Die Banking-App Yuh nimmt das Ende der Negatizins-Ära vorweg und zahlt als einer der ersten Schweizer Akteure wieder Sparzinsen. finews.ch hat CEO Markus Schwab gefragt, ob er damit einen Domino-Effekt auslöst.


Herr Schwab, die Banking-App Yuh prescht mit Sparzinsen von bis zu 0,5 Prozent vor. Rechnen Sie nun mit einem Run auf das neue Angebot?

Ein Run wäre natürlich eine tolle Sache! Im Wesentlichen geht uns aber darum, stets innovativ und agil dem Geschehen einen Schritt voraus zu sein. Aktuell reagieren wir deshalb proaktiv auf die Zinswende und möchten unseren Kundinnen und Kunden auch im Sparbereich ein attraktives Angebot machen. Unsere über 75’000 bestehenden Nutzerinnen und Nutzer können allesamt schon davon profitieren.

Unter Bankkadern hat das grosse Werweissen begonnen, wann und wie wieder Sparzinsen bezahlt werden sollen. Die Aktion von Yuh setzt die Konkurrenz nun unter Zugzwang – rechnen Sie mit einem Domino-Effekt?

Wir möchten immer einen Zug voraus sein. Wir haben mit Yuh den Vorteil, dass wir keine riesige Bilanz vor uns herschieben. Für eine grössere Bank ist der Entscheid, Spargelder wieder zu verzinsen, viel einschneidender.

«Wenn wir mit dieser Lancierung 200'000 Neukunden gewinnen, freut das auch Swissquote»

Ich rechne damit, dass viele Institute in einem ersten Schritt von den Negativzinsen abrücken, wenn die Schweizerische Nationalbank sich im Herbst zu einer neuerlichen Zinserhöhung entschliessen sollte.

Nach wie vor befindet sich die Schweiz aber im Negativzins-Umfeld. Das heisst, das Yuh bei den Sparzinsen Geld drauflegt. Wie viele neue Sparkunden können Sie sich überhaupt leisten?

Wir habend das Angebot vor Lancierung durchgerechnet. Wir können uns jeden Neuzugang leisten und freuen uns über alle neuen ‹Yuhser*innen›.

Die Bilanz, die Yuh einsetzt, ist ja nicht die eigene – sondern jene grössten Schweizer Online-Bank Swissquote. Gibt es ein Limit, das Ihnen das Swissquote-Hauptquartier in Gland VD gesetzt hat?

Wir haben grünes Licht von Swissquote für dieses Angebot. Wenn wir – gross gedacht – mit dieser Lancierung 200'000 Neukunden gewinnen würden, würde das Swissquote auch sehr freuen. Sollten wir keinen einzigen Kunden gewinnen, dann sind die Kosten neutral geblieben.

Yuh preist sich als Banking-App mit Zusatzfunktion zum Investieren an. Sind da die typischen Sparer überhaupt die richtigen Kunden für Sie?

Wir haben uns schon immer als Applikation für das ‹everyday banking› positioniert – unser «3-in-1»-Ansatz umfasst Zahlen, Sparen und Investieren. Von unseren Kundinnen und Kunden nutzen nur etwa die Hälfte die App, um ihr Geld anzulegen.

«Die Jungen denken durchaus ans Alter und die Rente»

Die Kartennutzung liegt hingegen bei über zwei Dritteln. Mit dem neuen Angebot forcieren wir also einen Pfeiler, der so immer schon vorhanden und erwünscht war. Und zum Sparen gehört auch die Vorsorge.

Haben Sie diesbezüglich schon etwas im Köcher?

Voraussichtlich werden wir Anfang 2023 ein Angebot im Bereich Säule 3a lancieren.

Ihre Kundschaft ist vergleichsweise jung. Diese Generation hat aufgrund der Tiefst- und Negativzinsen kaum Erfahrung mit Sparkonti. Mit welchen Reaktionen rechnen Sie?

Mit Positiven! Natürlich wird viel über die Konsumgesellschaft diskutiert. Aber die Jungen sind intelligent, sie wissen sehr wohl, dass sie für schlechte Tage vorsorgen sollten. Sie denken dabei durchaus auch ans Alter und die Rente. Dass wir hier schwierigeren Zeiten entgegensteuern, ist auch bei dieser Generation angekommen. Wir freuen uns sehr, dass wir mit dieser Einführung unsere Kundinnen und Kunden bestmöglich beim Sparen unterstützen können.


Markus Schwab wirkt seit dem Start von Yuh im Mai 2021 als CEO der Banking-App, hinter die Post-Tochter Postfinance und die Online-Bank Swissquote stehen. Schwab war zuvor fast 19 Jahre lang für Postfinance tätig; zuletzt hatte er dort die Rolle des Chief Business Officer Digital First Banking inne. 

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