Dem Schiffbruch der Credit Suisse mit ihren Greensill-Fonds war ein rasantes Volumenwachtsum vorangegangen. Woher kamen die Milliarden? Die Schliessung der GAM-Fonds hat damit zu tun. 

Von Katharina Bart und Peter Hody


Den finanziellen Schaden haben die Investoren – den Reputationsschaden hat die Credit Suisse (CS). Zu viele Rauchsignale rund um die nun geschlossenen Supply-Chain-Fonds steigen auf, welche die CS zusammen mit dem britischen Finanzinstitut Greensill Capital betrieben hat. 

Kredit und Finanzierungen übers Kreuz

Da wären: Der ungenügend diversifizierte Versicherungsschutz gegen Kreditausfälle, die Insolvenzen in Verbindung mit Greensill Capital, die finanziellen Verwicklungen zwischen Beteiligungen der japanische Softbank-Fonds, deren Beteiligung an Greensill und den CS-Fonds sowie die deutschen Finanzaufsichtsbehörde Bafin, die bereits im vergangenen Sommer die Greensill Bank, über deren Bilanz die Kredite vergeben wurden, genauer unter die Lupe nahm.

Zuletzt schrieb das «Wall Street Journal», Greensill habe mit Fondsgeldern der CS Kredite in Höhe von 350 Millionen Dollar an General Atlantic finanziert. Das US-Private-Equity-Unternehmen ist nach den Softbank-Fonds der zweitgrösste Investor von Greensill. Das Unternehmen war 2011 vom australischen Investmentbanker Lex Greensill (Bild unten) gegründet worden und hatte sich auf die Finanzierung von Debitoren von Unternehmen spezialisiert.

Lob in höchsten Tönen

All diese Rauchzeichen oder «red flags» hatten im vergangenen Dezember den CS-Asset-Management-Chef Eric Varvel nicht daran gehindert, die Supply-Chain-Fonds der CS als Standbein der Fixed-Income-Strategien in den höchsten Tönen zu loben.

Erst nachdem vergangenes Jahr wiederum das «Wall Street Journal» erstmals über die fragwürdigen Verbindungen zwischen Greensill, Softbank und CS geschrieben hatte, prüfte die Schweizer Grossbank ihre eigenen Fondsstrukturen. Softbank zog sich anschliessend aus den CS-Fonds zurück.

Diese Fonds waren inzwischen unter institutionellen Investoren, darunter Schweizer Pensionskassen, der grosse Renner. Ihr Anlagevolumen erhöhte sich von rund 2 Milliarden Dollar im Jahr 2018 auf zuletzt mehr als 10 Milliarden Dollar – deren Gegenwert derzeit höchst fraglich ist. Zumindest in den High-Yield-Fonds dürfte ein Grossteil der Anlagen schlicht in faulen Krediten geplatzt sein.

Besondere Korrelation

Woher kam dieses rasante Wachstum? Sicherlich war das Negativzinsumfeld ein Katalysator, um in diese vermeintlich sicheren Rendite-Fonds zu investieren.

Interessant ist aber eine besondere Korrelation: Im Jahr 2019 wickelte der Schweizer Asset Manager GAM seine Absolute-Return-Fonds, die Greensill-Assets enthielten, mit rund 7 Milliarden Dollar ab. Gleichzeitig schwollen die Volumina in den CS-Greensill-Fonds an, während das Management für die Produkte die Werbetrommel rührte. Die Produkte seien für die Kunden eine «sehr interessante Alternative zu Cash», hiess es damals.

Zweifelhafte Qualität

GAM sah sich zur Abwicklung der Fonds gezwungen, nachdem ein «Whistleblower» den Star-Fondsmanager Tim Haywood angeschwärzt hatte. Es war Haywood gewesen, der bei GAM die Greensill-Verbindung aufgebaut und dabei auch in Kreditkonstruktionen mit zweifelhafter Qualität investiert hatte.

Ob die CS die GAM-Assets schlicht übernommen hat, kann nur vermutet werden. Weder die CS noch GAM wollten dazu Auskunft geben.

In den CS-Fonds wieder aufgetaucht

Mit den Vorgängen vertraute Personen sagten jedoch gegenüber finews.ch, bestimmte problematische GAM-Assets seien in den CS-Fonds wieder aufgetaucht, nachdem diese von Greensill refinanziert worden seien. Anschliessend sei ein Teil dieser Assets in die deutsche Greensill Bank transferiert worden, deren Bilanz 2019 massiv auf rund 3,8 Milliarden Euro anschwoll.

lexgreensill 500

Die deutsche Finanzaufsicht Bafin zweifelt inzwischen an der Werthaltigkeit dieser Bilanz-Assets und hat die Greensill Bank geschlossen. Das Milliarden-Imperium des früheren Morgan-Stanley- und Citigroup-Bankers droht nun zusammenzubrechen. 

Gelder flossen in eine Richtung

Die CS musste die Reissleine ziehen, nachdem bekannt geworden war, dass Greensill Capital Gelder aus den Fonds vor allem in eine Richtung lenkte: Zum britisch-indischen Stahlmagnaten Sanjeev Gupta. Seinen Aufstieg verdankt Gupta den Greensill-Finanzierung, er wiederum ist Greensill-Investor; es ist dasselbe Kreislaufspiel wie mit Softbank und General Atlantic. 

Pikant ist: Schon GAM und der gefallene Star-Fondsmanager Haywood führten einen Fonds, der in Guptas Finanzgesellschaft GFG Alliance investiert hatte. 

«Commander of the British Empire»

Seine Firma würde rund einer Million Unternehmen weltweit günstige Finanzierungen zur Verfügung stellen, durfte Lex Greensill im Sommer 2017 in der CS-Publikation «Scope» erzählen. Darin CS verkaufte Supply Chain Finance als renditeträchtigere Variante zu den praktisch risikofreien Geldmarktfonds. 

Nun scheint es, der von Queen Elisabeth II. zum «Commander of the British Empire» ernannte Lex Greensill habe sein Konstrukt nur durch einen Geldkreislauf in der Luft halten können, genährt durch die von Asset Managern wie GAM oder der CS und deren ahnungslosen institutionelle Investoren.

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