Raiffeisen Schweiz sucht nach dem unglücklichen Rücktritt von Guy Lachappelle eine neue Person für das Präsidium des Verwaltungsrates. Der Modus dazu ist verzwickt – weshalb der Suchauftrag nun nicht an einen der üblichen Headhunter ergangen ist, wie Recherchen von finews.ch zeigen.

Nicht eine der Hausmarken in der Schweizer Kadervermittler-Szene, sondern die relativ kleine Search-Firma Witena hat den Auftrag erhalten, nach einem neuen Präsidenten für Raiffeisen Schweiz zu suchen. Explizit kümmert sich dort Oliver Berger (Bild unten) um das Mandat, wie verschiedene, voneinander unabhängige Quellen gegenüber finews.ch erklärten.

Auf Anfrage mochte dies Berger weder bestätigen noch bestreiten: Man werde verstehen, dass Witena eine Medienanfrage zur Suche nicht beantworten könne, hiess es lediglich.

Berger 500

Kür noch vor Jahresende

Raiffeisen Schweiz enthielt sich zwar ebenfalls eines Kommentars. Die Banken-Gruppe ist aber zuversichtlich, dass die Suche bereits in den nächsten Wochen abgeschlossen sein wird. Noch vor Jahresende sollen dann die Raiffeisen-Delegierten in einer ausserordentlichen Generalversammlung den neuen Präsidenten oder die Präsidentin küren.

Dies steigert den Druck auf Witena. Dass die Wahl auf diese Firma fiel, hat in der Headhunter-Szene einige Verwunderung ausgelöst. Der im vergangenen Juli Knall auf Fall zurückgetretene Ex-Präsident Guy Lachappelle war 2018 von der Branchengrösse Guido Schilling zu Raiffeisen Schweiz geholt worden. Doch wie finews.ch bereits im vergangenen August berichtet hatte, kam der Kadervermittler nun nicht mehr in die Kränze für die Suche einer Nachfolgerin oder eines Nachfolgers.

Explizit kein Grossbanker?

Noch mehr: Recherchen zufolge beschloss der Nominierungs-Ausschuss, keinerlei Geschäftsbeziehungen zu Headhuntern und Beratern mehr zu unterhalten, die in irgendeiner Weise mit Lachappelle zu tun gehabt hatten. Dieser Entscheid hat dazu geführt, dass zahlreiche Headhunter das Mandat nicht erhielten – beispielsweise auch die Firma Egon Zehnder nicht, die eigentlich im Bereich der Verwaltungsrats-Kandidaten für systemrelevante Banken in der Schweiz als führend gilt.

Ebenfalls ist zu vernehmen, dass bereits diverse Kandidaten für die Lachappelle-Nachfolge abgesagt hätten. Wie es heisst, habe Raiffeisen seinerzeit angesichts der Stimmung bei den Genossenschaftern nach der Affäre um Ex-Chef Pierin Vincenz explizit keinen Grossbanker haben wollen und deshalb dem damaligen Basler-Kantonalbank-CEO Lachappelle das Präsidentenamt anvertraut.

Jetzt seien zum Teil die gleichen Grossbanker wieder angefragt worden, die nun etwas verwundert, aber konsequenterweise abgesagt hätten, heisst es auch Headhunter-Kreisen.

Liebesaffäre aus dem Ruder gelaufen

Lachappelle musste vergangenen Juli von seinem Posten zurücktreten, nachdem eine vergangene Liebesaffäre völlig aus dem Ruder gelaufen und der Banker von seiner früheren Geliebten wegen Verletzung von Geschäftsgeheimnissen und «Stalking» angezeigt worden war. Der heute 60-Jährige hatte als CEO der Basler Kantonalbank eine vertrauliche Strategie-Präsentation an seine damalige Geliebte per E-Mail weitergegeben.

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