Europäische Indexfonds-Anbieter haben letztes Jahr massig Geld eingesammelt. Ganz vorne dabei ist die Schweizer UBS gewesen. Das weckt den Appetit der Konkurrenz.

Blackrock-Chef Larry Fink widmet sich in seinem am (heutigen) Dienstag publizierten Kundenbrief dem Klimawandel und fordert einen «integrativen Kapitalismus». Derweil läuft seine Vertriebsmaschinerie im kapitalistischen Tagesgeschäft wie geschmiert.

Denn allein in Europa sammelte der weltgrösste Vermögensverwalter mit börsengehandelten Fonds (ETF) fast 60 Milliarden Dollar an Vermögen ein. Dies entspricht mehr als dem Zweieinhalbfachen der Ausbeute von 2018 und zementiert den Vorsprung von iShares, der Indexfonds-Tochter von Blackrock, auf den Rest des Felds.

Beinahe 16 Milliarden Dollar bei Investoren eingesammelt

Trotz des zunehmenden Preisdrucks und der überragenden Dominanz der Marktführer konnten andere Indexfonds-Anbieter auf dem europäischen Markt aber ebenfalls eine ansehnliche Ernte einfahren, wie das britische Branchenportal «Financial News» (Artikel bezahlpflichtig) mit Verweis auf die Analysedienste ETFGI und Morningstar berichtete. Die Branche knackte erstmals die 1’000-Milliarden-Dollar-Grenze bei den verwalteten Vermögen, wobei sich insbesondere Anleihen-Produkte reger Nachfrage erfreuten.

Überraschende Zweitplatzierte war in diesem Boom-Markt die UBS: Die Schweizer Grossbank löste letztes Jahr mit ihren ETF beinahe 16 Milliarden Dollar bei europäischen Anlegern.

Mehr als ein Wurmfortsatz

Eine erstaunliche Summe, wenn man bedenkt, dass das Asset Management eigentlich als der Wurmfortsatz der grössten Schweizer Bank gilt und jahrelang nicht so recht vom Fleck gekommen ist. Entsprechend gab es auch wiederholt Spekulationen, dass sich die UBS von ihrem Fondsgeschäft trennen könnte.

Angesichts der jüngsten Erfolge erscheint das nun weniger wahrscheinlich. Im dritten Quartal 2019 stieg der Vorsteuergewinn im Asset Management um 6 Prozent auf 135 Millionen Dollar, ohne Geldmarktfonds beliefen sich die Nettoneugeld-Zuflüsse auf 24,1 Milliarden Dollar.

Wann entschliesst sich die Credit Suisse?

Die letztjährige ETF-Bonanza hat nun allerdings den Appetit der Konkurrenz geweckt. Wie «Financial News» weiter berichtete, hat die anglo-chinesische Grossbank HSBC Beute gewittert und stockt das Geschäftsentwicklungs-Team um 15 Personen auf – bereits sind auch neue Nachhaltigkeits- und Anleihenprodukte geplant.

Sicher nicht schlafen wird auch die Deutsche Bank mit der Fondstochter DWS, die dank ihren X-Tracker-Produkten ebenfalls zu den führenden Anbietern Europas zählt.

Möglich wäre schliesslich, dass die UBS Konkurrenz aus der Schweiz erhält. Die Credit Suisse (CS) trägt sich schon seit Längerem mit dem Gedanken, wieder eigene ETF zu lancieren, wie Europachef Michel Degen gegenüber finews.ch ausführte. 2013 hatte die CS ihre ETF-Sparte verkauft, sinnigerweise an Blackrock. 2020 kommt nun möglicherweise der Moment, wo die Erzrivalin der UBS auf ihren Entscheid von damals zurückkommt.

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