Die Basler J. Safra Sarasin wird um ein bestimmendes Ereignis reicher: Die Privatbank ist nun in Besitz von Vicky Sarfaty und ihren Kindern übergegangen. Die Witwe von Joseph Safra dürfte damit die reichste Frau der Schweiz sein.

Der Tod von Joseph Safra im Dezember 2020 hat einen der grössten Vermögenstransfers in der Geschichte in Gang gesetzt. Seine Ehefrau Vicky Sarfaty und die vier gemeinsamen Kinder erben ein Vermögen von über 16 Milliarden Dollar, wie dem «Billionaires Index» des Finanzdaten-Unternehmens Bloomberg zu entnehmen ist.

Bloomberg bemerkte anhand von Offenlegungspflichten auch, dass Vicky Sarfaty und die Kinder die Besitzer eines Bankenimperiums sind, dem neben der Basler Traditionsbank J. Safra Sarasin auch die brasilianische Banco Safra angehört. Zusammen verfügen die Institute über Assets von rund 90 Milliarden Dollar. Im Besitz von Sarfaty ist nun auch der bekannte Gherkin Tower in London sowie ein Hochhaus an der renommierten Madison Avenue in New York.

Von langer Hand vorbereitet

Damit gehört die 68-Jährige nicht nur zu den reichsten Frauen der Welt. Sie dürfte nach dieser Erbschaft auch die reichste Frau der Schweiz sein – lebt sie doch gemäss Auskunfspersonen mehrheitlich hier. Ein Sprecher der Gruppe wollte dies nicht kommentieren.

Dass mit dem Tod eines Familienpatriarchen, wie es Joseph Safra war, ein Vermögenstransfer scheinbar so reibungslos verläuft wie dies nun in den letzten Monaten geschehen ist, ist eher selten. «Nur wenige Familienunternehmungen überdauern die dritte Generation», sagte Roberto Bento Vidal von der Cambridge Family Enterprise Group Brazil, einem auf Familien spezialisierte Beratungsunternehmen, gegenüber Bloomberg. «Im Fall der Safras sehen wir einen sehr gut strukturierten Prozess, der offenbar von langer Hand vorbereitet war.»

Liebe auf den ersten Blick

Die Voraussicht Joseph Safras hat sich auch auf die Bank J. Safra Sarasin positiv ausgewirkt. Jürg Haller, der Verwaltungsratspräsident der Bank J. Safra Sarasin, sagte in einem Interview mit finews.ch Anfang März: «Ich bin sehr beeindruckt davon, wie Joseph Safra die Vorbereitungen für sein mögliches Ableben getroffen hat. Der Schlüssel war – neben der Besitzstruktur, welche der Familie alle strategische Entscheidungsmacht lässt – die Vorbereitung für die nächste Generation.»

Eine enge Bindung innerhalb der Familie Safra hat den Erbschaftsprozess womöglich auch erleichtert. Vicky Sarfaty war erst 17 Jahre alt, als sie Joseph heiratete. «Es war Liebe auf den ersten Blick, eine Liebe, die bis zum letzten Moment in seinem Leben dauern würde», heisst es im Jahresbericht von J. Safra Sarasin.

Wechselhafte Geschichte in Basel

Wie die Safra-Familie hat auch Vicky jüdische Wurzeln und war in den 1950-er Jahren von Griechenland nach Brasilien ausgewandert. Joseph Safra hatte zunächst in London studiert und zog erst nach Brasilien, als sich die Gesundheit seines Vaters Jacob zu verschlechtern begann. Er heiratete Vicky Sarfaty im Jahr 1969.

Damals war die Basler Privatbank noch fest in den Händen der Familie Sarasin. Alfred Sarasin baute die Bank ab dem Jahr 1900, nachdem er das Institut von einem Basler Unternehmer gekauft hatte, zusammen mit Arthur Streichenberg-Mylius zu einer der bedeutendsten Privatbanken der Schweiz mit einer internationalen Präsenz auf.

M&A und Kostendisziplin

Mit der Wandlung in eine Aktiengesellschaft im Jahr 2002 war die niederländische Rabobank Mitbesitzerin geworden und ab 2007 hatte sie auch die Stimmenmehrheit. Ende 2011 kaufte die J. Safra Group das Aktienpaket von der Rabobank für rund eine 1 Milliarde Franken und nahm Sarasin anschliessend von der Börse.

Seither haben sich die verwalteten Vermögen von J. Safra Sarasin auf knapp 200 Milliarden Franken mehr als verdoppelt, und das Institut zeichnet sich durch seine hohe Gewinnkraft und tiefe Kosten aus. Die Bank war in den letzten zehn Jahren auch als Konsolidiererin sehr aktiv gewesen und hat zuletzt die asiatischen Private-Banking-Aktivitäten der Bank of Montreal übernommen.

Nächste Generation von Safras gefordert

Vicky Sarfaty erbt zwar das Vermögen, allerdings kaum die Reputation Joseph Safras als einer der mächtigsten Banker der Welt. Die Herausforderungen sind angesichts des rasanten Wandels in der Finanz- und Bankenindustrie gegeben, aber diese liegen nun mehr in den Händen von Jacob und David Safra, den zwei Kindern, die im Familienunternehmen aktiv tätig sind.

Der 45-jährige Jacob ist Chairman der J. Safra Sarasin Gruppe und beaufsichtigt zudem den internationalen Teil des Familiengeschäfts. Der 36-jährige David ist für die Aktivitäten in Brasilien verantwortlich.

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