Seit sechs Jahren hält die Credit Suisse eine Minderheitsbeteiligung an Verde. Der brasilianische Vorzeige-Hedgefonds hat derzeit zu kämpfen. finews.ch ist dem möglichen Problem nachgegangen.

Der Fall York Capital Management hat bei der Credit Suisse (CS) auch im vergangenen dritten Quartal noch nachgewirkt. Wie die Schweizer Grossbank Anfang November mitteilte, musste sie eine weitere Wertberichtigung von 113 Millionen Franken in Bezug auf den US-Hedgefonds vornehmen. Dies, nachdem das Institut schon im vierten Quartal 2020 eine Wertberichtigung von 450 Millionen Dollar auf seiner Beteiligung an York hatte vornehmen müssen.

Das Hedgefonds-Thema ist demnach ein wunder Punkt der sowieso gebeutelten Nummer zwei des Swiss Banking – zumal das New Yorker Family Office Archegos Capital, das der Bank vergangenen Märt rund 5 Milliarden Dollar an Verlusten einbrockte, ebenfalls Wetten wie eine Hedgefonds betrieb.

Wetten auf heimische Aktien gingen schief

Entsprechend rückt eine bis dato illustre Beteiligung ins Rampenlicht, welche die Grossbank im Jahr 2015 in Brasilien eingegangen ist. Die CS hält dort eine Minderheit am Hedgefonds Verde Asset Management. Die genaue Höhe des Anteils hält die Bank geheim. Im Jahr 2015 von Luis Stuhlberger (Bild unten) gegründet, gehört Verde zu den meistbeachteten Akteuren am südamerikanischen Finanzmarkt, was auch mit seinem Lenker zu tun hat: Wenn Stuhlberger etwas zu sagen hat, dann hört das ganze Land hin.

Doch nun erlebt der 9-Milliarden-Dollar-Hedgefonds, der seit seiner Gründung eine jährliche Rendite von im Schnitt mehr als 18 Prozent abgeworfen hat, die schlimmste Pechsträhne seit der Finanzkrise. Wie die Agentur «Bloomberg» (Artikel bezahlpflichtig) berichtete, erlitt der Flaggschiff-Fonds CSHG Verde VIC FIM vergangenen Oktober einen Buchverlust von 4,4 Prozent. Dies, nachdem sich Stuhlbergers Team mit Wetten auf brasilianische Aktien verspekuliert hatte.

Sthulberger 500

(Bild: Verde Asset Mangement)

Turbulente Zeiten

Die brasilianische Börse geht derzeit durch höchst turbulente Zeiten. Der örtliche Aktienmarkt ist im eigentlich hervorragenden Finanzjahr 2021 eines der Schlusslichter weltweit. Ein toxischer Mix aus politischen Unsicherheiten und Zinserhöhungen setzt den Notierungen im BRIC-Schwellenland-Markt schwer zu.

So gesehen schlage sich Verde gar nicht schlecht, geben Beobachter zu Bedenken. Offenbar ist man auch bei der CS zuversichtlich, was die jüngste Entwicklung anbelangt. Schliesslich blicken die Grossbank und Stuhlberger auf eine lange Beziehung zurück: Die CS nennt sich in Brasilien Credit Suisse Hedging-Griffo (CSHG). Dies, nachdem die Schweizer Grossbank Brasiliens erfolgreichsten Hedgefonds, zusammen mit dessen Privatbank, im Jahr 2011 vollständig übernommen hatte. Der Kaufpreis lag dabei deutlich über 1 Milliarde Franken.

Nicht-wesentliche Partnerschaften beenden

Stuhlberger hatte schon Hedging-Griffo gegründet, und die CS stieg später auch bei dessen neuem Hedgefonds Verde mit ein. Davon zeugt nun auch die Benennungen des geplagten Flaggschiff-Fonds.

Was im Weiteren aus der langjährigen Verbindung wird, muss sich zeigen. Anlässlich ihres Strategie-Updates vom November erklärte die Grossbank, dass ihre Fondssparte CS Asset Management «Nicht-Kernanlagen und nicht-wesentliche Partnerschaften beenden» werde, was für den Zeitraum 2021 und 2022 zu einer Reduktion der risikogewichteten Aktiven bei Anlagen und Partnerschaften um etwa 40 Prozent führen dürfte. Im Fall von Verde steht das Verdikt noch aus.

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