Wenn aber ein Millionär sein Portfolio dereinst bei Amazon einkauft, ist klar: Es braucht den Mittler – den Kundenberater – nicht mehr. Fürs Private Banking bestünde dann, ausser im sehr komplexen Geschäft mit Superreichen oder in Nischen, die Gefahr des Desintermediation.

Schon jetzt steht es in der Königsdisziplin des Swiss Banking nicht zum Besten. Seit dem Steuerstreit und dem Wechsel zur Weissgeldstrategie fliessen die Kundengelder nur zäh; der Vermögensanteil ausländischer Kunden nahm zwischen 2008 und 2018 von 55,7 Prozent auf 47,5 Prozent ab. Derweil halten sich die Kosten hartnäckig. Das trifft kleine Institute, aber auch grössere. Das Beratungsunternehmen PwC erwartet, dass die Anzahl der in der Schweiz tätigen Privatbanken in den nächsten Jahren von derzeit knapp 130 auf unter 100 sinkt.

Mit Höchsstempo unterwegs

An den Börsen scheint die Meinung gemacht. Während die Aktie der UBS, die grösste Privatbank der Welt, seit Beginn des Vermögensverwaltungs-Fokus 2011 rund ein Fünftel ihres Börsenwerts einbüsste, verdoppelte Vontobel den ihren. Bei der Gruppe ist seit Jahren das Asset Management das wichtigste Standbein.

Alles Zufall? Interessanterweise ist bei der UBS das Asset Management seit Monaten mit Höchsttempo unterwegs. Ohne die Geldmarktfonds beliefen sich die Nettoneugeld-Zuflüsse dort auf 12,6 Milliarden Dollar, wobei sich die Abteilung nicht zuletzt im Verkauf von Indexfonds (ETF) hervortat. Die Performance-Gebühren konnten verdoppelt werden, der Vorsteuergewinn kletterte um 17 Prozent, und das bereinigte Aufwand-Ertrags-Verhältnis (CIR) verbesserte sich auf 70,8. Die ungleich und grössere globale Vermögensverwaltung (GWM) wies vergangenes Jahr eine CIR von 78,7 aus sowie Nettoneugelder von 31,6 Milliarden Dollar. Der Vorsteuergewinn stieg auf weit höherer Basis um 4 Prozent.

Keine Wurmfortsätze mehr

Bei der Erzrivalin Credit Suisse (CS) zeigte sich das Asset Management im dritten Quartal 2019 ebenfalls in Topform. Natürlich profitiert das Geschäft bei beiden Instituten von internen Volumen aus der Privatbank, bei der CS ist das Asset Management sogar Teil der internationalen Vermögensverwaltung (IWM). Von blossen «Wurmfortsätzen» im Grossbanken-Konzern kann nicht die Rede sein.

Auch das Asset Management ist einem brutalen Strukturwandel unterworfen, die Margen sind unter Druck. Wer sich richtig positioniert, erntet aber schon in der Gegenwart die Früchte. Der weltgrösste Asset Manager Blackrock sammelte letztes Jahr 429 Milliarden Dollar bei den Investoren ein, das Dreifache von 2018. Und trotz des Preisdrucks im Fondsgeschäft übertrafen die Erträge die Erwartung des Marktes.

Lernen von Pensionskassen

Auch hiesigen Private Bankern geben die Erfolge auf der Investmentseite zu denken. Christoph Kutscher, Präsident der noch jungen Zürcher Privatbank Bergos Berenberg und einst Manager im Fondsgeschäft der UBS, sieht grosse institutionelle Anleger als Vorbilder fürs Metier.

«Privatbanken können von Institutionellen viel lernen. Die grossen Pensionskassen in Skandinavien, den Niederlanden oder Kanada sind deutlich erfolgreichere Anleger als Private Banker», sagte er unlängst vor Journalisten.

Vermögensverwaltung im Kopfstand

Derweil sehen Spitzen des hiesigen Asset Management viel Potenzial. «Mit einem globalen, skalierbaren und digitalen Investmentangebot wird das Asset Management in der Vermögensverwaltung künftig eine wichtige Rolle spielen», sagte Michel Degen, bei der CS Chef des Asset Management in der Schweiz, Europa, Nahost und Afrika, zu finews.ch.

Eine digitalisierte Investmentberatung wäre dann auch in der Lage, jene Hälfte der Weltbevölkerung zu erreichen, die keinen Zugang zu Bankdienstleistungen hat. Damit stünde die Vermögensverwaltung als Dienst an den Reichen auf dem Kopf.

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