Im Geschäft mit amerikanischen Offshore-Kunden herrscht ein Kampf um Talente. Das Beispiel des neuen Chefs bei einer Tochterfirma der Genfer Bank Reyl zeigt, wie schnell sich das Karussell dreht.

René Marty hielt es nur ein gutes Jahr bei Lugano Financial Advisors (LFA), bevor er im Juni die Firma verliess. Nun ist er nach einer Pause bei der Konkurrenz wieder aufgetaucht: Er wurde zum CEO von Reyl Overseas ernannt, wie das Unternehmen am Montag mitteilte.

Bei der Tochterfirma der Genfer Reyl Gruppe ersetzt Marty den bisherigen CEO Romain Krief, der das Unternehmen verlassen hat. Marty verbrachte einen grossen Teil seiner Karriere bei der Grossbank UBS, wo er von 2009 bis 2017 Chef von UBS Swiss Financial Advisers (SFA) war, einer direkten Konkurrentin seines neuen Arbeitgebers.

Kampf um Talente

René Marty hat mehr als ein Vierteljahrhundert Erfahrung in der Finanzbranche. Vor seiner Zeit bei der UBS war er auch in leitender Funktion für Credit Suisse Private Advisors tätig gewesen.

Am Beispiel von Marty zeigt sich exemplarisch der Kampf um Talente im Offshore-Geschäft mit versteuerten US-Kunden. Etwa 30 Unternehmen tummeln sich hierzulande in diesem Markt, der von der UBS, der Zürcher Vontobel Gruppe und der Genfer Privatbank Pictet dominiert wird.

Turbulenzen bei Vontobel

Bei Vontobel kam es Anfang dieses Jahres zum Abgang von Deepak Soni, der nun bei der Genfer Union Bancaire Privée (UBP) seinem ehemaligen Arbeitgeber Konkurrenz macht. In der Folge verlor die Zürcher Bank weitere Kundenberater, die zum Vermögensverwalter Bellecapital wechselten, wie auch finews.ch  berichtete. Diese Lücke füllte Vontobel wiederum mit Beratern von der UBS.

Ein Grund für dieses Personalkarussell ist der Mangel an Kundenberatern mit Erfahrung im Umgang mit vesteuerten US-Offshore-Vermögen. Dementsprechend aktiv versuchen die Vermögensverwalter, sich gegenseitig erfahrene Banker abzujagen. 

Auf lizensierte Firmen angewiesen

Die in den USA als Anlageberater zugelassenen Unternehmen haben das überholte Schwarzgeld-Modells abgelöst. Amerikanische Kunden, die ihr Geld gern in der Schweiz betreut sehen wollen, sind seitdem auf diese von der US-Börsenaufsicht Securities and Exchange Commission (SEC) lizensierten Firmen angewiesen.

Reyl stieg 2011 mit der Akquisition von Solitaire Wealth Management in diesen Bereich ein. Aus Solitaire Overseas wurde Reyl Overseas, die jenes Geschäft mit der Lizenz der übernommenen Firma betreibt.

Noch keine Konsolidierung

Trotz des Kampfs um im US-Geschäft erfahrene Berater ist die Konsolidierung ist in diesem Sektor bisher ausgeblieben. Dies vielleichr auch deshalb, weil das Interesse der Amerikaner an Investitionsmöglichkeiten ausserhalb der Landesgrenzen zunimmt, wie der CEO von UBS SFA, Jürgen Wegner, im Sommer zu finews.ch sagte. Die Unternehmen können sich also auf organisches Wachstum stützen.

Das Interesse amerikanischer Kunden am Schweizer Angebot sei nicht zuletzt der «weltpolitischen Lage» geschuldet, sagte Wegner. Dank diesem Wachstum ist der Markt auch für Unternehmen attraktiv, die weniger Geld verwalten als die UBS. Wegners Einheit betreut nach eigenen Angaben gegen 5 Milliarden Franken. 

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