Er ist ein schwedischer Adliger, Managing Director im Swiss Banking und mutmasslich ein notorischer Betrüger. Er hat Bankkunden offenbar um Millionen gebracht, wie Recherchen von finews.ch zeigen.

Sein Leumund ist nicht über alle Zweifel erhaben. In seiner Heimat in Stockholm kursieren Geschichten über ihn: Er sei wegen Betrug schon mehrfach vorbestraft. Er habe seine Geschwister um ihr Erbe betrogen. Er sei ein Alkoholiker und Drogensüchtiger, der mehrere Klinikaufenthalte hinter sich habe.

In der Schweiz ist er auch kein unbeschriebenes Blatt mehr: Der Schwede von adeliger Herkunft (Name der Redaktion bekannt), sein Vater war ein bekannter Diplomat gewesen, ist bei der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (Finma) von betrogenen Kunden gemeldet worden. Der Genfer Staatsanwaltschaft Philippe Knupfer ermittelt wegen mehreren Betrugsfällen, wie er gegenüber finews.ch bestätigte, ohne den Stand der Ermittlungen weiter zu kommentieren.

Es waren auch Schwarzgelder

Der Mann ist ein mutmasslicher Serientäter, wie Recherchen von finews.ch zeigen. Bei Genf wohnhaft war er zunächst bei EFG International tätig, ab 2012 bis Ende 2016 bei Berenberg (Schweiz / heute Bergos Berenberg) als Managing Director, dann für einige Monate beim Genfer Wealth Manager Aldrin.

Und überall soll er seine schwedischen Kunden um ihre Vermögen betrogen haben, teils in Millionenhöhe. In manchen Fällen waren es unversteuerte Gelder, was der Private Banker für seine Betrugstricks ausnützte.

Die betrogenen Kunden sind bislang nicht entschädigt worden. Einzelne bereiten aber Zivilklagen namentlich gegen Berenberg vor.

Berenberg-Compliance in schlechtem Licht

Weder EFG noch Aldrin Wealth Management wollten gegenüber finews.ch einen Kommentar abgeben. Von Seiten der Bank Berenberg hiess es, man habe selber Strafanzeige eingereicht und kooperiere vollumfänglich mit der Strafverfolgungs-Behörde. Der Kundenberater selber reagierte nicht auf eine Anfrage von finews.ch.

Berenberg (Schweiz) ist soeben von mehreren schwerreichen Schweizer und deutschen Unternehmern übernommen worden, wie finews.ch berichtet hatte. Der Betrugsfall des schwedischen Kundenberaters wirft nicht gerade das beste Licht auf die Risiko- und Compliance-Abteilung des neu in Bergos Berenberg umbenannten Instituts.

Geschäftshüllen für Transaktionen missbraucht

Berenberg selber liess sich offenbar in das Betrugsschema ihres in Genf und Stockholm operierenden Managing Directors einbinden. Dieser benutzte Gesellschaften ohne ersichtlichen Geschäftshintergrund, um ohne Einwilligung der Kunden deren Aktien und Anleihen zu kaufen und in die Kundenportfolios zu legen.

Hunderte dieser Transaktionen mit Summen von mehreren zehntausend bis zu über einer Million Franken sind belegt.

Eine dieser Firmen mit Sitz in Irland hiess Clarinova. Der Berenberg-Berater war zusammen mit zwei weiteren Schweden an ihr beteiligt. Der Handel der Clarinova-Papiere lief über die Berenberg Bank, wie einem finews.ch vorliegenden Anwaltsschreiben zu entnehmen ist.

Berater sass selber im Verwaltungsrat

Eine andere Gesellschaft, welche der heute 48-jährige Managing Director für seine betrügerischen Transaktionen nutzte, war eine schwedische Firma namens Wifog, die heute als Mobilfunkanbieter geschäftet, deren Aktien jedoch praktisch wertlos sind. Der Berenberg-Berater sass bis vor einem Jahr noch im Verwaltungsrat von Wifog.

Im Januar 2015 war Berenberg mit dem schwedischen Unternehmen eine Kooperation eingegangen. Berenberg würde gegen eine Kommission von 5 Prozent Finanzierungsgeschäfte für Wifog tätigen. Berenberg soll demnach Aktien und Anleihen für Wifog emittiert haben, welche ihr Kundenberater in Genf anschliessend ohne Instruktionen seiner Kunden kaufte und ihnen ins Portfolio legte. Eine Wifog-Anleihe verfiel Mitte 2017 ohne Rückzahlung.

Entlassen und beendet

Die Geschäfte fielen innerhalb von Berenberg auf. Die Bank entliess ihren adeligen Kundenberater Ende 2016 und erstattete in Genf Strafanzeige. Die Wifog-Kooperation beendete Berenberg kurz darauf.

Der in Ungnade gefallene Banker heuerte bei Aldrin Wealth Management in Genf an, wo bereits ein früherer Kollege aus EFG- und Berenberg-Zeiten tätig war. Einige Berenberg-Kunden wechselten mit dem Schweden zu Aldrin – wo seine Betrügereien schliesslich auch bemerkt wurden und er im Herbst 2017 entlassen wurde.

Nie vollständige Kontoauszüge

Das Vorgehen des Bankers war dreist und raffiniert zugleich. Bei manchen seiner schwedischen Kunden, wohl auch solchen mit Schwarzgeldern, schaltete er britische Lebenversicherer dazwischen, so zum Beispiel Friends Provident oder Premium Life. Diese waren somit Custodian der Kundengelder, die jedoch im Auftrag von Berenberg sowie Aldrin gemanagt wurden.

Da die Inhaber der Konten nun die Versicherer waren, erhielten die eigentlich berechtigten Kunden nie vollständige Kontoauszüge, wodurch der Berater freie Hand für seine betrügerischen Transaktionen hatte.

Wegen der Anzeigen bei der Genfer Staatsanwaltschaft und bei der Finma wird der Schwede wohl seine Karriere im Swiss Banking endgültig beendet haben. Zahlreiche Kunden hoffen noch auf Schadenersatz in Millionenhöhe.

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