Die Credit Suisse hat auf ihrer Beteiliung an York jüngst eine riesige Wertberichtigung angemeldet. Wie sich zeigt, hat die Talfahrt der US-Investmentfirma schon vor Jahren begonnen.

Jamie Dinan, der 61-jährige Gründer von York Capital Managememt, soll in der Zoom-Sitzung mit den Tränen gerungen haben. Gegenüber den rund 180 Angestellten der einstigen Wall-Street-Überfliegerin kündete er vergangenen November an, dass sich das Finanzunternehmen grösstenteils aus Hedgefonds zurückziehe – jenem Investments also, welche die 1991 in New York gegründete Firma gross gemacht hatten.

Auf dem Gipfel des Erfolgs verwaltete York in solchen Vehikeln rund 26 Milliarden Dollar. Künftig konzentriert sich die Finanzinvestorin auf die Verwaltung von Privatmarkt-Anlagen und anderen Investments im Umfang von 8,5 Milliarden Dollar.

Um die Fassung dürften wohl auch einige Aktionäre der Credit Suisse (CS) gerungen haben, als die Grossbank ihrerseits zu York beichten musste: Die Schweizer hielten seit 2010 eine Minderheits-Beteiligung an der Spezialistin für Alternative Anlagen; aufgrund des Entscheids von Dinan hatten sie nun eine Wertberichtigung von ungefähr 450 Millionen Dollar hinzunehmen. Diese wird dem vierten Quartal 2020 belastet und könnte sich auch auf die Kapitalisierung der Bank auswirken – die Quote des harten Eigenkapitals (CET1) könnte um ungefähr 0,07 Prozent sinken.

Flaggschiff verliert an Fahrt

Das renommierte US-Finanzblatt «Wall Street Journal» (Artikel bezahlpflichtig) hat nun bei diversen Mitarbeitenden von York nachgeforscht. Die Recherche zeichnet das Bild einer Akteurin auf dem absteigenden Ast, bei der intern, je enger es geschäftlich wurde, das Fingerzeigen und das Machtgerangel zunahm. Eine Energiewette, die das Haus 700 Millionen Dollar kostete, brachte das Fass schliesslich zum Überlaufen.

Doch die Schieflage zeichnete bereits viel früher ab, wie nun deutlich wird. 2015 erlitt ein Flaggschiff-Fonds von York einen zweistelligen Performance-Verlust; 2016 erwies sich dann als weiteres Verlustjahr. 2017 forderten Dinans Kader ultimativ einen Turnaround. Damals wurde Christophe Aurand zum Co-Investmentchef ernannt, der sich laut dem «Journal» dann als harter und beim Personal ungeliebter Sanierer erwies. Der bisherige Investmentchef Dan Schwartz übernahm zusammen mit Dinan die operative Leitung.

Restrukturierung mitgemacht

Dinan, der es dank York zum Milliardär und zum Mitbesitzer des amerikanischen Basketball-Teams Milwaukee Bucks gebracht hatte, dachte inzwischen über seine Nachfolge nach. Dazu er wollte Schwartz und anderen Kadern mehr Anteile am Unternehmen zugestehen. In der Folge wurde laut dem Bericht die CS-Beteiligung von rund 30 Prozent restrukturiert. Die Bank machte die Transaktion mit – und blieb trotz zweijähriger Verlustrecke als wichtige Aktionärin im Boot.

Derweil zogen Investoren weiter Geld aus den York-Hedgefonds ab, was die Probleme nur verstärkte. Um das Geld für die Austritte zu mobilisieren, mussten nämlich die liquidieren Asset verkauft werden. Die Fonds blieben auf den illiquiden, risikoreicheren Anlagen sitzen. 2019 zog dann offenbar auch der Fondsarm der grössten amerikanischen Bank J.P. Morgan sämtliche Vermögen aus den Energiewetten von York ab. Darauf wurden diese Strategien geschlossen.

Bis zuletzt verdient?

Die Schweizer Grossbank hielt Dinan aber auch dann noch die Stange. Laut dem Bericht soll die CS bis zuletzt auf ihrem Investment in die York Geld verdient haben; die erwirtschafteten Erträge überstiegen das investierte Kapital – auch nach dem Abschreiber.

Dennoch war die Wertberichtigung für die Bank ein Tiefschlag. Und nicht der einzige, wie sich innert Wochen zeigen sollte. Anfang Dezember wurde bekannt, dass der CS in den USA in einem Gerichtsfall rund toxisch gewordene Hypotheken-Verbriefungen (RMBS) bis zu 680 Millionen Dollar an Schadenersatz-Forderungen drohen. Das letzten Jahresviertel steht für das Institut unter keinem guten Stern.

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