Eine neue Studie zur Lage der europäischen Banken zeichnet ein positives Bild. Bei der Betrachtung der beiden Schweizer Grossbanken ergibt sich aber neben viel Licht auch Schatten.

Die Anleihe-Analysten von Independent Credit View (I-CV) haben sich den europäischen Bankensektor angeschaut. Dabei wurden 40 Kreditinstitute aus 13 Staaten unter die Lupe genommen, inklusive Stresstest. Die Analyse habe ein überwiegend positives Bild ausgewiesen und die Banken hätten überwiegend eine robust Basis, wie es in einer Mitteilung vom Mittwoch heisst.

Doch es gebe Unterschiede und Anleihen von defensiven und bonitätsstarken Banken sollten angesichts des aktuellen und zu erwartenden Umfelds in den Anlegerfokus rücken, schreibt I-CV. Als Beispiele für Banken mit defensiven Geschäftsmodellen und hohen MDA (Maximum Distributable Amount) Puffern werden UBS, SEB oder die belgische KBC Groep genannt.

Nur wenige Kreditinstitute würden strukturelle Probleme aufweisen. Dazu würden beispielsweise deutsche und italienische Banken gehören sowie die Schweizer Grossbank Credit Suisse.

«Sowohl die UBS als auch die CS haben eine erfreuliche Kreditqualität und liegen international mit Platz 4 beziehungsweise 6 unter den Top-10», sagte der Studien Co-Autor Guido Versondert gegenüber finews.ch. Auch verglichen mit der Lage vor der Corona-Pandemie habe sich keine Verschlechterung gezeigt. Die UBS habe jedoch einen grösseren Puffer, etwa bei den Engagements bei Stufe-2 Krediten, also Krediten die Probleme zeigen, aber noch nicht ausgefallen sind.

Bei Ertragskraft im Hintertreffen

Bei der Ertragskraft vor Risikovorsorge liege die CS im Vergleich mit der UBS jedoch im Hintertreffen. Daneben habe bei der CS das Thema Rechtsfälle und mögliche Bussen ein höheres Gewicht.

Für die Banken insgesamt ist das Bild positiv. «Robuste Basis bedeutet: Banken verfügen über nachhaltige Ertragskraft und Kapital auf einem ordentlichen oder guten Niveau. Dazu kommt, historisch betrachtet, eine niedrige Quote an Problemkrediten», sagte Mit-Autor Michael Dawson-Kropf.

Die Risikokosten würden allein aus makroökonomischen Gründen steigen und Banken mit grosser Kapitalmarktabhängigkeit würden erhebliche Rückgänge der Ertrage gegenüber dem sehr guten Jahr 2021 zu verzeichnen haben. Unterstützung komme wieder vom Zinsergebnis, jedoch unterschiedlich je nach Geschäftsmodell, Bilanzstruktur und Refinanzierungsmix. Zudem rechnen die Autoren damit, dass die hohen Kapitalkennziffern nur moderat zurückgehen werden.

Bei der Studie seien die Banken anhand sämtlicher gängiger Parameter für eine Ratingerstellung geprüft worden. Mit Blick auf die Immobilien-Kredite sei untersucht worden, ob die Kreditbücher auch bei einer Preiskorrektur halten. Zudem habe man untersucht welche Banken am stärksten von der Zinswende profitieren. Auch die Frage, welche Faktoren die Bonität der Banken zukünftig beeinflussen werden wurde angeschaut. Als neue Ratingtreiber würden dabei etwa ESG, die Eigenkapitalpuffer und die Fähigkeit Verluste zu verarbeiten in den Blick gerückt.

Bessere Kreditqualität als 2019

«Wider Erwarten hat die pandemiebedingte Rezession die Kreditqualität auf den ersten Blick nicht materiell belastet. Eine Vielzahl von Instituten weist eine bessere Kreditqualität aus als 2019. Denn die Jahre 2020 und 2021 waren durch die Covid-19 Rezession und eine schnelle, fiskal- und geldpolitisch unterstützte Erholung geprägt», so Dawson-Kropf weiter.

Überwiegend sei 2022 eine stabile Entwicklung und tragbare Belastungen im kommenden Jahr zu erwarten, die sich aber abhängig von unterschiedlichen Konjunktur-Szenarien verschärfen könnten.

Es gebe erhebliche Risiken im geopolitischen und makroökonomischen Bereich, die die Erwartungen kippen könnten. Demgegenüber sei das Upside für den Sektor begrenzt und reduziere sich auf wenige einzelne Namen.

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