Ganz so schlank ging die Generalversammlung der Credit Suisse am Freitag nicht über die Bühne. Die Aktionärinnen und Aktionäre lehnten die Entlastung der Konzernleitung und des Verwaltungsrats für das Geschäftsjahr 2020 ab. Was bedeutet das?

An der Generalversammlung der Credit Suisse (CS) vom Freitag lief nicht alles nach Plan. Die bereits im Vorfeld stark umstrittene Erteilung der Décharge der Konzernleitung und des Verwaltungsrats für das Geschäftsjahr 2020 lehnt rund 60 Prozent der Aktionärinnen und Aktionäre ab. Hier finden sich die detaillierten Resultate.

Damit haben die Eigentümerinnen und Eigentümer leichtere Hand, mit Haftungsklagen gegen die Bankleitung vorzugehen. Die Entlastung für das Geschäftsjahr 2021 kann ebenfalls als Warnsignal an die CS-Verantwortlichen gedeutet werden. Diese Décharge erhielt 77,5 Prozent der Stimmen.

Enttäuschung bei Axel Lehmann

Verschiedene Aktionärsvertreter sowie Grossaktionäre hatten sich schon Wochen vor der GV gegen die Entlastung ausgesprochen, wie auch finews.ch berichtete. Dazu gehörten unter anderem der norwegische Staatsfonds sowie die Stimmrechtsberater ISS und Glass Lewis.

Gross war denn auch die Enttäuschung beim erst seit Januar 2022 im Amt stehenden CS-Präsidenten Axel Lehmann. Man werde das Ergebnis im Verwaltungsrat analysieren, sagte er.

Massiver Vertrauensverlust

Die Décharge für das Geschäftsjahr 2020 war an der Generalversammlung 2021 ausgeklammert worden, nachdem kurz vor der GV der Greensill-Skandal eskaliert hatte und dann auch noch der US-Hedgefonds Archegos in Zahlungsnot geraten war. Beide Skandale hatten die CS in eine Verlustspirale befördert, was wiederum zu einem massiven Vertrauensverlust geführt hatte. 

Ein ähnliches Schicksal hatte die Erzrivalin UBS im Jahr 2019 ereilt, als die Aktionärinnen und Aktionäre die Entlastung aufgrund des Steuerstreits in Frankreich verweigerten.

Grosse Diskrepanz bei Wiederwahlen

Bei allen anderen Traktanden stimmten die Eigentümerinnen und Eigentümer im Sinne der CS; unter anderem auch bei den Anträgen für eine Sonderprüfung sowie für eine Statutenänderungen betreffend Klimaschutzstrategie.

Alle bisherigen und neuen Verwaltungsräte erhielten die erforderlichen Stimmen für eine Neu- respektive Wiederwahl, wobei die Zustimmungsquote je nach Person stark variierte. So erhielt Ana Paula Pessoa lediglich 68,7 Prozent Ja-Stimmen, während andere Kandidaten auf einen Zuspruch von bis zu 97 Prozent kamen. Präsident Lehmann wurde mit 95,3 Prozent an Stimmen gewählt.

Vergütungsbericht mit Ach und Krach

Der Vergütungsbericht 2021 erhielt in der Konsultativabstimmung rund 80 Prozent der Stimmen. Das liegt gerade noch knapp über dem Wert, den man tendenziell als ernüchternd bezeichnen kann. 

 

 

 

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