Die Corona-Pandemie hat nicht nur unsere sozialen Kontakte und Arbeitsmodelle radikal verändert. Auch die Erwartungen und Ängste der Bankkunden haben sich gewandelt.

Die Coronakrise hat viele Bankkunden bescheidener werden lassen. Die Run auf Rendite ist einem grösseren Bedürfnis nach finanzieller Sicherheit und Vermögenserhalt gewichen, wie aus dem am Freitag publizierten «Global Wealth Management Report 2021» der Wirtschaftsberatungsfirma EY hervorgeht. Diese Feststellung trifft auf fast zwei Drittel (62 Prozent) der total 2'500 befragten Personen in 21 Ländern zu.

Parallel zeichnen sich drei Trends dazu ab, was Kunden in den nächsten drei Jahren von ihren Finanzinstituten erwarten. Erstens mehr Dienstleistungen aus einer Hand respektive von einem Anbieter (Stichwort: Service). Dafür sind sie zweitens auch bereit, mehr persönliche Daten preiszugeben (Engagement). Drittens formulieren immer mehr vor allem jüngere Menschen klare Nachhaltigkeitsziele, die sie mit ihrem Geld berücksichtigen respektive erzielen wollen (Purpose).

Grösserer «Share of Wallet»

Das hat weitreichende Konsequenzen für die Banken und andere Anbieter von Finanzdienstleistungen, wie die Autoren der Studie, Raphaël Thürler, Bruno Patusi und Urs Palmieri, feststellen. Die Finanzbranche ist stärker gefordert – aber es eröffnen sich auch neue Chancen, einen grösseren Anteil des Vermögens (Share of Wallet) eines jeden Kunden zu verwalten. Dies, sofern die Finanzakteure auf die veränderten Bedürfnisse richtig eingehen.

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Denn nach wie vor ist die Skepsis vieler Kundinnen und Kunden gegenüber Banken sehr gross, wenn nicht noch gestiegen. Am meisten fürchten sich die Leute vor versteckten Gebühren und verlangen von der Branche mehr Transparenz sowie leistungsabhängige Kosten, die nachweislich mit den Anlagezielen vergleichbar sind. Besonders bei jüngeren Leuten ist dies der Fall, zumal sie auch eher bereit sind, persönliche Daten preiszugeben.

Virtuelle Beratung

Sie wechseln bei Unzufriedenheit auch eher die Bank und verschieben dabei zunächst rund ein Drittel ihres Vermögens, wie aus den weiter hervorgeht. In der Schweiz transferieren die Kundinnen und Kunden im Schnitt lediglich 20 Prozent.

Generell ist die Klientel heute bereit, mehr digitale Dienste in Anspruch zu nehmen und sich auch virtuell beraten zu lassen. Dies neuerdings auch bei Privatbanken, wo dieser Anteil von aktuell 21 Prozent bis 2024 auf 33 Prozent steigen sollte.

Mehr Produkte

Im Schnitt halten die Kunden ihr Vermögen heute in über durchschnittlich 4,4 verschiedene Produkttypen, also Fonds, Alternative Anlagen und Versicherungen. Im Jahr 2024 werden es 5,9 sein, aufgrund einer höheren Diversifikation, die sich die Klientel zunehmen wünscht und auch mit den anhaltend tiefen Zinsen zu tun hat.

Am stärksten zunehmen werden Vorsorge- und Pensionierungsplanungen, sowie Steueroptimierung sowie Sachversicherungen. Kunden bevorzugen einen einzigen Anbieter, der alles unter einem Dach anbietet.

ESG-Kriterien genügen nicht

Die meisten Kunden (87 Prozent) verfolgen in ihrem Leben mittlerweile bewusst Nachhaltigkeitsziele. Aber nur 57 Prozent haben das Gefühl, dass der Kundenberater diese vollständig versteht. Die Hauptthemen im Nachhaltigkeitsbereich sind: Klimawandel, CO2-Emissionen, Menschenrechte, Arbeitsbedingungen, Luft- und Wasserverschmutzung.

Viele Kunden wissen inzwischen auch, dass allein die Berücksichtigung von ESG-Kriterien nicht ausreicht, um Wirkung zu erzielen. Vielmehr muss die gesamte Investmentstrategie überdacht und laufend in Bezug auf Wirkung (Impact) und Anlagethemen (Thematic) neu beurteilt werden.

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