rund 35'000 Personen in der Schweiz unter die Regulierung der Versicherungsvermittlung», hält der VBV fest.