Postfinance versucht, mit einer Reorganisation der Abwärtsspirale zu entkommen. Dafür opfert die Post-Tochter zwei Geschäftsleitungs-Mitglieder, wie Recherchen von finews.ch ergeben haben.

«Es braut sich ein Sturm zusammen», sagte der CEO der Postfinance, Hansruedi «Housi» Köng, am (gestrigen) Dienstag in einer internen Video-Botschaft an die Belegschaft. finews.ch hat das Video gesehen.

Damit die Postfinance durch diesen Sturm  – und an einem Konzernverlust – vorbeikommt, nimmt Köng das Ruder fester in die Hand und leitet eine Reorganisation der Post-Tochter ein. Wie er in seiner Botschaft ans Personal betonte, wird das Unternehmen durch diese neue Strategie, die auf den dynamischen Namen «Speed Up» hört, nicht profitabler.

Das Ziel ist vielmehr, die Abwärtsspirale zu stoppen, in der die Postbank seit einigen Jahren schon steckt. Bis 2024 soll das Finanzunternehmen «eigenwirtschaftlich» und «wettbewerbsfähig» werden, erklärte Köng. Über die neue Strategie hat finews.ch bereits am gestrigen Dienstag exklusiv berichtet.

Aufteilung in Einheiten

Im Rahmen der neuen Strategie soll das Unternehmen organisatorisch in Business-, Management- und Support-Units unterteilt werden. Die Geschäfts- oder Business-Einheiten, das sind die Abteilungen, in denen die Produkte der Bank zu finden sind; der Zahlungsverkehr, das Retail-Banking, die Plattform-Lösungen wie Valuu und die im nächsten Jahr kommende Digitalbank.

Dazu kommen die Support-Units, die gemeinsam genutzte Leistungen wie zum Beispiel IT-Dienstleistungen erbringen, die den Business-Units verrechnet werden. Die Management-Units schliesslich sind Stabsfunktionen wie Legal & Compliance.

Anlagegeschäft verliert strategische Priorität

Im Rahmen dieser Umstrukturierung verlieren zwei Personen nächsten Frühling ihren Sitz in der Geschäftsleitung der Postfinance: Es sind dies einerseits Daniel Mewes, Leiter Investment Solutions, und Beat Jaccottet, Leiter Business Development.

Investment Solutions, also das Anlagegeschäft der Postfinance, wird ins Retailgeschäft integriert. Die Postbank hatte dort zuletzt kräftig in digitale Angebote investiert, insofern kommt der Zug überraschend. Das Retailgeschäft leitet seit vergangenem März Sandra Lienhart, die ehemalige Chefin der Bank Cler. Das Business Development wird auf alle Einheiten verteilt, wo es verwendet wird, ebenso wie die Kommunikationsabteilung der Postfinance.

Angriff auf Revolut und Co?

Bei Köngs Richtungswechsel bleiben viele Details noch unklar. So zum Beispiel, ob und wie viele Stellen dem Umbau zum Opfer fallen. Das wisse die Postfinance erst im Herbst, sagte Köng im Video.

Und da ist noch oben erwähnte Digitalbank, die nach dem Vorbild der mobilen Challenger-Banken wie Revolut oder Neon funktionieren soll, mit kostenlosem Basis-Angebot und der Möglichkeit, via einem so genannten pay-per-use-Modell Premium-Dienstleistungen zu beziehen.

Projekt unbekannt

Von diesem Projekt, dass im Laufe des nächsten Jahres an den Start gehen soll, haben selbst eingefleischte Postfinance-Kenner bis Anfang September noch kein Wort gehört. Klar ist dafür, dass Markus Schwab, Leiter Digital Transformation bei der Postfinance, neuer Chef der Business Unit wird, in dem die Digitalbank gebaut werden soll.

Und die Postfinance betont gegenüber finews.ch, man wolle eine Schweizer Alternative zu den grossen, internationalen Playern entwickeln. Deren Schlüssel zur Erfolg sei eine neue, eigenständige Technologie, kombiniert mit der Swissness und dem Vertrauen, das Postfinance geniesse.

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