Der Schweizer Finanzplatz und seine Banken wollen eine wichtige Rolle bei der Bekämpfung des Klimawandels spielen. Aber weder die Beratung für interessierte Kunden noch die Produkte taugen was, stellte Greenpeace fest.

Die Test-Anlage für das «Mystery-Shopping» war einfach: 33 als interessierte Bankkundinnen und -kunden getarnte Greenpeace-Angehörige besuchten 19 Schweizer Banken mit der Absicht, in klimaverträgliche Anlagen zu investieren.

Klimaverträglich heisst: Mit dem Pariser Klimaabkommen kompatibel. Dabei führten die «Mystery Shopper» insgesamt 43 Gespräche mit den Beratern und Beraterinnen der jeweiligen Banken. Es ging jeweils um eine Anlagesumme von 5‘000, 10‘000 oder 50‘000 Franken mit einem Anlagehorizont von zehn Jahren.

Krasser Gegensatz zu den Zielen

Das Fazit, welches Greenpeace in einer in der Nacht auf Mittwoch veröffentlichten Studie festhielt: Die Beratungsqualität war mangelhaft und die empfohlenen Produkte waren nur marginal klimafreundlicher als konventionelle Anlagen. Das Mystery Shopping zeige somit deutlich, dass Paris-kompatibles Anlegen heute kaum möglich sei, hielt die Studie fest.

«Diese Erkenntnis steht im krassen Gegensatz zum Ziel des Schweizer Finanzplatzes, führend im Bereich Sustainable Finance sein zu wollen», sagt Peter Haberstich, Projektleiter Klima und Finanzwirtschaft bei Greenpeace Schweiz. «Die Finanzinstitute leisten derzeit mit ihren sogenannt nachhaltigen Kapitalanlagen kaum einen Beitrag, die Realwirtschaft klimaverträglich auszugestalten, obwohl das Pariser Klimaabkommen längst die klimafreundliche Ausrichtung aller Finanzflüsse fordert.»

Was tut die Finanzbranche tatsächlich?

Diese Erkenntnis ist an sich nicht neu. Auch Greenpeace hat jüngst in einer Studie festgestellt, dass es nachhaltigen Anlagen nicht gelinge, wesentlich mehr Kapital in Richtung einer nachhaltigen Wirtschaft zu lenken als konventionelle Fonds. Dasselbe schrieb kürzlich der frühere Nachhaltigkeits-CIO von Blackrock Tariq Fancy in einem langen, lesenswerten Essay.

Mit dem ESG-Boom bei den Bankprodukten kam auch das sogenannte «Greenwashing» auf, Bankangebote die das Label ESG zwar tragen, aber nicht nachhaltiger sind als herkömmliche Produkte. Nachdem der deutsche Fondsanbieter DWS von seiner ehemaligen Sustainability-Chefin des «Greenwashings» bezichtigt worden ist, hat die US-Börsenaufsicht SEC eine Untersuchung gegen DWS eingeleitet.

Zehn Produkte, die nichts taugen

Greenpeace nennt den Begriff «Greenwashing» in der Studie nicht. Doch zeigte sich anhand des Mystery Shoppings, dass Banken nicht halten können, was sie mit teuren Werbekampagnen versprechen. Die 19 Banken konnten gesamthaft bloss zehn Produkte anbieten, welche dem expliziten Wunsch der Klimaverträglichkeit entsprechen sollten. Greenpeace in einer späteren Analyse diese Klimaverträglichkeit in den Produkten nicht nachweisen.

Die Umweltorganisation nennt namentlich die UBS und die Credit Suisse, deren Produktewerbung gar «irreführend» sei. Der Fonds «UBS Vitainvest» verspreche einen Beitrag zur Reduktion von CO2-Emissionen. Effektiv würden im Fonds emissionsintensive Unternehmen untergewichtet, was aber keine Emissionsreduktion in der Realwirtschaft zur Folge habe, so Greenpeace.

Sehr schwammig und weich

Der «Credit Suisse Responsible Consumer Fund B» definiere seine Nachhaltigkeitskriterien dermassen schwammig und weich, dass es für ein Unternehmen schon ausreiche, sich seiner Wirkung auf die Umwelt bewusst zu sein, um in den Fonds aufgenommen zu werden, stellte Greenpeace fest.

Zudem mache der Fonds Wirkungsversprechen, welche aufgrund der vorhandenen Wirkungsdaten und der angegebenen Wirkungslogik nicht haltbar seien.


  • Getestet wurden die Aargauische Kantonalbank, Alternative Bank Schweiz (ABS), Bank Avera, Bank BSU, Bank Cler, Basellandschaftliche Kantonalbank, Basler Kantonalbank, Berner Kantonalbank, Credit Suisse, Graubündner Kantonalbank, Migros Bank, Postfinance, Raiffeisen, Thurgauer Kantonalbank, UBS, Urner Kantonalbank, Valiant Bank, VZ Vermögenszentrum, Zürcher Kantonalbank.
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