Finma-Chef macht Spannungsfelder beim Asset Management aus
Stefan Walter hat am Branchen-Tag der Schweizer Asset Manager in einer Rede einige kritische Bereiche beleuchtet, bei denen er eine starke Aufsicht der Behörde für angezeigt hält. Insbesondere sprach er Liquiditätsrisiken bei kollektiven Kapitalanlagen, Cyberbedrohungen und das Thema Greenwashing an.
Die Asset Management-Branche sei ein zentraler Bestandteil des Schweizer Finanzplatzes und habe eine auch für die Eidgenössische Finanzaufsicht, sagte der Direktor der Behörde Stefan Walter am Asset Management Day am Freitag in Bern. Sie sei dynamisch, international vernetzt und von grosser Bedeutung.
Das Produkt- und Dienstleistungsangebot im Asset Management wachse stetig. Gleichzeitig würden aktuell die geopolitische Lage und das makroökonomische Umfeld für erhebliche Unsicherheit sorgen. Das sorge für ein Spannungsfeld und als Aufsichtschef sieht Walter derzeit drei Herausforderungen, denen die Branche gegenüberstehe. Volatile Märkte würden die Bedeutung der Widerstandsfähigkeit von kollektiven Kapitalanlagen in Bezug auf Liquiditätsrisiken unterstreichen. Die steigende Zahl der Cyberangriffe würden für die Unternehmen erhebliche operationelle Herausforderungen mit sich bringen. Und als dritten Punkt spricht der Behördenchef die Problematik des Themas Greenwashing an. «Der Klimawandel und die Transparenzanforderungen erhöhen den Druck auf Verhaltenspflichten und Kundenschutz», sagte er.
«Kollektive Kapitalanlagen sind ein zentraler Bestandteil unseres Finanzsystems. Ihre Fähigkeit, auch in Stressphasen stabil zu bleiben, ist entscheidend – sowohl für das Vertrauen der Anlegerinnen und Anleger als auch für die Stabilität des gesamten Marktes», sagte Walter. Insbesondere Fonds mit Investitionen in weniger liquiden Märkten – etwa Schweizer Small- und Mid-Cap-Aktien, aber auch Immobilienfonds – würden ein erhöhtes Liquiditätsrisiko aufweisen. Marktturbulenzen könnten auch bei Bondfonds und Geldmarktfonds Liquiditätsrisiken verstärken.
Proaktives Risikomanagement
Darum richte die Finma den Fokus auf das proaktive Management von Liquiditätsrisiken – insbesondere bei offenen kollektiven Kapitalanlagen. Das Ziel dabei sei, die Resilienz dieser Produkte zu stärken und damit den Schutz der Anlegerinnen und Anleger nachhaltig zu gewährleisten.
Mit der Revision der Kollektivanlagenverordnung (KKV) gebe es nun die Möglichkeit zur regelmässigen Durchführung von Stresstests. Zudem müssen Fondsleitungen Krisenpläne erstellen und Massnahmen und Instrumente zur Verwaltung der Liquidität sowie der Abläufe und internen Zuständigkeiten festlegen.
Abhängigkeit von Drittanbietern bei der Digitalisierung
Mit Blick auf die Cybersicherheit zeigt sich der Finma-Chef besorgt über die wachsende Abhängigkeit der Unternehmen von Drittanbietern, insbesondere im Bereich der Cloud-Dienstleistungen. «Die fortschreitende Digitalisierung bringt viele Chancen mit sich, eröffnet aber auch eine wachsende Angriffsfläche», betonte Walter weiter.
2024 seien rund 30 Prozent der gemeldeten Cybervorfälle durch Angriffe auf externe Dienstleister verursacht worden. Darum stufe die Finma die Auslagerung wesentlicher Funktionen daher als zentrales operationelles Risiko ein. Die Finma schaut deshalb auf das Cyberrisikomanagement sowie die Notfall- und Wiederherstellungspläne der Unternehmen und der Dienstleister und analysiert die Meldungen von Cybervorfällen.
Selbstregulierung beim Thema ESG reicht nicht aus
In Bezug auf den Klimawandel stehen laut Walter in der Asset Management-Branche die Greenwashing-Risiken im Zentrum. In den vergangenen Jahren sei die Nachfrage nach nachhaltigen Finanzprodukten und auch das Angebot stark gestiegen. Diese würden als «nachhaltig», «grün» oder «ESG» bezeichnet.
Bei der Bewilligung und Aufsicht achte die Finma besonders darauf, ob die versprochenen Nachhaltigkeitsmerkmale klar und nachvollziehbar erklärt sind, ob diese angemessen offengelegt werden und prüft, ob eine Täuschung von Anlegerinnen und Anlegern vorliegt.
Hier mahnt Walter Verbesserungen an. Auch im vergangenen Jahr habe man ein erhöhtes Risiko für Greenwashing am Finanzmarkt festgestellt. «Unsere Erwartungen zur Prävention und Bekämpfung von Greenwashing haben wir in einer Aufsichtsmitteilung konkretisiert. Diese betrifft den Fondsbereich sowie die Verhaltenspflichten am "Point of Sale.»
Mindestanforderungen nötig
Der Handlungsspielraum der Finma sei jedoch aufgrund der lückenhaften gesetzlichen Grundlagen eingeschränkt. «Die Selbstregulierungen der Branchenverbände stellen zwar einen Fortschritt dar, aber es ist noch nicht genug.» Der Finma-Chef hält hinreichende aufsichtsrechtliche Mindestanforderungen unabdingbar, um Greenwashing wirksam und glaubwürdig zu bekämpfen. Nötig seien einheitliche Definitionen, sektorübergreifende Verhaltenspflichten am «Point of Sale» sowie verbindliche Mindestanforderungen hinsichtlich Produkttransparenz und Berichterstattung.
So müssten Anlegerinnen und Anleger angemessen über Risiken aufgeklärt werden, Interessenkonflikte vermieden und Entschädigungen durch Dritte offengelegt werden.