Andrea Orcel wird CEO der italienischen Grossbank Unicredit. Der 57-jährige Investmentbanker muss allerdings noch Konflikte mit früheren Arbeitgebern lösen.

Andrea Orcel ist endlich CEO. Der Verwaltungsrat der italienischen Unicredit hat Orcel einstimmig zum Nachfolger von Jean Pierre Mustier gewählt, wie die Bank mitteilte. Mustier verlässt Unicredit nach der Präsentation der Jahresergebnisse am kommenden 11. Februar.

Orcels Amtsübernahme als Unicredit-CEO ist für den April vorgesehen. Der 57-Jährige benötigt noch Zeit, um seinen Rechtsstreit mit der spanischen Bank Santander zu lösen. Orcel hat Santander auf 112 Millionen Euro verklagt, nachdem die Bank seinen Arbeitsvertrag einseitig aufgelöst hatte, bevor er im Jahr 2019 seinen Job als CEO antreten konnte.

Unicredit in der UBS-Peer-Gruppe

Eine Vereinbarung muss Orcel auch mit der UBS treffen, wo er während sieben Jahren die Investmentbank geleitet hatte. Die UBS hält noch gesperrte Boni über 50 Millionen Dollar, die Orcel verlieren würde, sollte er einen Job bei einem Konkurrenten der Schweizer Grossbank annehmen.

Ob Unicredit als direkte Konkurrentin der UBS bezeichnet werden kann, ist wohl auch eine Frage der Interpretation. Tatsache ist aber, dass Unicredit wie die UBS auch eine systemrelevante Bank und damit in der entsprechenden Peer-Gruppe aufgeführt ist, zusammen mit allen anderen international tätigen Universalbanken in Europa, USA, Japan und China.

Sollte sich Orcel Hoffnung auf die 50 Millionen Dollar gemacht haben, UBS-Verwaltungsratspräsident Axel Weber zerstörte diese am Donnerstag. In einem Interview mit der Nachrichtenagentur «Bloomberg» sagte Weber die UBS-Policy, bestehe aus zwei Wörtern: «Leave, loose» – verlasse die Bank und du verlierst deine Boni. 

Hat Unicredit «gemacht»

Sind die Santander-Probleme bis April gelöst, übernimmt Orcel erstmals die Leitung einer Bank – was ein lang gehegter Karrierewunsch von ihm ist. Die Tage des «Rainmakers», den Übernamen schaffte sich Orcel als Investmentbanker bei der US-Bank Merrill Lynch, sind allerdings gezählt. Orcel wird sich mit einem tiefen Millionensalär begnügen müssen. Mustier erhält für das Jahr 2020 ein Salär von 900'000 Euro.

Bei Merrill Lynch hatte er – neben Santander – auch Unicredit betreut, nachdem im Jahr 1992 die Fusion von Credito Italiano und Unicredito orchestriert hatte. Im Jahr 2012, mitten in der Euro- und Schuldenkrise, brachte er Unicredit an die Börse.

Monte dei Paschi: Ein Orcel bekanntes Problem

Auf Orcel warten bei Unicredit schwierige Aufgaben. Als erstes wird er darüber entscheiden müssen, ob und wie die Krisenbank Monte dei Paschi aus italienischen Staatshänden herausgekauft wird. Mit Monte dei Paschi ist Orcel vertraut. Es war sein Merrill-Lynch-Team, das im Herbst 2008 den Verkauf der Banca Antonveneta von Santander an Monte dei Paschi aufgegleist hatte.

Der Kaufpreis hatte 9 Milliarden Euro betragen, viel zu viel, wie Beobachter damals gewarnt hatten. Monte de Paschi schlitterte in den folgenden Jahren in grosse Schwierigkeiten, ausgehend von einer zu dünnen Kapitaldecke.

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