Die der Geldwäsche bezichtigte Banca Credinvest hat viel engere Beziehungen zu Personen aus venezolanischen PDVSA-Umfeld gepflegt, als es die Finma beschrieben hat. Zeitweise war das Aktionariat der Credinvest von «Bolichicos» unterwandert, wie Recherchen von finews.ch zeigen.

«Bolichicos» – dieser Begriff taucht im Zusammenhang mit dem gigantischen Korruptions- und Geldwäschereifall um die venezolanische Erdölgesellschaft PDVSA immer wieder auf.

Er beschreibt eine Elite von jungen und privilegierten venezolanischen Geschäftsleuten, die unter dem sozialistischen Regime von Hugo Chavez zu enormem Reichtum gekommen sind. Der Verdacht aus zahlreichen Korruptions- und Geldwäschereiverfahren: Die «Bolichicos» haben sich durch Korruption bereichert. 

Kunde des Bär-Bankers Matthias Krull

Wie finews.ch vergangene Woche exklusiv berichtet hatte, ist einer dieser Geschäftsleute Aktionär der Banca Credinvest im Tessin. Es handelt sich dabei um Alejandro Betancourt, dessen Name im Zusammenhang mit dem PDVSA-Korruptionsskandal immer wieder genannt worden ist. Der Cousin von Betancourt, Francisco Convit, ist 2018 von der US-Justiz wegen Geldwäscherei von 1,2 Milliarden Dollar angeklagt worden.

In demselben Fall sitzt der frühere Julius-Bär-Banker Matthias Krull nach seiner Verurteilung zu einer zehnjährigen Haftstrafe als möglicher Kronzeuge in Miami fest.

Finma: Kein Wort zu den Aktionären

Am Dienstag meldete die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma) den Abschluss eines Enforcement-Verfahrens gegen Credinvest. Die Bank habe im Umgang mit venezolanischen Kunden schwer gegen die Geldwäschereibestimmungen verstossen. Über Betancourt als Aktionär verlor die Finma kein Wort.

Nun zeigt sich: Betancourts Cousin Convit war ebenfalls Aktionär von Credinvest. Dies bestätigte eine mit der Sache vertraute Person gegenüber finews.ch, nachdem die Nachrichtenseite «Infodio» ein entsprechendes Dokument publiziert hatte. Betancourt und Convit hätten im Jahr 2013 zusammen mit weiteren Investoren Anteile an der Banca Credinvest gekauft.

Nach US-Anklage ausgestiegen

Ein Teil der Investoren sei 2017 wieder ausgestiegen, nicht aber das venezolanische Cousin-Paar Betancourt und Convit. Letzterer sah sich aber 2018 gezwungen, seinen Credinvest-Anteil von weniger als 5 Prozent zu verkaufen, nachdem er in den USA angeklagt worden war. Fulvio Pelli, der Anwalt der Banca Credinvest, sagte, mehrere Aktionäre hätten ihre Anteile im Jahr 2017 reduziert, eine Person habe dies 2018 getan.

Käufer war der Hauptaktionär, eine Luxemburger Holding, die von Credinvest-CEO Mauro Scalfi, seinem früheren Stellvertreter Gianfranco Basta und von der Familie des italienischen Financiers Andrea De Vido kontrolliert wird.

Betancourt und Convit agierten beide bei der venezolanischen Energiefirma Derwick Associates; Betancourt zählt zu den Mitgründern, Convit war Director. Derwick Associates erhielt über die Jahre von PDVSA Aufträge in Milliardenhöhe, um Anlagen und Infrastruktur zu bauen. Berechnungen zeigen, dass von den PDVSA-Einnahmen aus den Jahren 2002 bis 2014 über 1,5 Billionen Dollar «verschwunden» sind. 

Pistole, scharfer Schäferhund

Die Finma hatte die Geldwäschereivorfälle bei Credinvest zwischen 2013 und 2017 festgestellt, also ab dem Zeitpunkt als Betancourt und Convit Aktionäre geworden waren.

Convit, er soll von Krull auch als Kunde zu Julius Bär gebracht worden sein, war in der US-Anklage von 2018 als einschüchternder Mann dargestellt worden. An einem Treffen in seinem Büro in der venezolanischen Hauptstadt Caracas habe er einen Besucher, der bei der Geldwäsche helfen sollte, mit einer Handfeuerwaffe auf dem Tisch empfangen.

Neben Convit sass ein Deutscher Schäferhund, der ein Schockhalsband trug. Convit habe die Fernbedienung für das Halsband in der Hand gehalten und gesagt, er könne den Hund nicht immer unter Kontrolle halten. 

Betancourt: Verfahren wegen Bestechung und Geldwäscherei

Betancourt war im Jahr 2013, als er sich bei Credinvest eingekauft hatte, bei der Schweizer Justiz und bei der Finma bereits bekannt gewesen. Die Bundesanwaltschaft hatte gegen den Venezolaner ein Strafverfahren wegen Bestechung einer Amtsperson sowie wegen Geldwäscherei geführt. Im April 2013 wurde das Verfahren eingestellt.

Die Finma gab zu Fragen von finews.ch bezüglich der Aktionäre der Credinvest keinen Kommentar ab.

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