Bisher gab es zwei erfolgreiche Strategien im Fondsgeschäft: Besser performen – oder billiger sein als die anderen. In Zeiten von Corona empfiehlt sich ein dritter Weg, sagt eine führende Beratungsfirma.

Vom Rekordjahr in die vielleicht schlimmste Wirtschaftskrise der jüngeren Geschichte: So fasst die international tätige Beratungsfirma Boston Consulting Group (BCG) die Lage des Fondsgeschäfts in einer aktuellen Industriestudie zusammen. Demnach legten 2019 die von der Branche verwalteten Vermögen um 15 Prozent auf gewaltige 89'000 Milliarden Dollar zu. Gewisse Sparten erlebten die höchsten Geldzuflüsse der letzten Dekade.

Doch die Pandemie sorgt mittlerweile dafür, dass niemand im Asset Management die Korken knallen lässt; stattdessen navigieren die Fondshäuser nun in «unbekannten Gewässern», wie es die Autoren des Reports ausdrücken.

Auf die Bullen ist kein Verlass

Nach der Finanzkrise von 2008 habe die Industrie von der längsten Hausse der Geschichte profitiert. Nun könne sich die Branche nicht mehr auf die Börse verlassen: Stattdessen müssten nun dringend die Strukturen angepasst werden.

Dies beginnt mit den Geschäftsmodellen. Bisher verhiessen zwei verschiedene Wege Erfolg. Zum einen der Boutiquen-Ansatz, bei dem in Nischen die Outperformance zum Markt gesucht wird. Anderseits die Tiefpreis-Strategie, die dank tieferen Gebühren mehr Rendite verspricht. Dieser Weg hat der Passiv-Industrie mit Anbietern wie Blackrock oder Vanguard auch in den letzten Monaten viel Vermögen zugespült, wie auch finews.ch berichtete.

Doch in Zeiten von Corona dürfe sich das Asset Management nicht auf alte Gewissheiten verlassen, sondern müsse sich anpassen, mahnt BCG.

Stichwort CX

CX, kurz für Client Experience oder die Art, wie die Kunden Dienstleistung erleben, ist zwar ein oft bemühtes Stichwort. Doch 2020 könnte die «Experience» den Unterschied machen, postuliert die Studie. Mehr denn je müsse auf die Bedürfnisse der Klientel mit massgeschneiderten Lösungen eingegangen werden, etwa mit Themenangeboten wie Nachhaltigkeit.

Gleichzeitig hat der Distributionskanal überholt und digitalisiert zu werden, rät BCG weiter. Der Vertrieb sei künftig mit Datentechnologie zu unterstützen, was wohl erhebliche Investitionen in die Technik nach sich ziehen dürfte.

Alle rennen Richtung Retail

Effizientere und anpassungsfähigere Kanäle dürften eine Grundvoraussetzung sein, um ein breiteres Publikum zu erreichen. Laut der Analyse des Reports ist letztes Jahr das Segment der Retailkunden mit 19 Prozent gewachsen, im Geschäft mit Institutionellen kletterten die Vermögen um 13 Prozent. Zahlreiche Fondshäuser haben deswegen bereits den Fokus auf die Privatkunden verlagert.

Dass letztere angesichts der jüngsten Marktverwerfungen dem Asset Management mit erhöhter Skepsis entgegentreten, dürfte die Notwendigkeit eines erneuerten Vertriebs und mehr CX unterstützen. Denn letztlich schafft die grössere Nähe zum Kunden mehr Vertrauen. Das ist ein Element, das die Schweizer Vermögensverwaltung bestens kennt.