Die «neuen Wilden» haben den etablierten Playern gezeigt, wie einfaches Banking gehen kann. «Unser Ansatz geht weiter», sagt Anke Bridge Haux, Leiterin Digital Banking bei der Credit Suisse Schweiz, im Interview mit finews.ch.


Frau Bridge, warum lanciert die Credit Suisse ausgerechnet jetzt eine neue Banking-App?

CSX ist unsere Antwort auf die geänderten Bedürfnisse unserer Kunden, an die wir unser Angebot kontinuierlich anpassen. Bei der Entwicklung waren wir mit hunderten von Kundinnen und Kunden in Kontakt und haben gesehen, dass der Markt für ein primär digitales Angebot wie CSX bereit ist.

Kommt die Credit Suisse mit ihrer Banking-App CSX nicht um einige Jahre zu spät?

Das sehe ich nicht so. Schliesslich müssen auch unsere Kunden das Bedürfnis mitbringen, ihre Bankgeschäfte in erster Linie digital erledigen zu wollen. Diese Bereitschaft ist da, und deshalb bieten wir nun ein für diese Kundengruppe passendes Angebot.

«Die neuen Wettbewerber haben gezeigt, wie einfaches Banking gehen kann»

Für alle anderen haben wir mit unserer bestehenden Credit Suisse Direct App ja schon lange eine entsprechende Lösung. Uns ist wichtig, mit unseren Kunden und ihren Ansprüchen zu wachsen.

Warum sollte sich die Credit Suisse mit dieser App gegenüber bereits bestehenden Konkurrenten wie Revolut oder N26 durchsetzen können?

Die neuen Wettbewerber haben den etablierten Playern auf dem Markt gezeigt, wie einfaches Banking gehen kann. Unser Ansatz geht weiter. Wir kombinieren die Benutzerfreundlichkeit einer Digitalbank mit den Stärken einer Bank, die in der Schweiz verwurzelt und etabliert ist.

Damit können wir die ganze Bandbreite von Services bieten, die unsere Kunden benötigen: Von unserer CSX-App, also komplett digital, bis hin zur persönlichen Beratung am Telefon oder an einem unserer über 100 Standorten in der Schweiz.

Welches sind die drei wichtigsten Features, mit denen die Credit Suisse mit CSX neue Kunden gewinnen will?

Unsere Lösungen decken alle wichtigen Bedürfnisse unserer Kunden im Banking ab und reichen von Zahlungsverkehr und Kartenlösungen, über Finanzplanung und Vorsorge, bis hin zu Anlegen und Finanzieren.

«Unsere Anlageplattform mit nachhaltigen Lösungen wird Mitte November lanciert»

Entscheidend war für uns, dass wir unseren Kunden mit CSX diese ganze Palette bieten können und nicht nur Teillösungen, welche auf einen spezifischen Bereich fokussieren. Unser digitaler Finanzplaner ist bereits verfügbar, und unsere Anlageplattform mit nachhaltigen Lösungen wird Mitte November lanciert.

Die Möglichkeit eine Finanzierung direkt in der App zu evaluieren oder eine bestehende Hypothek zu verlängern folgt ebenfalls in den kommenden Wochen.

Wer ist das Zielpublikum für diese App?

CSX ist insbesondere für Kunden interessant, die ihre Bankgeschäfte einfach, unkompliziert und vor allem vollumfänglich digital erledigen möchten. Und dies aus einer App heraus, ohne verschiedene Bankbeziehungen für verschiedene Services haben zu müssen.

Mit CSX können unsere Kunden alles aus einer App bekommen und zusätzlich jederzeit Zugang zu persönlicher Beratung und Support haben.

Welche quantitativen Ziele haben Sie sich mit CSX in den nächsten zwölf Monaten gesetzt?

Wir wollen unseren Marktanteil im Breitengeschäft substanziell ausbauen. Mindestens so wichtig wie die Zahl von Neukunden sind uns dabei die Bedürfnisse und Zufriedenheit unserer Kunden. Wir möchten uns mit unseren Kunden entwickeln.

«Unsere Kunden bezahlen nur für das, was sie nutzen»

Das wird uns auch über die Startphase von CSX hinaus motivieren und wir werden deshalb das Angebot ständig erweitern und auf die Kundenbedürfnisse ausrichten, die sich auch über die nächsten Monate und Jahre weiter verändern werden.

Vordergründig präsentiert sich CSX als kostenlose App. Doch für viele Dienstleistungen muss man bezahlen. Eine Mogelpackung?

Unser Preismodell ist transparent. Unsere Kunden bezahlen nur für das, was sie nutzen. Mit der CSX App, einem Franken-Konto und der onlinefähigen Debit Mastercard bieten wir viel Banking für null Franken. Wer zusätzliche Services wünscht, kann diese für einen transparenten Preis beziehen, je nach individuellem Bedürfnis.

Die Credit Suisse hat vergangene Woche eine Kooperation mit Axa bekanntgegeben. Dabei wollen auch Versicherungen über die CSX-App anbieten. Sind weitere solche Kooperationen mit anderen Firmen geplant?

Ja. Die Kooperation mit der Axa, wie auch diejenige mit der Swisscom für das Streaming-Angebot «blue+», ist das Ergebnis der konsequenten Umsetzung von dem, was uns unsere Kunden sagen und was sie von uns erwarten.

«Wir werden sichtbarer und attraktiver sein»

Daher werden nächstes Jahr weitere Partnerschaften dazukommen, zu denen ich im Moment noch nicht mehr sagen kann. Dabei wird immer der Mehrwert für unsere Kunden im Vordergrund stehen.

Haben Sie festgestellt, dass die Coronakrise das Kundenverhalten verändert hat?

Ja, definitiv. Ob beim kontaktlosen Bezahlen, der Nutzung des Mobile Bankings oder von virtuellen Kundenmeetings: Die Coronakrise hat die Verschiebung von analog zu digital nochmals massiv beschleunigt. Und dies nachhaltig, was sich in den letzten Monaten gezeigt hat.

Ist die Lancierung von CSX auch ein Zeichen dafür, dass sich die Credit Suisse wieder stärker profilieren will?

Mit unserer klaren Strategie im Breitengeschäft, die wir auf die Kundenbedürfnisse ausrichten, werden wir sichtbarer und attraktiver sein. Die Kombination eines leistungsstarken, komplett digitalen Angebots mit kompetenter persönlicher Beratung und Support ist zukunftsweisend.


Anke Bridge Haux leitet seit Anfang dieses Monats den neuen Unternehmensbereich Digital Banking bei der Credit Suisse (CS) Schweiz. Zuvor hatte sie vier Jahre diverse Führungsfunktionen inne, schwergewichtig in den Bereichen Digitalisierung und Produkte. Sie startete ihre berufliche Karriere 1999 bei der CS, wechselte 2005 zur UBS und kehrte 2011 zur CS zurück.

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