Nach einem harzig verlaufenen Suchprozess biegt die Credit Suisse für die Nachfolge von Urs Rohner auf die Zielgerade ein. Im Gegensatz zu den vielen klingenden Namen, die gehandelt wurden, ist der heisseste Anwärter vordergründig unscheinbar. Doch er würde gut zu CEO Thomas Gottstein passen.

Noch dieses Jahr will die Credit Suisse (CS) den Nachfolger für ihren derzeitigen Präsidenten Urs Rohner bekanntgeben, wie die Grossbank am (gestrigen) Donnerstag mitteilte. Was sozusagen im Nebensatz daherkam, ist allerdings von hoher Brisanz. Denn es verbleiben bloss noch sechs Monate, bis Rohner an der Generalversammlung von 30. April 2021 von seinem Amt zurücktritt.

Eine gut geregelte Nachfolgeplanung von dieser Bedeutung sieht anders aus. Und tatsächlich verlief der Findungsprozess äusserst harzig, wie finews.ch diese Woche aus CS-Kreisen vernehmen konnte. Neben einer Reihe von «üblichen Verwaltungsrats-Verdächtigen», zu denen notorisch Philipp Hildebrand gehört, sagten auch verschiedene externe Kandidaten ab oder fielen aus dem Selektionsprozess heraus.

Dazu zählt der frühere CS- und spätere UBS-Kadermann Ulrich Körner, der angeblich bei Severin Schwan auf Ablehnung gestossen sein soll. Der Roche-CEO ist im Nominationsausschuss, den zwar der Singapurer Kai Nargolwala präsidiert, dennoch die treibende Kraft, kennt er doch die hiesigen Befindlichkeiten am besten.

Schwieriger Evaluationsprozess

Je länger sich in den vergangenen Monaten die Suche nach einem geeigneten Kandidaten in die Länge zog, desto eher drängte sich eine interne Lösung auf, zumal mit der Corona-Pandemie der Such- und Findungsprozess aufgrund der zahlreichen Restriktionen, namentlich im Reiseverkehr, erheblich eingeschränkt ist.

Gerade ein externer Kandidat hätte mit Blick nach vorn viel mehr Zeit und Bewegungsfreiheit benötigt, um einen global tätigen Konzern wie die CS kennenlernen zu können. Doch mit der zweiten Covid-19-Welle, die nun über Europa und in den USA wütet, sind solche Voraussetzungen noch weniger gegeben.

Interne Lösung wahrscheinlich

Vor diesem Hintergrund spricht inzwischen vieles dafür, dass ein bisheriges Mitglied des Aufsichtsgremiums zum Präsidenten aufsteigen wird, wie aus CS-Kreisen weiter zu erfahren war. Die Bank selber nimmt dazu keine Stellung, deutete jedoch an, dass es nur noch einen eingeschränkten Kreis an Eingeweihten gebe. Offenbar soll selbst CEO Thomas Gottstein nicht alle Einzelheiten gekannt haben.

Dass die CS bis heute keinen Kandidaten vorgestellt hat und erst bis spätestens Ende dieses Jahres einen solchen in Aussicht stellt, ist ein weiteres Indiz dafür das die Wahl auf eine interne Lösung hinausläuft. Offenbar liess sich auch keine Frau finden, wie zeitweilig ebenfalls kolportiert wurde.

Aussichtsreichster Kandidat

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.66%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.52%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.2%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.13%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.48%
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