Die Credit Suisse setzt ihre Hoffnungen, die Greensill-Verluste einzuholen, auf die Kredit-Versicherer. Doch der Weg zu diesem Geld ist derzeit versperrt.

Die Rückzahlungen der Credit Suisse (CS) an ihre Greensill-Investoren sind versiegt. Eine dritte Zahlung hätte vor Monatsfrist erfolgen müssen. Dies hatte die CS ihren Kunden versprochen, die in die Supply Chain Finance Fonds investiert hatten. Die Grossbank musste die Fonds mit 10,1 Milliarden Dollar Anlagevolumen im vergangenen März schliessen.

Die CS schweigt zu den Gründen für das vorläufige Versiegen der Rückzahlungen. Hinter den Kulissen müht sich die Grossbank in einem komplexen Geflecht von Geldflüssen und -beziehungen ab, das inzwischen auch von Strafbehörden in Grossbritannien und in Deutschland durchleuchtet wird.

War der Versicherungsschutz rechtsgültig?

Einen wichtigen Part in diesem Geflecht nehmen die Versicherer ein, dank deren Schutz die Fonds in der Klasse Investment Grade angepriesen worden waren. Nicht bestritten ist, dass diese Kredit-Versicherungen durch die japanische Firma Tokio Marine geleistet worden waren. Doch steht in Frage, ob dieser Schutz auch rechtsgültig war.

Das für das Fondsmanagement zuständige Finanzunternehmen Greensill Capital kollabierte im März, nachdem der Versicherungsschutz über 4,6 Milliarden Dollar weggefallen war. Für weitere 9 Milliarden Dollar wäre der Schutz im Laufe dieses Jahres verfallen, wie Grant Thornton feststellte. Das Beratungsunternehmen ist mit der Liquidation von Greensill Capital beauftragt.

CS hält keine Policen

Für die CS stellen diese Versicherungspolicen eine Sicherheit dar, Gelder zurückzuerhalten. Entsprechend will die Grossbank den Versicherungsschutz notfalls auch juristisch erkämpfen, wie die «Financial Times» vor rund zwei Wochen geschrieben hat.

Doch dies wird ein Weg mit vielen Hindernissen sein. Das Hauptproblem: Die CS ist nicht Halterin der entsprechenden Policen. Sie ist höchstens Zahlungsempfängerin im Verlustfall. Die Policen hält die japanische Tokio Marine, nachdem sie diese mit dem Kauf der Bond & Credit Company (BCC) im Jahr 2019 übernommen hatte.

Nun wird es kompliziert: Ein Versicherungsagent im australischen Sydney, Greg Brereton, hatte den grössten Teil der Greensill-Policen für BCC abgeschlossen. Brereton wurde von Tokio Marine nach der Akquisition entlassen. Es hatte sich gezeigt, dass er über 10 Milliarden Dollar der Greensill-Kredite versichert hatte.

Ermittlungen in Grossbritannien, Deutschland

Tokio Marine gibt sich wortkarg. Ein Sprecher sagte gegenüber finews.ch, die Werthaltigkeit der Versicherungsdeckung von Greensill werde weiterhin überprüft.

Dies zeigt: Dreh- und Angelpunkt für die Rückzahlungen an Fondsinvestoren ist der Versicherte, nämlich Greensill Capital– nicht die CS und auch nicht der Industriemagnat Sanjeev Gupta, der Greensill-Hauptkunde.

Das vorläufige Ausbleiben weiterer Rückzahlungen an CS-Kunden dürfte den Grund haben, dass zwei Strafuntersuchungen laufen, in denen Greensill Capital mit im Mittelpunkt steht. In Grossbritannien sind es Guptas Firmen, die Greensill-Gelder empfangen haben, wo wegen Betrugsverdacht ermittelt wird. In Deutschland läuft eine Untersuchung gegen die in Bremen ansässige Greensill Bank.

Gab es manche der Zahlungen überhaupt?

Dies sind keine Vorgänge, die in einigen Wochen vorüber sein werden. Entsprechend können sich auch die CS-Rückzahlungen um Jahre hinausziehen, vor allem wenn sich der Versicherungsschutz als brüchig erweisen sollte. Bislang haben die CS-Kunden knapp 5 Milliarden Dollar zurückerhalten. Tokio Marine selber nimmt dabei eine wichtige Rolle ein. Das Unternehmen hatte im vergangenen Sommer Greensill und dem Broker Marsh McLennan mitgeteilt, die Versicherungen aufzuheben.

Die Unsicherheit verstärkt sich noch durch den mehrfach erhobenen Verdacht, dass substanzieller Teil der Finanzierungen, die Greensill getätigt haben will, gar nie vollzogen worden sind. Dass die Fonds-Investoren jemals diese Gelder zurückerhalten, ist derzeit wenig wahrscheinlich.

Gelder aus den Fonds «geliehen»

Mit Blick auf den Asset Manager GAM, der mit seinen Absolute Return Bond Fonds ebenfalls via Greensill investiert und Schiffbruch erlitten hatte, wird sich die CS auf eine längere Phase der Unsicherheit einstellen müssen. Lex Greensill, der australische Financier mit dem der gleichnamigen Investmentbank, hatte im Jahr 2016 in Grossbritannien eine Firma namens Laufer gegründet.

Während der folgenden 18 Monate «lieh» sich Greensill über 500 Millionen Dollar aus den GAM-Fonds, wie eine mit den Vorgängen vertraute Person gegenüber finews.ch bestätigte. Die «Financial Times» hatte dies bereits 2018 gemeldet.

Teile dieser Gelder habe der Australier für eigene Zwecke verwendet, andere habe er benötigt, um offene Kredite zu decken. Die Frage stellt sich, ob Greensill mit Fondsgeldern von CS-Kunden auch so verfahren ist.

 

 

 

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.55%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.9%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    27.98%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.02%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.54%
pixel