Der Boom um die Börsen-Mantelgesellschaften wird zum Schlachtfeld von Spekulanten. Den Gegenwind bekommt ein Verwaltungsrat der Grossbank Credit Suisse besonders zu spüren.

Michael Klein ist der grosse Zampano des Spac-Booms. Mit seinen börsenkotierten Mantelgesellschaften, die der amerikanische Investmentbanker jeweils nach dem früheren britischen Premierminister Winston Churchill benennt, machte er sich früh und höchst erfolgreich auf, Milliarden bei Investoren einzusammeln.

Mittlerweile herrscht dichtes Gedränge. Allein seit Jahresbeginn 2021 gab es weltweit mehr als 100 neue Listings im Gegenwert von über 100 Milliarden Dollar – wobei sich auch Ex-Grossbanker wie Sergio Ermotti oder Tidjane Thiam als Gründer hervortun.

Drohnt nun der «Bust»?

Doch nun drehen die Vorzeichen für die auch als Blankoscheck-Firmen bekannten Special Purpose Acquisition Companys (Spacs). Sinnigerweise bekommt dies Klein, der seit drei Jahren im Verwaltungsrat der Grossbank Credit Suisse (CS) sitzt, besonders zu spüren: Spekulanten haben begonnen, Aktien seiner Flaggschiff-Gesellschaft Churchill Capital IV leer zu verkaufen. Und das im grossen Stil.

Laut einem Bericht des Branchen-Portals «Institutional Investor» sind «Short»-Positionen im Gegenwert von über 600 Millionen Dollar gegen Kleins Firma ausstehend. Das ist mehr als gegen jede andere Spac-Gesellschaft an der Wall Street. Dem Bericht zufolge droht die Firma Churchill Capital IV, die mit 2 Milliarden Dollar Bewertung als Symbol für den Boom steht, nun zum Mahnmal für den drohenden «Bust» zu werden, für die Pleite also.

Massiver Wertverlust

Tatsächlich sind die Aktien von Kleins Spac nur noch einen Drittel dessen wert, was sie zu ihren besten Zeiten kosteten. Der Kurssturz lastet inzwischen auf dem ganzen Sektor: Seit den Jubeltagen vom vergangenen Februar hat der Spac-Index Ipox mehr als einen Fünftel seiner Bewertung verloren. Der Abwärtssog erfasst vorab jene Spacs, die noch kein Ziel gefunden haben. Denn dies ist ihr eigentlicher Zweck – sie gehen auf Vorrat an die Börse, um private Unternehmen zu kaufen, die so quasi über die Hintertür kotiert werden.

Churchill Capital IV. befindet sich diesbezüglich in Übernahmegesprächen mit dem amerikanischen Elektroauto-Bauer Lucent. Doch der Deal ist noch nicht in trockenen Tüchern, während die «Short-Seller» immer heftiger zuschlagen. Die Leerverkäufe mit Spac-Aktien kumulierten sich «Institutional Investor» zufolge zuletzt auf 2,7 Milliarden Dollar. Die Hedgefonds, die damit gegen die Blankoscheck-Firmen wetten, haben Schätzungen zufolge schon eine halbe Milliarde Dollar Gewinn gemacht.

Zum Marktführer gemausert

Denn so sieht es an der Wall Street aus: Während die einen Hedgefonds mit Spac-Investments den grossen Reibach suchen, drücken immer mehr Finanzinvestoren mit ihren Leerverkäufen in die Gegenrichtung. Letzteren hilft, dass die Aufsichtsbehörden den Sektor jetzt unter die Lupe nehmen und auch erste Klagen gegen Spacs eingehen. Wie die Agentur «Bloomberg» berichtete, ist Klein bereits selber zum Ziel von Schadenersatz-Forderungen geworden.

Das ist sinnigerweise nicht nur für den Investmentbanker unangenehm, sondern auch für die CS, die er als Verwaltungsrat beaufsichtigt. Die Schweizer Grossbank hat sich in den letzten Monaten zum Marktführer bei der Begleitung von Spacs gemausert; Berechnungen von «Bloomberg» zufolge hält die CS einen Marktanteil von 16,7 Prozent bei in den USA kotierten Mantelgesellschaften.

Der Spac-Boom hat denn auch zum sehr guten Abschneiden der CS-Investmentbank im ersten Jahresviertel beigetragen – ein Resultat, das allerdings durchs Debakel um die Greensill-Fonds und die Finanzfirma Archegos geschmälert wurde.

Wieviele Spac-Aktien auf den Büchern?

Mit Blick auf Greensill und Archegos werden nun auch Stimmen laut, die bei den Spacs Gefahren auf die CS lauern sehen. Die Bank, die am meisten Blankoscheck-Unternehmen begleitet und deshalb wohl nicht wenige Spac-Aktien auf den Büchern hat, dürfte einer Gegenbewegung zum Boom überdurchschnittlich stark ausgesetzt sein.

Immerhin hat das Institut vonSeiten Churchill Capital IV wenig zu befürchten: Aus regulatorischen Gründen sieht die Grossbank davon ab, die Spac-Unternehmen ihres Verwaltungsrats zu begleiten.

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