Die Credit Suisse habe zwei Problembereiche, das Asset Management und das Investmentbanking, sagt ein einflussreicher Aktionär der Schweizer Grossbank. Darum müsse Sie nach entsprechenden Partnerschaften Ausschau halten – auch mit Blick auf die UBS.

Weil das Asset Management der Credit Suisse (CS) zu klein sei, müsse die Bank es nicht zwingend behalten, sagt David Herro, Anlagechef der US-Fondsgesellschaft Harris Associates, die mit rund 5 Prozent an der CS beteiligt ist.

Vor diesem Hintergrund plädiert der Grossaktionär für eine Fusion in diesem Bereich – entweder «mit der UBS oder mit anderen Marktteilnehmern», wie er in einem Interview mit der «Sonntagszeitung» (Artikel kostenpflichtig) am vergangenen Wochenende erklärte. Die in Chicago ansässige Firma gehört zum französischen Finanzkonzern Natixis. Harris Associates ist einer der grössten CS-Aktionäre.

Joint-Venture auch im Investmentbanking denkbar

«Asset Manager versuchen stets, grösser zu werden. Es gibt daher Appetit in der Branche für Zusammenschlüsse. Ich sehe daher viele Möglichkeiten, entweder mit UBS oder einem anderen Player. Mit der UBS gäbe es aber noch andere Möglichkeiten für eine Zusammenarbeit», sagt Herro.

Konkret meint er damit die Investmentbank: Schauen Sie sich die US-Investmentbanken an. Im Vergleich dazu sind die nicht amerikanischen Banken alle zu klein. Ich könnte mir daher vorstellen, dass es Bereiche gibt, wo europäische Player zusammenarbeiten könnten, um an Grösse zu gewinnen. Von den global tätigen Investmentbanken ist keine aus Europa. Hier könnte ich mir Gemeinschaftsunternehmen vorstellen», so Herro.

Produktelinie für Produktelinie prüfen

Bezüglich potenzieller Partner gab Herro allerdings keine Namen bekannt. Er sagte lediglich: Da müsste man sich Produktlinie für Produktlinie anschauen. Der Verwaltungsrat der Bank muss prüfen, welche Teile der Investmentbank über den Konjunkturzyklus profitabel sind, und diese Teile stärken.

Jene Bereiche der Investmentbank, die dieses Kriterium nicht erfüllen, muss die Bank schliessen, verkaufen oder mit einem Wettbewerber zusammenlegen.»

Aktienkurs in zwei, drei Jahren bei 20 Franken?

Eine Vollfusion mit einem anderen Finanzkonzern sieht der US-Investor nicht. Der Credit Suisse fehle es nicht an der nötigen Grösse, schon gar nicht in der Vermögensverwaltung. Sicher, bei der aktuellen Bewertung könnte jemand einen Versuch wagen, erklärt Herro. Aber er würde keine Preise in der Nähe des aktuellen Preises akzeptieren.

«In zwei oder drei Jahren sollte die Aktie bei 20 Franken und nicht 9 Franken stehen», erklärt Herro.

«Unter Urs Rohner wurde die Bank furchtbar geführt»

Hart ins Gericht geht Herro mit dem früheren Verwaltungsratspräsidenten der CS: «Unter Rohner wurde die Bank furchtbar geführt. Wir hatten über 30 Prozent der Aktionäre auf unserer Seite, aber der Verwaltungsrat war auf Rohners Seite, weil er den Verwaltungsrat selbst zusammengestellt hatte.»

Harris Associates ist seinerzeit nach dem Platzen der Internetblase bei der CS eingestiegen. «Wir sind bei Kursen um 20 Franken eingestiegen, haben aber den grössten Teil der Aktien bei Kursen zwischen 60 und 70 Franken verkauft», erklärt Herro.

Präsident verstand die Risiken nicht

«Die Probleme fingen danach an. Die Risiken wurden nicht abgebaut, der alte Präsident verstand die Risiken nicht», der Anlagespezialist und schliesslich mit der Hoffnung: «Ich bin zuversichtlich, dass das nun bei der neuen Führung anders ist und die Bewertung wieder steigt.»

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