Das Trio, das grenzüberschreitende Zahlungen effizienter machen will

Welche Bedeutung haben Blockchain und die Distributed-Ledger-Technologie (DLT) für die Zahlungsverkehrs- und Abwicklungslandschaft von morgen? Mit dieser Frage beschäftigen sich sogar die Zentralbanken.

So hat die Schweizerische Nationalbank (SNB) diverse Projekte mit in- und ausländischen Partnern (anderen Zentralbanken, Geschäftspartnern und Infrastrukturanbietern) bereits durchgeführt oder noch am Laufen. Im Juni hat die SNB beispielsweise das Projekt Helvetia zur Abwicklung von tokenisierten Vermögenswerten auf traditionelles Zentralbankgeld ausgeweitet.

Ineffizienzen im internationalen Zahlungsverkehr

Aber auch der Privatsektor ist mit Hochdruck am Experimentieren und Austesten, wie eine Meldung vom Mittwochmorgen zeigt. Dieser ist zu entnehmen, dass die Kryptobank Amina und die Schweizer Deutsche-Börse-Tochter Crypto Finance Group auf der Google Cloud Universal Ledger (GCUL, eine für Finanzdienstleistungen konzipierte Blockchain des zu Alphabet gehörenden US-Technologiekonzerns) ein Pilotprojekt für grenzüberschreitende Zahlungen in unterschiedlichen Währungen mit Beteiligung diverser Schweizer Finanzinstitute erfolgreich abgeschlossen haben.

Worum geht es? Die Ineffizienzen der heutigen globalen Zahlungssysteme für grenzüberschreitende Transaktionen sind hinlänglich bekannt: hohe Kosten und lange Verarbeitungszeiten. Die Testtransaktionen im Pilotbetrieb hätten gezeigt, dass der Einsatz von DLT viel Potenzial für Verbesserungen biete, auch mit den existierenden Zahlungsmitteln (Zentralbankgeld bzw. Bankenbuchgeld), also ohne die Integration von digitalem Geld (Krypto, Stablecoin oder digitales Zentralbankgeld CBDC).

Innovation innerhalb des bestehenden Geldsystems

Dieser Punkt ist für die Banken aus übergeordneten Gründen wichtig: Würde digitales Geld statt herkömmliches Buchgeld eingesetzt, könnte dies ihr Einlagen- und Kreditgeschäft beeinträchtigen. 

Der Pilot bestätigte, dass auf der GCUL Zahlungen fast in Echtzeit (near-real-time) und rund um die Uhr effizient abgewickelt werden können.

Klare Definition der Regeln, Einhaltung der Compliance

Die Rolle von Crypto Finance bestand darin, als Verantwortlicher für die Geldseite dafür zu sorgen, dass die Transaktionsregeln klar definiert waren und die Teilnehmer die vereinbarten Prozesse auf der GCUL einhielten. Zudem sorgten die Kryptospezialisten für eine reibungslose Anbindung der beteiligten Banken und überprüften die Einhaltung der Compliance-Regeln innerhalb des Rahmenwerks für den Pilot. Die Ausführung von Zahlung und Abwicklung oblag hingegen direkt den Instituten.

Amina Bank wiederum ermöglichte über eine direkte Anbindung einem technischen Referenzkunden eine Fast-Echtzeit-Abwicklung eines Transfers.

Solide Grundlage für digitale Zahlungen und tokenisierte Assets

Amina-CEO Franz Bergmüller kommentiert: «GCUL beweist, dass sich Innovation und Stabilität nicht gegenseitig ausschliessen. Mit diesem Pilot haben wir eine near-real-time Abwicklung innerhalb der bestehenden Infrastruktur der Banken ermöglicht.»

«Der Pilot zeigt, wie wir gemeinsam die nächste Generation von Finanzmärkten gestalten können», ergänzt Stijn Vander Straeten, CEO von Crypto Finance. «Als für die Geldseite zuständiger Akteur können wir eine vertrauenswürdige Grundlage für digitale Zahlungen und tokenisierte Vermögenswerte schaffen.»

Auch wenn das Pilotprojekt nun abgeschlossen ist – die Arbeiten gehen weiter. In der nächsten Phase geht es darum, das Terrain für eine breitere Umsetzung zu präparieren, mit einer nahtlosen Anbindung an existierende Prozesse. Dazu sollen noch mehr Finanzinstitute an Bord geholt werden. Zudem wollen die Beteiligten von kontrollierten Testoperationen zu richtigen Live-Transaktionen übergehen. Letztlich sollen die verbesserten Dienstleistungen namentlich im grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr nämlich auch dem Endkunden angeboten werden können.