In ihrem Bereich hat die Rechtschefin der UBS-Vermögensverwaltung bereits für Ausgleich gesorgt. Um von der Gleichstellung überall profitieren zu können, muss die Grossbank aber noch viel tun.

Über sich selbst spricht Maria Leistner nicht gern. Die Chefjuristin in der globalen Vermögensverwaltung der UBS – dem eigentlichen Kerngeschäft der Bank – will im Interview mit finews.ch nur die Bank in den Vordergrund stellen.

Neben ihrem Alltagsjob als Juristin engagiert sie sich dort für Diversity and Inclusion – im Jargon D&I – also die Gleichstellung aller Angestellten, unabhängig von deren Geschlecht oder sexueller Präferenz. Dafür hat sie sich auch schon in ihrem letzten Job bei der Credit Suisse eingesetzt, von wo sie 2016 zur UBS stiess.

«Dieses Thema ist für mich so wichtig, weil wir relevant bleiben müssen», sagt sie.

Effizienter und direkter

Leistners Einsatz für Frauen und Minderheiten ist dabei nicht nur für das Image der Bank positiv. In gemischten Teams wird besser gearbeitet, auch auf höchster Stufe.

«Selbst Geschäftsleitungssitzungen sind anders, wenn Frauen dabei sind», sagt die Anwältin. «Sehr effizient, sehr direkt. Die eigene Meinung wird klar gesagt. Wir haben eine fantastische Atmosphäre.»

Mehr Frauen in der Vermögensverwaltung

Die Chefs der Vermögensverwaltung haben es geschafft, die internen Ambitionen in Bezug auf den Frauenanteil zu erfüllen. Im Unterschied dazu findet sich COO Sabine Keller-Busse in der Geschäftsleitung der UBS unter CEO Sergio Ermotti allein auf weiter Flur, wenn demnächst Asien-Chefin Kathryn Shih austritt.

An Tom Naratil und Martin Blessing rapportieren acht Frauen. Damit ist der Anspruch der Bank, ein Drittel Frauen in Managementpositionen zu haben, zumindest für diesen Teilbereich erfüllt.

Signal setzen

Bis diese Ausgeglichenheit zur Normalität wird, ist es allerdings noch ein weiter Weg. Das liegt nicht zuletzt an den Unterschieden in der Selbstwahrnehmung zwischen den Geschlechtern.

«Als ich meine erste Rolle als General Counsel bekommen habe, sagte ich: ‹Keine Chance, ich kann das nicht, ich bin dafür nicht bereit.› Das ist genau die Reaktion, die man von Frauen normalerweise zu hören bekommt», sagt Leistner. «Das müssen wir ändern.»

Ein Teil ihrer Strategie ist dabei, im Namen der UBS ein Signal zu setzen. So ist Leistner auch der Meinung, das Engagement der Bank bei Pride-Anlässen (Bild unten) sei der richtige Weg.

«Wir müssen damit beginnen, das Bewusstsein der Öffentlichkeit für diese Themen zu schärfen», sagt sie. «Wenn man nicht klar signalisiert, wo man steht, welche Programme, Ziele man hat, kommt man nicht weiter.»

Hartnäckige Rollenbilder

Doch auch wenn heute kein intelligenter Mensch mehr öffentlich gegen Frauen oder Minderheiten vom Leder ziehen würde: Im Unterbewusstsein bleiben Vorurteile länger hängen.

Den Kampf gegen diesen «unconscious bias» führt die UBS schon seit mindestens 2012. Dazu gehören auch Rollenbilder. «Es herrscht ein gesellschaftlicher Druck auf Frauen mit Familie in ihrer Karriere zurückzustecken», sagt Leistner, die selbst Kinder hat.

Diesem könne man nur entgegentreten, indem man Tatsachen schafft. In ihrer eigenen Abteilung von etwa 200 Leuten führt Leistner zur Hälfte Frauen, wie sie sagt.

«Um vorwärts zu kommen, brauchen wir erst eine faire Verteilung zwischen den Geschlechtern. Dann kann man Frauen unterstützen und ermutigen.»

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