Von Larry Fink bis Ralph Hamers: CEO der grössten Finanzkonzerne propagieren ihre neuen Nachhaltigkeits-Strategien als Lösung für eine «bessere Welt». Der frühere Blackrock-ESG-Chef sagt: reines Placebo.

Blackrock-CEO Larry Fink schreibt es in seinen Briefen, UBS-CEO Ralph Hamers publiziert dazu ein Video: Eine «bessere Welt» sei das Ziel, den Klimawandel zu stoppen, das Armutsproblem zu lösen.

Finanzkonzerne wie Blackrock oder die UBS folgen nun einer «Bestimmung». Blackrock will als grösster Asset Manager der Welt mit seinem Einfluss die globale Wirtschaft nachhaltiger gestalten. Die UBS möchte mit ihren Milliardärs-Kunden die Welt ganz einfach besser machen.

Die Lenker der Geldströme

Der gewaltige Nachhaltigkeits-Boom in der Finanzbranche wird in erster Linie von den Akteuren selbst als eminent wichtiger Teil der Lösung angepriesen. Banken und Finanzinstitute dienen als Lenker von Investitionen aus dem privaten Sektor dem Umbau der Wirtschaft und Gesellschaft, was Staaten dank ihrer limitierten Finanzen bislang nicht gelungen ist.

Doch ausserhalb der Finanzbranche wird dieses Narrativ kritisch beurteilt. Auch finews.ch hat verschiedentlich beschrieben, dass der Boom mit ESG-Produkten mehr von Marketing-Anstrengungen der Banken getrieben ist als von einem effektiven Umdenken in den Teppichetagen.

Wirkung gleich Null

Klartext redet seit einiger Zeit Tariq Fancy, der bis zum Jahr 2019 ESG-Chef beim US-Asset-Manager Blackrock war. Sein Fazit ist klar: das exponentielle Wachstum von Nachhaltigkeits-Investments bewirke effektiv nichts.

In einem Interview mit Peter McKillop, ebenfalls ein früherer Blackrock-Manager, sagte Fancy, ESG erschaffe bloss ein «gigantisches Placebo für die Gesellschaft, die denken soll, dass Fortschritte erzielt werden, die es gar nicht gibt.»

Der Markt regelt das auch

Fancy stiess im Jahr 2017 zu Blackrock, als der Asset Manager noch in seiner frühen ESG-Bemühungen steckte. Für CEO Fink ist Nachhaltigkeit die grösste Chance für Investoren überhaupt, wobei der Blackrock-Gründer die Rolle des freien Marktes klar über jene des regulierenden Staates hebt, wenn es darum geht, den Klimawandel zu stoppen.

Mit dieser Meinung hat Fink auch unter Schweizer Banken eine treue Gefolgschaft. Das Problem des Booms ist laut Fancy aber, dass «grüne» Investments keine feststellbaren Veränderungen bewirken.

Unverantwortlich ist profitabler

In der Nutzung von ESG-Daten für Investments, so Fancy, «steckt nicht viel Wert». ESG funktioniere in den meisten Anlagestrategien nicht, weil diese auf kurzfristige Performance ausgelegt seien. Währenddessen gelte weiterhin die Regel, dass unverantwortliches Handeln oftmals profitabler sei. Fazit: ESG in der Finanzindustrie sei Marketing.

Fancy nennt ein konkretes Beispiel, warum die als langfristigen ESG-Strategien verkauften Produkte mehr Marketing als «Bestimmung» seien: Die Manager in der Finanzindustrie. Erstens herrsche in den Geschäftsleitungen und bei den CEO-Posten die höchste Fluktuation seit Jahrzehnten. Und die Chefs würden so viel verdienen wie noch nie. «Es ist ein System, das welches nach gemäss Incentives und Eigeninteressen funktioniert», so Fancy.

Leeres Marketing

Ebenso kritisch beurteilt er das Schlagwort «Stakeholder Capitalism», das von Fink wie auch von WEF-Gründer Klaus Schwab propagiert wird. «Leeres Marketing» sei das, so Fancy. Ihm komme es vor, als ob es dazu diene, die Öffentlichkeit davon zu überzeugen, das die längst überfällige staatlichen Eingriffe gar nicht nötig seien, um die Klimakrise zu bewältigen.

Notwendig sei echte Regulierung. «Wenn man nicht möchte, dass Goldman Sachs etwas finanziert, muss man es verbieten. Oder zumindest viel weniger profitabel machen. Aber man bittet nicht freundlich darum oder hofft, dass eine Bank plötzlich ethisch handelt.»

Die einzige Lösung: Regulierung

Fariq macht den Bankern nicht mal einen Vorwurf. Schliesslich arbeiten sie für profitorientierte Unternehmungen, die genau das tun, was ihre Investoren von ihnen erwarten: Gewinn machen.

Für Fancy, der 2019 seinen Schreibtisch bei Blackrock in New York mit einem Grossraumbüro in Toronto tauschte, wo er Rumie, eine Non-Profit-Bildunginstitution für Kinder leitet, wurde in den zwei Jahren beim US-Finanzgiganten klar: Die Klimakrise ist die Folge des grössten Marktversagens in der Geschichte. Die Lösung des Problems liege darin, das Marktversagen zu beheben. «Es muss eine systematische Lösung geben, und die kann nur durch die Führung von Regierungen kommen.»

Sein Ansatz ist: die Nutzung von ESG-Daten muss vollkommen anders erfolgen. Sie müssen so gemanagt und gemessen werden, dass das ganze Wirtschaftssystem anderen Anreizen folgt und so das Marktversagen behebt.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.45%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.77%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.12%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.02%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.64%
pixel