In ihrem Überlebenskampf müssen Fondsfirmen auch bei der Datenanalyse aufrüsten. Erst allmählich dämmert der Industrie, was das kostet, wie eine neue Studie zeigt.

Leda Braga, Chefin der Genfer Quant-Firma Systematica Investments und geehrt als «mächtigste Hedgefonds-Frau», prophezeite es schon vor Jahren: Im Asset Management übernehmen die Systeme, binnen zehn Jahren werden alle Hedgefonds Algorithmen und digitale Technologien integriert haben, glaubt sie.

Tatsächlich herrscht bei den Fondshäusern Aufbruchsstimmung, wie eine neue Umfrage bei 59 Anbietern bei in den USA und Europa mit insgesamt 15'600 Milliarden Dollar an verwalteten Vermögen aufzeigt. Die Studie wurde von den Datenspezialisten Element 22 und Greenwich Associates durchgeführt und vom Fondsarm der Schweizer UBS gesponsert; sie kommt zum Schluss, dass sich der Einsatz von Daten-Technologien in den nächsten drei Jahren fast verdreifachen wird.

Überschätzter Erfolg

Im Fokus sind Datenanalyse-Instrumente wie lernfähige Maschinen, Sprachauswertungs-Programme sowie Roboter, welche die nachgelagerten Prozesse automatisieren. Laut der Erhebung haben 70 Prozent der befragten Firmen begonnen, solche Technologien zu testen, und bei fast jedem zweiten Asset Manager werden sie bereits eingesetzt, um beim Investieren den Markt zu schlagen.

Die Studienautoren kommen jedoch zum Schluss, dass die meisten Branchenteilnehmer den Erfolg und die Marktreife ihrer Systeme überschätzen – und das immer noch viel zu wenig Geld dafür ausgegeben wird. Letzterer Befund ist mit Vorsicht zu geniessen, profitieren die Macher der Erhebung doch ganz direkt von solchen Geldern.

Zwischen 1 und 100 Millionen Dollar

Allerdings zeigt die Statistik, dass sich bei den Investitionen in die neuen Technologien das Feld weit öffnet. Die vier Firmen, die bezüglich «data analytics» am meisten aufs Tempo drücken, geben zwei von drei Investitions-Dollar dafür aus. In absoluten Zahlen bewegen sich die investierten Summen zwischen 100 Millionen und 1 Million Dollar, wobei der Medianwert mit 5 Millionen Dollar sehr tief liegt.

Dies lässt vermuten, dass die neuen Technologien zur Nutzbarmachung von Daten für die meisten Marktteilnehmer aktuell nicht viel mehr als eine Spielerei sind.

Interne Prozesse nicht aus den Augen verlieren

Die UBS als Sponsorin der Studie hält geheim, wie viel ihr Asset Management selber für die Aufrüstung in diesem Bereich ausgibt. Laut Thomas Heinzl, dem operationellen Leiter der Sparte, hat die Schweizer Grossbank schon vor vier Jahren mit dem Aufbau solcher Systeme begonnen, fokussierte sich aber vor allem auf interne Anwendungen, um die Arbeit der Fondsmanager und das Anzapfen externer Datenquellen zu erleichtern.

Das deutet auf eine generelle Problematik insbesondere bei den etablierten Anbietern hin: Mindestens so wichtig wie die Datenanalyse an der Front ist die Digitalisierung der internen Prozesse, sonst bleiben die Technologie-Investments Stückwerk. In der Schweiz exerzierte dies unlängst das Asset Management der Credit Suisse vor, das mit der «Durchdigitalisierung» des Geschäfts inzwischen weit fortgeschritten ist.

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