Der neue CEO der Credit Suisse Thomas Gottstein will im Schweizer Markt wachsen. Doch neue Konkurrenten sägen hierzulande erfolgreich an den Geschäftspfeilern der etablierten Banken.

Es war die erste Wortmeldung des frisch gebackenen CEO der Credit Suisse (CS). Von der Schweizer Zeitung «Tages-Anzeiger» nach seinen strategischen Prioritäten gefragt, sagte Thomas Gottstein zum Heimmarkt: «In reifen Märkten wie der Schweiz geht es darum, Marktanteil zu gewinnen.»

Gottstein weiss, wovon er spricht. Unter dem abgetretenen Konzernchef Tidjane Thiam verantwortete er mehr als vier Jahre lang die Schweizer Universalbank der CS – eine Grossbank in der Grossbank mit Retail-, Private und Investmentbanking unter einem Dach. Das tat er unter Hochdruck: Im Gegensatz zu anderen Sparten lockerte Thiam die Ziele für das Schweiz-Geschäft auch nicht um Haaresbreite.

Ex-CS-Händler als gefährlicher Gegner

Und dennoch ist die Ansage des gelernten Investmentbankers Gottstein nun mit Vorsicht zu geniessen. Das Schweizer Banking ist im Umbruch, gerade im Segment der Retailkunden, dem Brot- und Buttergeschäft von etablierten Instituten wie der CS. Neue Player sind hier auf dem Vormarsch – und kommen schneller voran als gedacht.

In aller Munde ist hierzulande die britische Bezahl-App Revolut, welche die Gebühren für Auslandszahlungen in den Keller geschickt hat. Sinnigerweise wird sie von einem ehemaligen CS-Händler angeführt, Nikolay Storonsky. Nach eigenen Angaben zählt Revolut bereits 250'000 Schweizer Kunden – das Dreifache der Kundschaft von Anfang 2019. Nicht wenige davon dürften Banker sein: Gerne winken die Finanzprofis dem Kellner mit der Revolut-Karte.

Bereits 300'000 Kunden

Und Revolut ist nicht alleine unterwegs. Ebenfalls um die Kundschaft der Banken buhlen hierzulande die einheimischen Banking-Apps Neon und Zak (eine Tochter der Bank Cler), sowie die deutsche Neo-Bank N26. Hochrechnungen von finews.ch zufolge zählen die «Challenger» schweizweit bereits 300'000 Kunden.

Gemessen am Kundenstamm der Grossbanken ist das überschaubar. Alleine Raiffeisen Schweiz erreicht hierzulande 3,8 Millionen Schweizer Privatkunden. Die Posttochter Postfinance bedient über 2,9 Millionen Kunden, die UBS 2,5 Millionen und die CS mehr als 1 Million.

Fintechs leben nicht von Luft

Dennoch muss die Kombination aus hohem Wachstumstempo, Tiefstgebühren und Benutzerfreundlichkeit den Banking-Schwergewichten zu denken geben. «Wir sehen seit unserer Preisanpassung im Januar ein weiter erhöhtes Wachstum», heisst es etwa beim Fintech Neon. «Wir denken, dass über kurz oder lang auch die etablierten Banken reagieren müssen.»

Die deutsche N26 gibt sich ihrerseits fünf Monate nach dem Start in der Schweiz «sehr zufrieden». Das grösste Wachstum beobachtet das Milliarden-Fintech in Zürich, aber auch in den grenznahen französischsprachigen Regionen wie Genf oder Lausanne.

Auch die entgangenen Erträge sind mehr als blosse Mückenstiche. Sie sollen sich bei grossen Instituten mittlerweile auf zweistellige Millionenbeträge belaufen. Derweil verbrennen die neuen Gegner zwar Geld, leben aber keineswegs von Luft: Über die Ausgabe der neuen Mastercard-Debit-Karten etwa beziehen sie Gebühren aus dem Handel – was sich bei entsprechenden Volumen zu läppern beginnt.

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