Der Boom um die Börsenmantel-Gesellschaften, bei dem Ex-Grossbanker wie Tidjane Thiam und Sergio Ermotti mittun, droht zu verpuffen. Dies, bevor er in der Schweiz überhaupt Fuss fassen konnte.

«RIP Spacs», ruhet in Frieden, ihr Spacs: Mit diesen Worten begräbt die einflussreiche Rating-Agentur Standard & Poor’s in einem aktuellen Report den Boom der Börsenmantel-Gesellschaften. Dieser hat seit vergangenem Sommer besonders an der Wall Street für Furore gesorgt.

Wie die Analysten der Agentur schreiben, sind die Neukotierungen der auch als Blankoscheck-Firmen bekannten Vehikel im vergangenen April massiv eingebrochen; während im ersten Quartal in den USA im Schnitt 90 Spacs pro Monat an die Börse gingen, waren es nach Standard & Poor’s zufolge im April nur deren 14.

Wette ohne Zukunft?

Auch finews.ch berichtete bereits über die scharfe Wende, welche auch die Aktienkurse der Mantelgesellschaften genommen haben. Über die letzten drei Monate hat der amerikanische Spac-Index Ipox mehr als 15 Prozent seiner Bewertung verloren. Das ist aus Sicht der Spac-Anleger höchst bedenklich, sind die Gesellschaften doch vorab eine Wette auf die Zukunft.

So geht die so genannte Special Purpose Akquisition Company auf Vorrat an die Börse, um dort das Kapital aufzunehmen, mit dem sie später private Unternehmen kauft. Letztere werden dann über den Börsenmantel quasi über die Hintertür kotiert. Findet die Spac-Firma innert einer gesetzten Frist kein Ziel, wird das Kapital an die Investoren zurückgezahlt.

«Sogar für einer Börsen-Manie sehr kurz»

Diese Wette hat bei Anlegern viel Anklang gefunden. Allein seit Jahresbeginn 2021 gab es weltweit mehr als 100 neue Listings im Gegenwert von über 100 Milliarden Dollar – wobei sich auch Ex-Grossbanker wie Sergio Ermotti oder Tidjane Thiam als Spac-Gründer hervortaten.

Aus Sicht der Rating-Experten ist damit bereits Schluss. «Sogar für eine Börsen-Manie dauerte der Spac-Boom sehr kurz» kommentieren sie in ihrem Bericht. Fürs Ende des Runs auf die Mantelgesellschaften machen sie vor allem zwei Faktoren verantwortlich. Zum einen wollten die Geldgeber inzwischen genau wissen, welche Firmen Spacs zusammenkaufen. Und zweitens schaut auch der Regulator genauer hin.

Besorgte SEC

So wandte sich die amerikanische Börsenaufsicht SEC bereits vergangenen April in Briefen an diverse Investmentbanken und forderte sie auf, Informationen zum Spac-Business zu übermitteln. Die britische Zeitung «Financial Times» (Artikel bezahlpflichtig) schrieb diesbezüglich bereits von einem «Tag der Abrechnung» für die Spac-Gesellschaften. Die SEC ist beunruhigt über den reissenden Absatz der Spac-Aktien bei Kleinanlegern, welche die Strukturen der Firmen nicht durchschauen können.

Laut dem Bericht ist in den nächsten Wochen und Monaten mit einer Reaktion der US-Börsenaufsicht zu rechnen; dies, während in Amerika bereits diverse Schadenersatz-Klagen gegen Spacs eingereicht wurden.

Finma fordert Nachbesserungen

In der Schweiz hat derweil der Regulator einen möglichen Spac-Boom auf Eis gelegt. Die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma) meldete Bedenken bezüglich des Anlegerschutzes an und wies die Schweizer Börsenbetreiberin SIX an, über die Bücher zu gehen. Das Regulatory Board der SIX, ein aus Finanzprofis und Anwälten zusammengesetztes Gremium, muss die Kotierungs-Regularien ergänzen und der Finma zur Genehmigung unterbreiten.

Das hält bis auf Weiteres nicht nur die erste Schweizer Spac-Gesellschaft VT5 am Boden, sondern dem Vernehmen nach auch weitere Projekte.

Aus Schweizer Perspektive droht der Spac-Boom nun zu verpuffen, bevor er überhaupt beginnen konnte. Noch offen ist die Frage, ob dem hiesigen Finanzplatz dabei eine Chance entgeht – oder doch eher ein Risiko.

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