Bei der Postfinance materialisiert sich die neue Strategie allmählich. Nun fallen der Neuausrichtung über 100 Stellen zum Opfer, wie finews.ch erfahren hat.

Er sei stolz, verkündet der amtierende CEO Hansruedi «Housi» Köng am (heutigen) Dienstagmittag vor seinen Angestellten. Stolz, dass seine Postfinance nun eine «so mutige» Strategie habe. Köng teilte das der Belegschaft in einem vorgängig aufgezeichneten Video mit, welches finews.ch gesehen hat.

Über die neue Strategie, die auf den Namen «Speed Up» lautet und die das Unternehmen aus der jahrelangen Abwärtsspirale befreien soll, berichtete finews.ch bereits vergangenen September: Bis 2024 soll die Post-Tochter «eigenwirtschaftlich» und «wettbewerbsfähig» werden, wie es damals hiess. 

129 Stellen werden abgebaut

Deswegen wird das Unternehmen organisatorisch in Business-, Management- und Support-Units unterteilt. Gleichzeitig sei ein Stellenabbau nun unausweichlich, so Köng: Insgesamt sollen 129 Stellen gestrichen werden.

Deswegen eröffnet die gelbe Bank nun Ende Woche ein Konsultationsverfahren, in dem die betroffenen Angestellten angehört werden, dazu arbeitet das Unternehmen einen Sozialplan aus. Weiter wird der Arbeitsvertrag von 264 Angestellten angepasst. Über die definitiven Massnahmen entscheidet die Geschäftsleitung aufgrund des Konsultationsverfahrens Ende November. Im Dezember werden die ersten Kündigungen ausgesprochen.

Es gibt auch neue Stellen

Einen Teil der 129 Vollzeitstellen soll über die natürliche Fluktuation abgebaut werden, nämlich rund 25 Prozent. Und ein grosser Teil (75 Prozent) der 264 Vertragsänderungen würden von den Betroffenen akzeptiert, zeigt sich Köng überzeugt, und zwar mit Motivation und Energie.

Gleichzeitig verkündet das Institut in einer Medienmitteilung nach der Publikation dieses Artikels, es würden auch neue Stellen geschaffen. Postfinance plane in den kommenden Jahren substanzielle Investitionen in eine neue Digitalbank und in die Weiterentwicklung des Plattformgeschäfts, wofür es zusätzliches Personal mit vielfältigen Kompetenzen brauche. Darum rechnet das Unternehmen in den nächsten Jahren mit 80 neuen Stellen in diesem Zusammenhang.

Retailbanking trifft's am härtesten

Am härtesten trifft es das Retailbanking, wo in Zukunft auch das Asset Management der Posttochter angesiedelt sein wird. Dort sollen ganze 88 Stellen abgeschafft und 150 Verträge angepasst werden. Dies mehrheitlich, indem Regionen neu organisiert und gewisse Funktionen zwecks der Nutzung von Synergien zusammengelegt werden, vor allem im Marketing- und im physischen Vertriebsbereich.

Im Payment-Bereich sollen zehn Stellen abgebaut und elf Verträge angepasst werden, im Bereich Strategy & Transformation (also Personal, Kommunikation und Innovation) trifft es zwölf Stellen und 20 Verträge. Weiter werden im IT- und Operations-Bereich 19 Stellen gestrichen und 83 Verträge angepasst, dies vor allem über eine Steigerung der Kosteneffizienz.

Politik schuld?

In der anschliessenden Fragerunde wurde Köng gefragt, ob die ernüchternde Vernehmlassung zur Aufhebung des Kreditverbots vor einigen Wochen einen Einfluss auf den Abbau gehabt habe. Wie finews.ch damals auch berichtete, hat sich so gut wie niemand von den betroffenen Parteien und Verbänden für die Aufhebung ausgesprochen.

Köng sagte darauf, es gebe einen «bedingten» Zusammenhang: «Wäre das Vernehmlassungsverfahren nun sehr positiv herausgekommen, so dass absehbar wäre, dass innert kürzester Zeit das Kreditverbot fallen würde, dann hätte es die Option gegeben, diese Stellen vielleicht nicht abzubauen, sondern zu transformieren.» Auf diese Weise wäre es laut Köng allenfalls zu weniger Stellenabbau und dafür zu mehr Vertragsänderungen gekommen. Nun bleibt es allerdings beim Konjunktiv.

Zweiter Abbau in zwei Jahren

Bereits 2018 kündigte die Posttochter einen einschneidenden Abbau an, wie finews.ch damals auch berichtete: Postfinance plante damals in diversen Geschäftsbereichen Massnahmen zur Effizienzsteigerung und Kostensenkung, die bis Ende 2020 zu einem Abbau von bis zu 500 Vollzeitstellen führen sollten. 

Damals begründete das Unternehmen den Abbau mit der Margenerosion und dem damit verbundenen Ertragsrückgängen. Doch natürlich war auch schon damals das Kreditverbot Teil der Erklärung.

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