Die Digitalbank Alpian will in den Schweizer Markt mit Privatbanken drängen. CEO Schuyler Weiss sagt im Interview mit finews.ch, wie das von Reyl unterstützte Startup das schaffen will.


Herr Weiss, Reyl hat in den letzten zwei Jahren im Stillen an einer digitalen Bank – Alpian – gearbeitet. Was ist die Idee dahinter?

Wir stellten fest, dass im Segment der Affluent-Kunden Bedarf für mehr Service und neuen Angeboten besteht. Heute hat ein Privatkunde zwei Möglichkeiten: ein Privatkonto, das er vielleicht schon seit Jahren hat, aber nicht mehr zu seinen Bedürfnissen passt. Oder eine Privatbank, die aber die vermögenderen Kunden bevorzugt und deren Gebühren unerschwinglich sein können. Wir wollen ein neues Angebot rund um Vermögen jenseits von Geld entwickeln, bei dem der Service für Affluent-Kunden verbessert wird und die Gebühren fair und transparent sind.

Wie wird das genau funktionieren?

Ein Beispiel: Kunden von Alpian können über unsere In-App-Videokonferenzfunktionalität persönliche Gespräche mit unseren erfahrenen Beratern führen. Wir werden unsere menschliche und technische Intelligenz einsetzen, um dem Kunden zu helfen, den besten Weg zu finden, um von dem Ort, an dem er sich heute befindet – vielleicht kann er sich zum Beispiel noch kein Haus leisten – zu dem Ort, an dem er es sich leisten kann, zu gelangen.

Wie gross ist die Organisation, die Sie aufgebaut haben, um eine Bank zu werden?

Wir haben etwa 20 Leute hier in Genf. Das schliesst das technische Team nicht mit ein. Wir haben eine Reihe von Leuten, die sich uns in den kommenden Monaten anschliessen werden.

Welches sind Ihre technologischen Ressourcen?

Wir haben einen grossartigen Partner in Grossbritannien, der Alpians Technologieentwicklung vorantreibt. Unsere Marktforschung sagt uns, dass der Affluent-Kunde nach zusätzlichen Dienstleistungen, Personalisierung und einem echten Partner sucht.

«Für den Kunden ist es ein Zusatzkomfort»

Die Technologie, um dies auf skalierbare Weise zu ermöglichen, wurde erst in den letzten Jahren entwickelt.

Wie gross schätzt Alpian den Affluent-Markt in der Schweiz ein?

Gemäss unserer Marktforschung gibt es in der Schweiz 2,6 Millionen Menschen in diesem Segment, also mit Vermögen ab 100'000 Franken. Das ist eine ansehnliche Zahl, aber wir werden Menschen mit tieferen Vermögen nicht ausgrenzen. Es gibt kein Minimum, um ein Konto bei Alpian zu eröffnen.

Welche Produkte und Dienstleistungen wird Alpian anbieten?

Wir werden eine Debitkarte, die Möglichkeit zum Umtausch von vier verschiedenen Währungen, ein Impact-Programm sowie verschiedene Investitionsdienstleistungen und -produkte anbieten. Eine der spezifischen Investitionsarten im Angebot ist die diskretionäre Verwaltung. Die taktische Allokation für die diskretionären Portfolios wird von Reyl kommen, so dass die Kunden Zugang zu einer privaten Bankdienstleistung erhalten. Für den Kunden ist es Zusatzkomfort, dass ein Profi sein Konto verwaltet. Menschen mit wenig Freizeit müssen ihre Zeit nicht damit verbringen, über den Markt nachzudenken.

Was noch?

Wir werden auch über eine Anlageplattform verfügen, die es den Kunden ermöglicht, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen und sich dabei von unserem Expertenteam beraten zu lassen. Auch wenn ein Kunde nicht jedes Mal mit demselben Alpian-Berater sprechen wird, ist es unser Ziel, dass die Interaktion die Partnerschaft zwischen dem Kunden und Alpian laufend verbessert.

Wann erwarten Sie, dass die Lizenz erteilt wird?

Wir planen den Start im zweiten Quartal des nächsten Jahres, aber das setzt voraus, dass die Finma eine Banklizenz erteilt.

Das alles kostet viel Geld. Werden Sie mehr als die 12 Millionen Franken benötigen, die Sie Anfang dieses Jahres aufgebracht haben?

Der Aufbau einer Bank ist nicht billig, aber wir liegen weit unter dem Budget, das wir für 2020 hatten. Für die Zukunft haben wir die notwendigen Schritte eingeleitet, um unsere Ziele zu erreichen.

Wie hat die Corona-Pandemie Alpian beeinflusst?

Die Pandemie kann die Menschen dazu veranlassen, sich zu fragen, wie viel sie für Bankdienstleistungen bezahlen und wie sie mit der Marktunsicherheit umgehen sollen. Hier kann Alpian helfen.

«Schwerpunkte von Reyl und Alpian sollen sich nicht vermischen»

Die Dienstleistungen, die wir anbieten werden, sollen den Kunden sowohl durch gute als auch durch schlechte Zeiten führen, und die Gebühren, die wir verlangen werden, werden äusserst transparent und wettbewerbsfähig sein.

Warum haben Privatbanken den Affluent-Kunden nicht als lukratives Segment entdeckt?

Ich glaube, ein Teil der Antwort darauf ist, dass man, beim Versuch zu viele Dinge zu tun, sich auf das Wesentliche nicht mehr konzentrieren kann. Deshalb wurde die Entscheidung getroffen, dass Reyl Alpian inkubieren und in eine separate Firma umwandelt, wobei die Beteiligung an Alpian bestehen bleibt. Alpian und Reyl haben ihre jeweiligen Schwerpunkte und die beiden sollten sich nicht vermischen.

Reyl hat kürzlich mit der Privatbank von Intesa fusioniert. Was wird das für Alpian bedeuten?

Wir sehen es als eine Gelegenheit, mit einem grossartigen Partner wie Intesa zusammenarbeiten zu können. Es wäre unlogisch, nicht nach Möglichkeiten der Zusammenarbeit zu suchen.


Schuyler Weiss ist CEO von Alpian, der von Reyl Anfang 2020 gegründeten Digitalbank. Der 32-jährige Weiss ist schweizerisch-amerikanischer Doppelbürger und startete seine Karriere bei IBM in New York als Berater in der Finanzindustrie. Er arbeitete während drei Jahren für Morgan Stanley und absolvierte anschliessend ein MBA am IMD in Lausanne. Zu Reyl kam Weiss im Jahr 2018.

 

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