Martin Scholl, CEO der Zürcher Kantonalbank, beurteilt im Interview mit finews.ch die neue Konkurrenz durch Pensionskassen im Schweizer Hypothekarmarkt äusserst kritisch.


Herr Scholl, das Anlagegeschäft entwickelte sich im 2017 erneut deutlich besser als das Zinsengeschäft. Ist die ZKB auf dem Weg zu einer Vermögensverwaltungsbank?

Nein, wir sind eine Universalbank mit Ertragspfeilern im Kredit- und Handelsgeschäft sowie im Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft.

Letzteres hat im abgelaufenen Jahr 770 Millionen Franken an Erträgen mit verwalteten Vermögen von 289 Milliarden Franken generiert. Wo befinden sich Ihre nächsten Wegmarken?

Die 300 Milliarden Franken an verwalteten Kundengeldern sind 2018 in Griffweite, auch wenn es sich dabei lediglich um eine psychologische Wegmarke handelt. Wir führen die Bank generell nicht mit quantitativen Zielen. Dies führt nur zu falschem Verhalten. Was wir anstreben sind Geschäftsvolumen, die auch Erträge generieren.

«Die Dynamik im Anlagegeschäft nicht so schnell an Kraft verlieren»

Die Musik spielt derzeit im Anlagegeschäft, weil aufgrund der tiefen und negativen Zinsen eine Abnormalität im Markt vorherrscht. Normalisiert sich die Zinssituation, kann das wieder anders aussehen. Und deshalb ist das Universalbanken-Modell wichtig.

Und wie lange spielt die Musik noch?

Das Vermögensverwaltungs- und Anlagegeschäft bleiben attraktiv, solange die Vermögen anwachsen. In der Schweiz wird derzeit sowohl in der zweiten Säule als auch auf der Privatseite noch Vermögen akkumuliert. Denken Sie an die Babyboomer, die in Pension kommen und ihre Altersvorsorge zunehmend selber organisieren. Unter diesen Prämissen betrachtet, wird die Dynamik im Anlagegeschäft nicht so schnell an Kraft verlieren.

Im Zinsengeschäft sind Sie schwächer gewachsen als der Markt. Weshalb?

Es gibt mehrere Gründe. Wir beobachten beispielsweise, dass Player wie Pensionskassen, Anlagestiftungen oder Family Offices bei der Ablösung bestehender Hypotheken, Konditionen anbieten, wo wir sagen: Da machen wir nicht mit. 

«Wir üben uns in Geduld»

Wir haben eine solche Entwicklung vor einigen Jahren schon einmal gesehen. Vor diesem Hintergrund bleiben wir lieber an der Seitenlinie und üben uns in Geduld.

Das heisst, Ihre Mitbewerber fahren ein zu grosses Risiko?

Wir verfolgen eine Vergabepolitik, die unseren Qualitätskriterien entspricht. Deshalb sehen wir von gewissen Geschäften ab, was dazu führen kann, dass wir ab und an unter Markt wachsen.

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